Aktuelle Rheumatologie 2024; 49(01): 34-41
DOI: 10.1055/a-2189-0527
Übersichtsarbeit

Handchirurgie bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen – ein Update

Surgery of Rheumatoid Deformities of the Hand: What is New?
Ralph Gaulke
1   Sektion Obere Extremität, Fuß- und Rheumachirurgie, Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
› Institutsangaben
Preview

Zusammenfassung

Die peripheren Gelenke an Händen und Füßen sind bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und hier insbesondere bei der rheumatoiden Arthritis und bei Arthritis psoriatica sehr häufig von der Entzündung betroffen. Neben den Gelenken sind besonders die Entzündungen der Sehnenscheiden zu beachten, da diese unbehandelt zu einer Durchwanderung der Sehne führen können welche dann Defektrupturen bedingen. Die Rekonstruktion dieser langstreckig geschädigten Sehnen ist aufwendig und die Ergebnisse sind schlechter als die der Tenosynovialektomie. Sollte eine ansonsten wirksamer Basistherapie an einzelnen Gelenken der Hand nicht zu einer Beruhigung der Entzündung führen, so ist die operative Synovialektomie zum Gelenkserhalt indiziert. Da neben den Gelenken der Hand auch häufig Destruktionen mit Bewegungseinschränkungen am Schulter- und Ellenbogengelenk auftreten, sollte bei Destruktionen im Handgelenk nicht generell eine komplette Arthrodese durchgeführt werden, so lange noch Gelenkkompartimente erhalten sind. Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten durch karpale Teilarthrodesen die Schmerzen zu nehmen, das Handgelenk zu stabilisieren und eine Restbeweglichkeit zu erhalten. Für instabile und destruierte Fingergrundgelenke ist der Swanson-Spacer weiterhin der Goldstandard. Für die Fingermittelgelenke steht mittlerweile seit mehreren Jahren ein Oberflächenersatz zur Verfügung, welcher eine gute Osteointegration zeigt und damit die stielgeführten Prothesen, die in der Regel nicht einheilen oder gehäuft zu periprothetischen Frakturen führen, abgelöst hat. Die Operation sollte an der entzündlich-rheumatisch veränderten Hand streng aber dennoch konsequent und ohne zeitliche Verzögerung gestellt werden, um so viele Gelenke wie möglich zu erhalten. Da viele Destruktionen und Fehlstellungen entzündlich-rheumatischer Genese radiologisch posttraumatischen und degenerativen Veränderungen ähneln, aber dennoch unterschiedlicher chirurgischer Therapie bedürfen, sollten diese dem orthopädischen Rheumatologen zugeführt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und Folgeoperation möglichst zu vermeiden.

Abstract

The peripheral joints of the hands and feet are very frequently affected by inflammation in inflammatory rheumatic diseases, especially rheumatoid arthritis and psoriatic arthritis. In addition to the joints, particular attention should be paid to inflammation of the tendon sheaths, as this can lead to tendon invasion by synovitis if left untreated, which may cause defect ruptures. Reconstruction of these tendons defects is difficult with poorer results being achieved compared to tenosynovectomy. If an otherwise effective basic therapy fails to calm the inflammation in individual joints of the hand, surgical synovectomy is indicated for joint preservation. Since, in addition to the joints of the hand, destruction with limited range of motion also frequently occurs in the shoulder and elbow joints, complete arthrodesis should not generally be performed to treat destruction in the wrist as long as joint compartments are still preserved. Numerous options exist to relieve pain, stabilise the wrist, and preserve residual mobility through partial carpal fusion. For unstable and destroyed proximal finger joints, the Swanson spacer remains the gold standard. For several years, a surface replacement has been available for the proximal interphalangeal joints, which shows good osteointegration and has thus replaced the stem-guided prostheses, which usually do not heal or frequently lead to periprosthetic fractures. Surgery should be performed on the rheumatoid hand strictly, but consistently and without delay in order to preserve as many joints and tendons as possible. Since many destructions and deformities of inflammatory-rheumatic origin are radiologically similar to post-traumatic and degenerative changes, but require different surgical treatments, they should be referred to an orthopaedic rheumatologist in order to achieve the best possible outcome and avoid follow-up surgery, if possible.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. November 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany