Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(12): 671-672
DOI: 10.1055/a-2251-0827
Aktuell publiziert

Kommentar zu „Benralizumab reduziert Kortikosteroid-Bedarf“

Contributor(s):
Dirk Skowasch

Diese Meilensteinstudie SHAMAL zeigt, dass eine Reduktion der inhalativen Steroide (ICS) bei Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma, die unter Benralizumab beschwerdefrei sind, möglich ist. Im klinischen Alltag reduzieren viele Patienten ohnehin selbstständig ihre inhalativen Therapien bei gutem Therapieansprechen unter Antikörper-Behandlung, und die aktuelle S2k-Leitlinie [1] empfiehlt jetzt schon „eine bestmögliche Asthma-Kontrolle oder eventuell sogar eine Asthma-Remission mit so wenigen Medikamenten wie möglich und mit so wenigen Nebenwirkungen wie möglich zu erreichen“. Wir Ärzte und insbesondere Pneumologen sollten umdenken, dass eben nicht nur orale Steroide, sondern auch inhalative Steroide systemische Nebenwirkungen wie Nebennierenrinden-Insuffizienz, Katarakt, Osteoporose, Diabetes u.a. mit sich bringen können [2]. Die Asthma-Remission wird definiert als dauerhafte Abwesenheit von Asthma-Symptomen, dauerhafte Abwesenheit von Asthma-Exazerbationen, stabile Lungenfunktion und keinem Bedarf an systemischen Glukokortikoiden für die Behandlung von Asthma [1]. Da in SHAMAL Patienten eingeschlossen wurden, die mindestens 3 Benralizumab-Dosen erhalten haben (also mindestens 2 Monate Therapie), ist das Kriterium der Dauerhaftigkeit von 12 Monaten formal nicht für alle Patienten erfüllt; dennoch liegt zumindest ein gutes Therapieansprechen vor [3] [4], eine Remission dürfte bei den meisten Patienten auch erreicht sein. In diesem SHAMAL-Kollektiv konnten insgesamt 92% der Patienten ICS reduzieren, die mittlere ICS-Exposition wurde dabei um 73% reduziert. Prinzipiell empfiehlt es sich, bei diesen Patienten die ICS-Therapie nicht komplett abzusetzen, auch wenn darunter keine signifikanten Effekte auf die Asthmakontrolle und Exazerbationshäufigkeit zu erwarten wären. Da bei komplettem Absetzen ein signifikanter Abfall der Lungenfunktion und ein Anstieg des fraktionierten exhalierten Stickstoffmonoxids (FeNO) beobachtet wurden, sollten perspektivisch niedrige oder mittlere ICS-Dosen bei denjenigen Patienten angestrebt werden, die unter Antikörper-Therapie eine Remission erreichen können. FeNO könnte dabei helfen, Patienten mit höherem ICS-Bedarf zu identifizieren. Weitere Studien müssen zeigen, ob das Resultat auch auf andere Antikörper übertragbar ist.



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Article published online:
23 May 2024

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