Die Wirbelsäule 2025; 09(03): 163-175
DOI: 10.1055/a-2121-2666
CME-Fortbildung

Spinale Eingriffe bei schwangeren Patientinnen

Spinal Interventions in Pregnant Patients
Vicki Marie Butenschön
,
Bernhard Meyer
,
Maria Wostrack
Preview

Mit seit Jahren zunehmendem Alter der Mutter bei der Geburt ihres ersten Kindes steigt die Anzahl der schwangeren Patientinnen mit Wirbelsäulenpathologien. Nach wie vor bestehen hier weit verbreitet Unklarheiten bezüglich Möglichkeiten der Diagnostik, der operativen und konservativen Therapie sowie zum klinischen Verlauf der Schwangerschaft nach spinalen Eingriffen. Dieser Beitrag zeigt, welche präoperative Diagnostik und wie spinale OP-Techniken bedenkenlos angewendet werden dürfen.

Abstract

The increasing age of pregnant patients has led to a rise in spinal pathologies during pregnancy, necessitating specific considerations for their management. We present a treatment algorithm encompassing preoperative diagnostics, intraoperative care – including anesthesia, fluoroscopy, patient positioning, and monitoring – and postoperative pain management. Spinal MRI remains the diagnostic gold standard. From the 12th week of pregnancy, left lateral positioning helps reduce aortocaval compression. The use of fluoroscopy must balance diagnostic benefits against radiation risks. Preoperative antibiotics, such as cefuroxime, are deemed safe. Ultrasound evaluations and, from the 24th week onward, CTG monitoring of the fetus are recommended. Paracetamol and opioids are preferred for pain management, while NSAIDs should be avoided in late pregnancy. Necessary surgery should not be delayed, and elective procedures can be deferred until postpartum based on individual risk assessments. Conclusion: Spinal interventions in pregnant patients are safe when proper anesthesia, fluoroscopy, and monitoring are employed.

Kernaussagen
  • Spinale Eingriffe bei schwangeren Patientinnen sind unter Berücksichtigung der Vorsichtsmaßnahmen bei Narkose und Durchleuchtung sicher.

  • Das spinale MRT stellt den Goldstandard der Diagnostik dar.

  • Die kontinuierliche Überwachung der hämodynamischen Parameter und der respiratorischen Sauerstoffversorgung sind während des operativen Eingriffes zu berücksichtigen.

  • Im 1. Trimenon ist eine gesonderte Lagerung nicht notwendig. Ab der 12. SSW empfehlen wir die Linksseitenlage oder die 75° schräge Linksseitenlage zur Reduktion der aortokavalen Kompression.

  • Die intraoperative Röntgendurchleuchtung zur Höhenlokalisation sollte gegen das Risiko der schädlichen Effekte durch die ionisierende Strahlung abgewogen werden.

  • Die präoperative reguläre Antibiotikumprophylaxe mit Cefuroxim oder Unacid gilt als sicher und kann im Rahmen von Wirbelsäuleneingriffen in der Routine angewandt werden.

  • Vor und nach der Operation sollte eine konsiliarische Ultraschallkontrolle der schwangeren Patientin durchgeführt werden. Zusätzlich erfolgt bei Patientinnen ab der 24. SSW die prä-/postoperative oder kontinuierliche CTG-Überwachung des ungeborenen Kindes.

  • Paracetamol und Opioide stellen die Schmerztherapeutika der Wahl bei sorgfältig geprüfter Indikation dar. Vor allem im 3. Trimenon sollten NSAIDs und Metamizol nicht eingesetzt werden.

  • Aufgrund der bestehenden Datenlage sollte eine notwendige operative Therapie an der Wirbelsäule bei einer schwangeren Patientin weder verzögert noch verweigert werden. Elektive Eingriffe sollten, wenn vertretbar, auf einen Zeitpunkt nach der Schwangerschaft verschoben werden. Dies sollte jedoch individuell mit der Patientin auch im Hinblick auf gegebenenfalls notwendige langfristige Schmerzmitteleinnahme und Immobilisation abgewogen werden.



Publication History

Article published online:
04 August 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany