Notfallmedizin up2date 2025; 20(02): 225-245
DOI: 10.1055/a-2288-0764
Spezielle Notfälle

Notfälle in der außerklinischen Geburtshilfe

Pragmatische Handlungsempfehlungen zur intersektoralen Versorgung
Ulrich Pecks
,
Christine Silwedel
,
Kristina Stanzel
,
Peter Kranke
,
Johanna Büchel

Die Betreuung schwangerer Frauen erfordert Kenntnisse der spezifischen Physiologie und möglicher Komplikationen. Rettungsdiensteinsätze konzentrieren sich meist auf den Zeitpunkt vor einer Geburt. Wird der Rettungsdienst jedoch zu einer Geburt hinzugerufen, sind eine enge Abstimmung der sektorenübergreifenden Akteure und besonnenes Handeln besonders wichtig.

Kernaussagen
  • Im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft wird zwischen einem vorgeburtlichen Notfall und Notfällen bei stattfindender (peripartal) oder bereits erfolgter (postpartal) Geburt unterschieden.

  • Beim Transport von Schwangeren und auch Müttern mit ihren gerade neugeborenen Kindern richtet sich die Wahl der Zielklinik nach der Qualitätssicherungs-Richtlinie für Früh- und Reifgeborene (QFR-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses.

  • Für die Weiterbehandlung in der Zielklinik sind neben den Aussagen der Patientin und ihrer Angehörigen sowie ggf. dem Übergabeprotokoll einer Hebamme Informationen des Mutterpasses entscheidend.

  • Unter Umständen kann eine Geburtsbeendigung vor Ort durch den Rettungsdienst wegen des Platzangebots die sicherere Option sein. Das Team muss sich darauf vorbereiten, gleich zwei Patienten zu versorgen.

  • Aufgrund des hohen mütterlichen Blutungsrisikos ist es nach Entwicklung des Kindes zu bevorzugen, die Plazentageburt nicht abzuwarten und zügig den Transport in die Klinik einzuleiten.

  • Der Zustand des Kindes wird nach 1, 5 und 10 min mit dem APGAR-Score erfasst. Wichtigste Sofortmaßnahmen sind Wärme, Sicherstellung der Atmung, das Bonden mit der Mutter und die Beobachtung.

  • Die geburtshilfliche Notfallversorgung ist komplex, und Einsätze sollten im Idealfall regelmäßig trainiert werden. Wird regional außerklinische Geburtshilfe angeboten, sollte das Training kommunikativer Strukturen und von Notfallplänen idealerweise vor Ort erfolgen. Fachgesellschaften wie die Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG e. V.; https://www.ag-geburtshilfe.de) oder der wissenschaftliche Arbeitskreis Geburtshilfe in der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (https://www.ak-geburtshilfe.dgai.de) bieten Unterstützung an.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. Mai 2025

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