Kinder- und Jugendmedizin 2023; 23(02): 88-89
DOI: 10.1055/a-2047-5714
Zu diesem Heft

Diabetes im Kindes- und Jugendalter

Wieland Kiess
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Prof. Dr. med. Wieland Kiess

In der hier vorliegenden Ausgabe unserer Zeitschrift Kinder- und Jugendmedizin präsentieren wir Ihnen vier wichtige Themen aus dem Bereich der Kinderdiabetologie: Erstens werden Daten aus dem Sächsischen Kinder-Diabetes-Register von Herrn Dr. U. Manuwald in 2 Manuskripten dargestellt. Die Thematik ist für die praktisch tätige Kinderärztin/den praktisch tätigen Kinderarzt von höchster Wichtigkeit: Diese neuen Daten zur Diabetesepidemiologie zeigen, dass die Häufigkeit des Typ-1-Diabetes in den letzten Jahrzehnten weiterhin ansteigt und kontinuierlich ansteigen wird. Wie andere europaweit durchgeführte Studien präsentieren, ist gerade auch die Diabetesrate bei sehr jungen Kindern im Ansteigen begriffen.

Immer noch ist die Ketoazidoserate bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen auch im internationalen Vergleich zu hoch! Wir brauchen effiziente, niederschwellige und erfolgreiche Präventionsprogramme wie zum Beispiel flächendeckendes Antikörper- und vielleicht Genetikscreening sowie Informationskampagnen und Awareness-Kampagnen, die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Ärztinnen und Ärzte von den einfachen Regeln der Erkennung einer Diabetesmanifestation überzeugen: Viel trinken, viel Urin lassen und Gewichtsabnahme sind nun einmal die 3 Kardinalsymptome eines Diabetes bei Manifestation! Während die Ketoazidoserate bei Kindern und Jugendlichen mit bekanntem Typ-1-Diabetes im internationalen Vergleich eher in Deutschland niedrig ist, so ist die Ketoazidoserate bei Manifestation gerade auch in unserem Typ-1-Diabetes-Register bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen als viel zu hoch einzuschätzen!

Frau Professorin Karges führt uns in die Welt der Autoimmunerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes ein: Während die Typ-1-Diabetes-Erkrankung an sich selbst ja eine Autoimmunerkrankung ist, so ist es wichtig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass andere Autoimmunerkrankungen besonders die Zöliakie und die Autoimmunthyreoiditis bei Kindern mit Typ-1-Diabetes gehäuft vorkommen. Entsprechende Screeningprogramme sind in allen Leitlinien festgeschrieben und müssen konsequent bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes durchgeführt werden!

Unsere Psychologinnen in Leipzig, die im Team der Kinderdiabetologie arbeiten, präsentieren ein wichtiges Manuskript zur psychologischen Diagnostik und Intervention bei Hypoglykämieängsten von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien! Hypoglykämieängste können psychische Themen und Erkrankungen hervorrufen, sie können aber auch und gerade dazu führen, dass eine bewusst herbeigeführte Hyperglykämie quasi als Schutz vor Hypoglykämie vorgehalten wird und damit die Langzeitprognose der Diabeteserkrankung verschlechtert. Schließlich sind Ängste von Eltern und Erziehungsberechtigten vor einer drohenden Hypoglykämie und womöglich assoziierten Krampfanfällen ein für die Familien sehr belastendes Thema, das manchmal zu wahrer Kontroll- und Überwachungseskalation führt. Kein Jugendlicher möchte von seinen Eltern konstant überwacht und kontrolliert werden. Dies gilt selbstverständlich auch für Jugendliche mit Typ-1-Diabetes!

Da die Häufung des Typ-1-Diabetes im Kindes- und Jugendalter in Deutschland inzwischen eine durchaus hohe Prävalenz und Inzidenz angenommen hat, muss jeder praktisch tätige Kinder- und Jugendarzt immer wieder sich über dieses Thema kundig machen und Bescheid wissen.

Das Schwerpunktheft Diabetes ergänzt ein zusätzliches Manuskript zum Thema Prävention des Schütteltraumas. Gerade unsere Leipziger Klinik kümmert sich im Rahmen der Childhood Foundation und unseres Childhood Hauses um Themen des Kinderschutzes und der Prävention von Kindesmisshandlung und Kindeswohlgefährdung. Das Schütteltrauma im Säuglingsalter ist eine häufig besonders schwer verlaufende Kindesmisshandlung. Die Prävention des Schütteltraumas stellt entsprechend eine wichtige Aufgabe für uns alle dar.

An dieser Stelle dankt die Schriftleitung sehr herzlich allen Autorinnen und Autoren unseres Heftes Nr. 2 im Jahre 2023 und natürlich auch den Leserinnen und Lesern unserer Zeitschrift.

Prof. Dr. med. Wieland Kiess

Schriftleiter



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Article published online:
19 April 2023

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