Heilpflanzen 2023; 03(02): 92-93
DOI: 10.1055/a-1929-7464
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Praxistipp

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Heimischer Schwarztee-Ersatz

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Blätter von Brombeere, Himbeere oder Erdbeere lassen sich wie Schwarztee fermentieren.Quelle: © A. Schütz/Thieme

In der Sommerhitze erfrischt Eistee aus gekühltem, schwarzem Tee auf angenehme Weise. Er kann dabei mit Zitronensaft, mit Minze oder Melisse verfeinert und nach Wunsch mit Zucker oder einem anderen Süßungsmittel leicht gesüßt werden.

Schwarzer Tee entsteht durch Fermentation der Blätter des Teestrauchs (Camellia sinensis), der vorwiegend in Asien kultiviert wird. Überraschend mag sein, dass sich auch die Blätter von Brombeere, Himbeere und Erdbeere fermentieren lassen, wobei sie ein ähnliches Aroma entwickeln, wie Schwarztee. Im Grunde lässt sich jedes Kraut, das als Tee verwendet wird, auch fermentieren beziehungsweise oxidieren, wodurch das Aroma kräftiger wird.

Sammeln Sie hierfür an einem trockenen Tag frische Blätter, die sie anschließend sichten, um unschöne oder von Käfern angefressene Blätter auszusortieren. Die verbliebenen Blätter auf einem sauberen Baumwoll- oder Leinentuch ausbreiten und einen Tag im Schatten anwelken lassen. Danach folgt der wichtigste Schritt: Die Zellstruktur der Blätter muss aufgebrochen werden, um den Fermentationsprozess zu ermöglichen. Zunächst können die angewelkten Blätter dafür mit der Schere in Streifen geschnitten werden – ich persönlich lasse sie aber lieber ganz. Die Blätter müssen nun kräftig mit den Händen geknetet werden. Alternativ das Tuch von allen Seiten über die Blätter schlagen und das Paket gründlich und kräftig mit der Teigrolle bearbeiten.

Tipp:

Bei der Verarbeitung von Brombeerblättern Handschuhe nicht vergessen, da diese stachelig sein können!

Im nächsten Schritt müssen die Blätter wieder auf einem Baumwoll- oder Leinentuch ausgebreitet werden. Aber Vorsicht: Das Tuch kann während der Fermentation bleibende Flecken bekommen, nehmen Sie deshalb lieber nicht das gute Tischtuch der Oma! Die ausgebreiteten Blätter nun leicht mit Wasser besprühen, am besten aus einer Sprühflasche. Sie sollten aber nicht nass, sondern höchsten „nebelfeucht“ sein. Dann werden die Blätter fest im Tuch eingerollt – die Rolle muss dabei richtig stramm zusammengewickelt werden. Danach die Rolle in eine Plastiktüte geben und so gut wie möglich die Luft herausstreichen, bevor sie verschlossen wird. Ideal ist hierfür ein Vakuumiergerät, das muss aber nicht sein. Die Tüte mit einem Gummiband verschließen. Nach 3–4 Tagen Reifezeit an einem warmen und gerne sonnigen Plätzchen, können die Blätter ausgepackt und richtig durchgetrocknet werden, bis sie „rascheltrocken“ sind. Das Trocknen gelingt zum Beispiel im Dörrautomaten, bei 40 °C im leicht geöffneten Backofen oder einfach auf einem Tuch und einem Wäscheständer. Zur Teezubereitung 1 EL der getrockneten Blätter mit 0,5 l kochendem Wasser übergießen, und etwa 5–8 Minuten ziehen lassen.


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Publication History

Article published online:
26 June 2023

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