Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(04): 270-283
DOI: 10.1055/a-2029-6126
CME-Fortbildung

Glukokortikoidanwendung und Diabetes mellitus – Pathogenese, Diagnostik und Therapie

Lea Tschaidse
,
Matthias Auer
,
Nicole Reisch
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Seit langem sind Glukokortikoide zentraler Bestandteil der Therapie entzündlicher und immunvermittelter Erkrankungen. Trotz ihrer Wirksamkeit verursachen sie metabolische Nebenwirkungen, insbesondere Störungen des Glukosestoffwechsels. Ein Glukokortikoid-induzierter Diabetes mellitus entsteht durch erhöhte Insulinresistenz, verminderte Insulinsekretion und gesteigerte Glukoneogenese. Eine strukturierte Diagnostik und individualisierte Therapie sind entscheidend.

Abstract

Glucocorticoids have been essential in treating inflammatory and immune-mediated diseases since 1948. However, they often cause metabolic side effects, especially disturbances in glucose metabolism. Glucocorticoid-induced diabetes mellitus (GIDM) may result from increased insulin resistance, reduced insulin secretion, and enhanced gluconeogenesis. Hyperglycemia affects over 30% of treated patients, with up to 20% developing new-onset GIDM. Risk factors include dosage, duration, glucocorticoid type, age, obesity, and pre-existing glucose disorders. Diagnosis follows standard diabetes criteria, considering timing of glucocorticoid use. Targeted glucose monitoring enables early detection. Treatment aligns with type 2 diabetes guidelines, often requiring insulin in high-dose, short-term therapy. Insulin regimens should be tailored and adjusted regularly. The goal is near-normal glycemia to reduce morbidity and mortality. Structured diagnostics and individualized therapy are key to effective GIDM management.

Kernaussagen
  • Glukokortikoide sind aufgrund ihrer antiinflammatorischen und immunsuppressiven Wirkung in der Medizin unverzichtbar.

  • Doch die möglichen Nebenwirkungen, insbesondere die Entwicklung eines Glukokortikoid-induzierten Diabetes mellitus bzw. einer Hyperglykämie werden unterschätzt und unterdiagnostiziert, obwohl die damit einhergehende erhöhte Morbidität und Mortalität bekannt sind.

  • Aufklärung und Schulung der Patienten und des medizinischen Personals, sowie eine engmaschige Blutzuckerkontrolle und die Identifikation von Risikogruppen, sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting, sind für eine frühzeitige Erkennung und adäquate glykäme Kontrolle essenziell.

  • In den meisten Fällen ist Insulin die bevorzugte Therapie; Lebensstil-Veränderungen und der Einsatz von oralen Antidiabetika sind in bestimmten Fällen jedoch ebenfalls sinnvoll und möglich.

  • Grundsätzlich sollte ein individueller Therapieansatz unter Berücksichtigung der Patienten- als auch Glukokortikoidtherapie-spezifischen Aspekte berücksichtig werden, um eine optimale Blutzuckerkontrolle zu erzielen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. August 2025

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