Summary
Akute Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen des Menschen.
Sie werden in der Regel antibiotisch therapiert. Dennoch treten bei 8–20 % der Betroffenen
innerhalb von 6–12 Monaten Rezidive auf. Wegen der zunehmenden Antibiotikaresistenzen
werden nicht antibiotische Therapieoptionen immer bedeutsamer, mit denen eine antibiotische
Langzeittherapie vermieden oder zumindest hinausgezögert werden kann. Im Rahmen einer
Stufentherapie können neben Verhaltensänderungen und Maßnahmen der Immunmodulation
verschiedene anitiinfektiv wirksame Phytotherapeutika wegen ihrer guten Verträglichkeit
adjuvant zur antibiotischen Therapie oder als Monotherapie beim Rezidiv und insbesondere
im Intervall langfristig eingesetzt werden. Neben einer Förderung der Durchspülung
lindern sie typische Symptome, wirken verschiedenen bakteriellen Virulenzfaktoren
entgegen und unterstützen körpereigene Abwehrmechanismen. Die Harnwegsdesinfizientien
Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel wirken zudem auf
verschiedenen Ebenen antibakteriell, Resistenzentwicklungen wurden bisher nicht beschrieben.
Weitere klinische Studien mit antiinfektiv wirksamen Phytopharmaka sollten zukünftig
besonders bei Risikogruppen wie z. B. geriatrischen Patienten oder Diabetikern durchgeführt
werden, um die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
zu bestätigen und um deren Akzeptanz mit dem Ziel der Vermeidung von Antibiotikaresistenzen
zu erhöhen.
Keywords
Phytotherapie - Harnwegsinfektionen - Antibiotika - Antibiotikaresistenz