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DOI: 10.1055/a-2107-3964
Diabetestechnologie als wichtige Säule der Diabetestherapie



Diabetestechnologie hat sich zu einer wichtigen Säule der Diabetestherapie entwickelt. Betraf das bis Anfang der 1980er Jahre nur die Spritzentechnik, so kamen noch in jenem Jahrzehnt die Blutzuckerselbstmessung, erste Insulinpens und auch erste, durch die Patienten im Alltag verwendbare Insulinpumpen hinzu. Begleitet wurde dies durch immer mehr verfeinerte Technik, wie Lanzetten, Stechhilfen, feine Kanülen für Insulinpens und Infusionssets für die Insulinpumpentherapie (CSII). Dies alles sorgte für eine vereinfachte, vor allem aber weitgehend schmerzarme Anwendung der Produkte. Für die Anwender, überwiegend Patienten mit Insulinbehandlung, bedeutete das eine breitere Nutzung der Diabetestechnologie als eine Voraussetzung zur Umsetzung physiologischerer Formen der Insulintherapie, wie die ICT (intensivierte konventionelle Insulintherapie) und die CSII. Die vereinfachte Therapieführung verringerte Anwendungsfehler, z.B. bei der Insulindosierung und entlastete die Patienten. Darüber hinaus ließ sich die Insulingabe mit Pens und Pumpen weitgehend unbemerkt im Rahmen des öffentlichen Lebens durchführen und trug so weniger zur Stigmatisierung der Patienten bei.
Das alles erfüllte aber noch nicht den Wunsch der Patienten nach einem künstlichen Pankreas, was die eigene Aktivität in den Hintergrund treten lässt und sozusagen „vom Diabetes befreit“. Inwieweit dieser Wunsch umsetzbar ist, wird sich zeigen. Eine „technische Heilung“ erscheint auch heute nicht ganz realistisch. Die automatisierte Insulindosierung ist aber Realität. Aktuell gibt es in Deutschland fünf AID-Systeme (AID ̵ Automated Insulin Delivery), welche als Hybrid die basale Insulinzufuhr bedarfsgerecht realisieren und automatisch Korrekturboli abgeben. Den Mahlzeitenbolus geben sich die Anwender noch selbst, wobei es dabei nicht mehr auf die exakte Angabe der Kohlenhydratmenge ankommt. Dazu wird in diesem Heft ein aktuelles Update gegeben.
Möglich wurde dies nur durch die Entwicklung des kontinuierlichen Glukosemonitorings (CGM) als ein essenzieller Bestandteil eines AID. Diese Methode hat seit 1999 eine zunehmende Verbreitung gefunden und wird aktuell von 7 Millionen Patienten weltweit angewendet. Die Anwendungsbreite betrifft die Unterstützung des Diabetesmanagements, die Integration in AID-Systemen, die teilweise Substitution der Blutzuckermessung und den Einsatz in der Digitalisierung. CGM ist also ein Werkzeug für alle Patienten, auch solche mit Typ-2-Diabetes. In diesem Heft wird detailliert auf Stellung und Nutzung von CGM eingegangen.
Bedingt durch die Fortschritte in der Informationstechnologie, man denke nur an die Verbreitung von Smartphones im Alltag, hat sich eine weitere Säule der Therapieunterstützung entwickelt: Digital Heals. Zu diesen Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) finden Sie einen umfassenden Überblick von Maxi Pia Bretschneider und Prof. Peter Schwarz. Dabei wird auf die wichtigsten Entwicklungen bei den DiGAs eingegangen und deren Anwendung diskutiert.
Ich hoffe, dass Sie hiermit einen guten Einblick über die aktuelle Diabetestechnologie bekommen und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.
Andreas Thomas
Publication History
Article published online:
17 October 2023
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