Rofo 2023; 195(12): 1071-1072
DOI: 10.1055/a-2158-1663
Brennpunkt

Kommentar zu „NACHHALTIGKEIT POLITIK – Mit Power-Cycling Strom sparen“

Tobias Heye
1   Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz
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Die Folgen des fortgesetzten CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre unseres Planeten Erde werden in den letzten Jahren immer deutlicher. Der Klimawandel hat eingesetzt mit vielen der vorhergesagten Konsequenzen. In anderen Bereichen werden aktiv Maßnahmen getroffen, um eine Reduktion des CO2-Ausstoßes zu erreichen. Im Gesundheitssektor und der Radiologie ist die Betrachtung der Nachhaltigkeit erst kürzlich in den Vordergrund getreten [1], teilweise motiviert aufgrund steigender Energiekosten.

Dabei hat der Gesundheitssektor einen Anteil von ca. 5% an den globalen CO2-Emissionen [2]. Die Radiologie trägt hier wesentlich bei aufgrund des energieintensiven Betriebes der radiologischen Großgeräte CT, MRI, PET-CT und Angiographie-Anlagen. Die Infrastruktur im Gesundheitssystem ist auf Hochverfügbarkeit und 24/7-Betrieb ausgelegt, Effizienz der Systeme sind diesen Zielen untergeordnet. Radiologische Großgeräte sind energiehungrig im Betrieb und ineffizient in der Energienutzung, das CT verbraucht 2/3 der Energie nicht-produktiv, das MRI 1/3 während der «Gerät aus»-Phase [3].

Die vorliegende Arbeit zeigt eindrücklich das Einsparpotenzial an Energie, Kosten und CO2-Emissionen im MWh- und Tonnen CO2-Bereich durch relativ einfache Maßnahmen, einmal das einfache Ausschalten von MRI-Geräten über Nacht und zum anderen für einen Stromsparmodus, der während der «Gerät aus»-Phase greift. Zu beachten ist, dieser Stromsparmodus ist nicht standardmäßig aktiviert und nur von einem Hersteller verfügbar. Durch eine Hochrechnung der erzielten Einsparung auf nationaler Ebene machen die Autoren der Studie deutlich, welch großer Hebel zur Effizienzsteigerung des Betriebes der radiologischen Geräte und damit der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit vorhanden ist.

Das ist das wichtigste Resultat und die wichtigste Botschaft der vorliegenden Arbeit: Die Radiologie hat einen großen Anteil am Problem des Energieverbrauchs und damit verbundener CO2-Emissionen, daher kann sie einen großen Beitrag zur Lösung durch Optimierung und Effizienzsteigerung leisten. Dabei tragen sowohl die Nutzer der Geräte, Medizinische Technolog*innen für Radiologie und Radiolog*innen als auch die Hersteller die Verantwortung, tätig zu werden.

In Deutschland sind ca. 3000 CTs und 3000 MRIs im Betrieb, viele davon werden nicht außerhalb der Betriebszeiten ausgeschaltet. Einfaches Ausschalten bewirkt eine deutliche Reduktion des Energieverbrauches. Ein werktags betriebenes Gerät (8–18 Uhr=50 Stunden) ermöglicht eine Ausschaltzeit von 118 Stunden während einer Woche mit gesamt 168 Stunden. Den nicht-produktiven Energieverbrauch zu identifizieren und zu reduzieren ist die einfachste und schnellste Methode für radiologische Institute und Krankenhäuser, deutliche Einsparungen im Energieverbrauch zu realisieren [4]. Weitere Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung liegen in der Verkürzung der Untersuchungsprotokolle, Reduktion «unnötiger» und «redundanter» Untersuchungen, Optimierung der Untersuchungs-Planung sowie die bessere Integration der Geräte mit der Gebäudetechnik, um Klimaanlagen effizienter zu betreiben.

Weitere Lösungen seitens der Hersteller werden wahrscheinlich aufgrund der Entwicklungszeit für Software und Hardware nicht kurzfristig verfügbar sein. Die Kommunikation mit dem jeweiligen Hersteller ist jedoch notwendig und wichtig, um das Thema Nachhaltigkeit zu verstärken und das Potenzial möglicher Effizienzsteigerungen vollumfänglich auszunutzen. Nur gemeinsames Handeln aller Beteiligten im Kleinen und Großen hat die Chance, die Nachhaltigkeit der Radiologie zu verbessern.



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Article published online:
17 November 2023

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