Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(12): 1423-1424
DOI: 10.1055/a-2194-6980
DGGG
Mitteilungen aus der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG)

Geburtshilfe – Stellungnahme zur Auffrischimpfung gegen COVID-19 in der Schwangerschaft und Stillzeit

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e. V. (AGG), der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin e. V. (DGPM) und der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e. V. (DGPGM)
Redaktionsgruppe
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DGPM
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DGGG
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AGG in der DGGG
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DGPGM

Die SARS-CoV-2-Pandemie scheint vorbei, aber aktuell steigt die 7-Tage-Inzidenz wieder deutlich und erreichte Ende September 10 Fälle pro 100 000 Einwohner (tagesaktuell dem Corona-Pandemieradar zu entnehmen; siehe auch https://corona-pandemieradar.de/inzidenz). Es kann vermutet werden, dass die tatsächliche Inzidenz höher liegt, als dies die erkannten und gemeldeten Fälle nahelegen. Zudem kann in den Wintermonaten mit steigenden Infektionszahlen gerechnet werden.

Die zwischenzeitlich im Verlauf der Pandemie durch Impfung und/oder Infektion erworbene Immunkompetenz in der Bevölkerung trägt sicherlich dazu bei, dass das individuelle Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs der Erkrankung auch bei weniger aggressiver Virusvariante gering ist. Die Beurteilung des Risikos für schwangere und stillende Frauen durch die aktuell zirkulierenden Virusvarianten des SARS-CoV-2 wird durch eine unzureichende Datenlage erschwert.

Für Deutschland kann in Bezug auf schwangere Frauen auf Daten aus dem CRONOS-Register zurückgegriffen werden, in dem Daten zu mehr als 8000 Betroffenen bis Mitte 2022 gesammelt wurden. In dem CRONOS-Satellites-Projekt wurden zudem Daten zu mehr als 1200 in der Schwangerschaft geimpften Frauen im gleichen Zeitraum erhoben. Diese belegen ein höheres Risiko für ungünstige Ereignisse und Krankenhaus-Behandlung bei Infektion mit dem Virus in der Schwangerschaft. Der Schutz durch eine Impfung war nach den Auswertungen des CRONOS-Registers im Einklang mit internationalen Daten jedoch auch noch bei der weniger aggressiven Virusvariante Omicron nachweisbar: Geimpfte Frauen haben ein niedrigeres Risiko für eine stationäre Aufnahme und Behandlung wegen COVID-19 als ungeimpfte Frauen [1]. Auch wenn die Omicron-Virusvariante vergleichsweise mildere Krankheitsverläufe verursacht, sind die tatsächliche Auswirkung einer Infektion mit aktuell zirkulierenden Virusvarianten mangels systematischer Analysen nicht sicher einzuschätzen. Zusätzlich zum bestehenden Sicherheitsprofil des Impfstoffs [2] belegt eine neue US-amerikanische Auswertung des Center of Disease Control (CDC) aus dem Zeitraum März 2022 bis Mai 2023, dass Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft geimpft wurden, bis zum Alter von 6 Monaten nach der Geburt weniger häufig wegen COVID-19 stationär aufgenommen werden mussten [3].

Die aktuelle STIKO-Stellungnahme vom Februar 2023 [4] empfiehlt eine zusätzliche 2. Auffrischimpfung für schwangere Frauen mit einer Grunderkrankung und höherem Risiko wie Adipositas oder Diabetes mellitus/Gestationsdiabetes. Vor dem Hintergrund der bestehenden Sicherheitsdaten zum mRNA-Impfstoff Comirnaty (Biontech) und der grundsätzlichen Empfehlung zu Impfungen in der Schwangerschaft [2] kommt die Redaktionsgruppe der mitzeichnenden Fachgesellschaften zu dem Ergebnis, allen schwangeren Frauen sowie insbesondere Frauen mit Planung/Wunsch einer Schwangerschaft eine Auffrischimpfung mit einem Omikron-adaptierten angepassten Impfstoff zur Wintersaison zu empfehlen.

Diese Empfehlung steht im Einklang mit anderen internationalen Fachgesellschaften wie der SGGG, CDC, SMFM, RCOG [5] – [8] und in Analogie zur Influenza- und Pertussis-Impfung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. November 2023

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