Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(16): 1033-1039
DOI: 10.1055/a-1928-1360
Dossier

Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Prävention

Diabetes mellitus and cardiovascular prevention
Monika Kellerer
,
Hui Jing Qui
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Menschen mit Diabetes leiden überproportional häufig an Herzkreislauferkrankungen. Hierzu tragen auch komplexe metabolische Veränderungen und vermehrte Freisetzung von inflammatorischen Zytokinen aus dem Fettgewebe bei. Nicht zuletzt aufgrund der Herzkreislauferkrankungen liegt ein mindestens zweifach erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes vor, und die Lebenserwartung ist im Durchschnitt um etwa fünf bis sechs Jahre kürzer. Zur Prognoseverbesserung von Menschen mit Diabetes ist eine Reduzierung der kardiovaskulären Risikofaktoren unabdingbar.

Abstract

Diabetes mellitus is the most common metabolic disease with >500 million people affected worldwide and currently 8,7 million in Germany. About 90% of diabetes cases are due to type 2 diabetes mellitus (T2D). This form of diabetes is characterized by an increased release of proinflammatory adipokines, endothelial dysfunction and hyperglycemia, among others. Hypertension and dyslipidemia are also very commonly present. The prevalence of cardiovascular disease is about 2–3 times higher in T2D than in age-matched individuals without a diagnosis of diabetes. Cardiovascular mortality is also about twice as high in people with diabetes compared to a non-diabetic population. People with diabetes are therefore generally considered a high-risk cardiovascular group and require special attention in the diagnosis and treatment of cardiovascular disease. Contributing factors to reduce high cardiovascular risk include a healthy lifestyle, normalization of blood pressure, optimization of blood lipid levels, and specific diabetes therapy tailored to cardiovascular risk. This review addresses the specific treatment options for reducing cardiovascular risk in patients with diabetes mellitus.

Kernaussagen
  • Zusammengefasst ist bei Patienten mit Typ 2-Diabetes nach nationalen und internationalen Leitlinien folgende antihyperglykämische Therapie zur Reduzierung des kardiovaskulären Risikos indiziert:

  • Alle Patienten mit bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung sollen einen GLP-1-Rezeptoragonisten oder SGLT2-Inhibitor zur Reduktion arteriosklerotisch-kardiovaskulärer Ereignisse erhalten. Zur Reduktion des Risikos einer Hospitalisation aufgrund einer Herzinsuffizienz oder bei bestehender Herzinsuffizienz soll ein SGLT2-Inhibitor einsetzt werden.

  • Patienten mit Typ 2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung sollen einen SGLT2-Inhibitor erhalten, um das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verzögern und das kardiovaskuläre Risiko zu reduzieren. Sollten SGLT2-Inhibitoren nicht toleriert werden oder kontraindiziert sein, soll alternativ ein GLP-1-Rezeptoragonist zum Einsatz kommen.

  • Bei Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung, aber mit multiplen Risikofaktoren (z.B. Alter >55 Jahre, Adipositas, arterielle Hypertonie, Dyslipidämie, Albuminurie) kann ebenfalls ein GLP-1-Rezeptoragnonist oder ein SGLT2-Inhibitor zur Reduktion des hohen kardiovaskulären Risikos gegeben werden.

  • Diese antihyperglykämischen Therapieempfehlungen gelten unabhängig vom Ausgangs-HbA1c und unabhängig davon, ob primär bereits Metformin eingesetzt wurde oder nicht [3] [18].



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. August 2023

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