Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(03): 91-99
DOI: 10.1055/a-2261-3753
Dossier

Nierenersatztherapie in Deutschland: Ein Überblick mit klinischem Fokus

Renal replacement therapy in Germany: An overview with a clinical focus
Marc Günther
,
Susi Knöller

Der Bedarf an Nierenersatztherapie (NET) in Deutschland wird vermutlich trotz wirksamer Medikamente weiter ansteigen. Ob Nierentransplantation, Peritonealdialyse und Hämodialyse/Hämodiafiltration, die Indikation und damit die richtige Auswahl der Patient*innen ist aus prognostischen, aber auch ökonomischen und ökologischen Gründen entscheidend. Der Beitrag beleuchtet die verschiedenen Verfahren im Vergleich und deren Möglichkeiten und Limitationen bei uns in Deutschland.

Abstract

In Germany, around 80000 people are currently dependent on permanent renal replacement therapy (RRT). Due to demographic developments and improvements in life expectancy, the prevalence will continue to increase even if the effects of newer pharmacological substances such as SGLT2 inhibitors and GLP1 agonists are promising in inhibiting progression. There are basically three different methods of renal replacement therapy and their variants: Kidney transplantation (KTX), peritoneal dialysis (PD), hemodialysis (HD)/hemodiafiltration (HDF). The life expectancy of dialysis patients is reduced by around 67% compared to the normal population, particularly due to cardiovascular and infection-related complications. PD and HD are considered to be equivalent in terms of mortality. Currently, HDF is increasingly coming back into focus after the last randomized controlled trial (CONVINCE trial) proved its superiority over conventional HD. Kidney transplantation is clearly superior to dialysis therapy in terms of life expectancy; according to a meta-analysis, the risk of death is reduced by around 55% in comparison.

Kernaussagen
  • Die Nierenersatztherapie ist in Deutschland eine lebensrettende Routinetherapie, allerdings überschattet von einer reduzierten Lebenserwartung, insbesondere durch eine hohe kardiovaskuläre Mortalität.

  • Welches Verfahren für den/die jeweilige Patient*in geeignet ist, hängt insbesondere von der Lebenssituation und den Komorbiditäten ab.

  • Die Nierentransplantation ist für geeignete Patient*innen hinsichtlich der Mortalität und Lebensqualität die mit Abstand beste NET, aber in Deutschland aufgrund des fehlenden Angebots an Spenderorganen limitiert. Die AB0-inkompatible Lebendspende ist inzwischen ein sicheres und etabliertes Verfahren.

  • Die Peritonealdialyse ist bezüglich der Mortalität der Hämodialyse gleichwertig und hinsichtlich der Lebensqualität für geeignete Patient*innen vorteilhaft. Auch aus ökonomischen und ökologischen Gründen sind Maßnahmen, die zu einer weiteren Verbreitung der PD beitragen, zu begrüßen.

  • Die Hämodialyse ist in Deutschland das am weitesten verbreitete Verfahren. Neuere Daten und Metastudien zeigen für geeignete Patient*innen eine niedrigere kardiovaskuläre Sterblichkeit unter HDF gegenüber der HD.



Publication History

Article published online:
14 January 2025

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