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DOI: 10.1055/a-2130-2901
Internationale Studienergebnisse

Funktionell neurologische Erkrankungen – Funktioneller Tremor


„Funktionelle Störung“ ist nicht jedem ein Begriff. In den letzten Jahren hat die Bezeichnung „funktionell“ vorherige Bezeichnungen wie konversive, psychogene, nichtorganische, somatoforme und medizinisch nicht erklärbare Störung nach und nach ersetzt. Bisher ist die Studienlage dünn und das Wissen darüber unter nicht spezialisierten Ärzt*innen und Therapeut*innen gering.
Der im Jahr 2022 erschienene Übersichtsartikel „Funktioneller Tremor“ von Schwingenschuh und Espay ist Teil des Artikels „Tremor“ von Truong et al. Die Autor*innen sammeln in dem Artikel diagnostische und therapeutische Ansätze und betrachten die jeweilige Studienlage. Spezialisierte neurologische Ärzt*innen stellen die Diagnose nach dem Rule-in-Prinzip, was bedeutet, dass auf positive Zeichen während der Anamnese und der Untersuchung geachtet wird. Das Vorhandensein dieser Zeichen ist essenziell, sodass der Ausschluss anderer neurologischer Erkrankungen nicht automatisch zur Diagnose führt. Typische Zeichen für eine funktionelle Störung sind in der Anamnese ein plötzlicher Beginn, Inkonsistenz, Nichtansprechen auf Tremormedikamente, Ansprechen auf Placebos und Remission bei Psychotherapie. Ärzt*innen können bei der klinischen Untersuchung zum Beispiel eine wechselnde Frequenz, vergrößerte Amplitude bei zusätzlichem Gewicht, Verlagerung des Tremors bei Festhalten des betroffenen Körperteils und Unterbrechung des Tremors bei DualTask feststellen.
Die Autor*innen recherchierten, dass sich in der Behandlung medikamentöse Interventionen als wenig wirksam erwiesen haben. Wirkungsvoll scheinen dagegen Physiotherapie, Kognitive Verhaltenstherapie, Psychodynamische Psychotherapie und Biofeedback. Die Studienlage ist jedoch sehr mangelhaft und es fehlt an einheitlichen Outcome-Messverfahren.
Fazit für die Praxis
Als Therapeut*innen stoßen wir nicht selten auf Patient*innen, deren Symptome zu einer funktionellen Erkrankung passen. Bei Verdacht ist es sinnvoll, Spezialisten zu kontaktieren und sich über mögliche Assessments und Screenings sowie eine geeignete Behandlung zu informieren.
ls
J Neurol Sci 2022; 435: 120208
Publication History
Article published online:
17 November 2023
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Georg Thieme Verlag KG
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