Zusammenfassung
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine bis November 2022 haben fast 1 Million
Menschen Zuflucht in Deutschland gefunden. Trotz der Bemühungen, die Tuberkulose
(TB)-Fallzahlen zu senken, verzeichnete die Ukraine im Jahr 2020 eine hohe
TB-Inzidenz, insbesondere mit hohen Raten multiresistenter TB. Konflikte und
Kriege werden aufgrund von Verzögerungen bei der Diagnose,
Behandlungsunterbrechungen und erhöhten Ansteckungsrisiken mit der Ausbreitung
von TB in Verbindung gebracht. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
gingen aufgrund der Flüchtlingsbewegungen von einem Anstieg der TB-Zahlen in der
EU-Region aus. In Deutschland gibt es unterschiedliche Screening-Methoden für
Personen in Gemeinschaftsunterkünften, darunter Röntgenaufnahmen des Thorax oder
immunologische Tests. Eine im Arbeitskreis Tuberkulose des BVÖGD durch das DZK
durchgeführte Umfrage untersuchte die Methoden und Ergebnisse des TB-Screenings
für ukrainische Geflüchtete. Unter insgesamt 26 196 untersuchten Personen über
15 Jahren wurden 48 TB-Fälle entdeckt. Bei etwa 42% der Fälle handelte es sich
um eine multiresistente TB. Die Screening-Ergebnisse weichen sowohl von den
Schätzungen der WHO als auch von den im Jahr 2022 an das Robert-Koch-Institut
(RKI) gemeldeten TB-Fällen ab. Hier wird ein orientierender Vergleich der Zahlen
dargestellt. Die abweichenden Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer
kontinuierlichen Datenerhebung und -analyse, um Ressourcen und Interventionen an
die sich entwickelnde TB-Situation unter ukrainischen Geflüchteten in
Deutschland anzupassen, insbesondere angesichts des anhaltenden Konflikts und
der Möglichkeit einer künftigen Zunahme von TB-Fällen.
Abstract
Since the onset of the war in Ukraine until November 2022, nearly 1 million
people sought refuge in Germany. Despite efforts to reduce tuberculosis (TB)
cases, Ukraine had a high TB incidence in 2020, with increased rates of
multidrug-resistant TB. Conflict and war have historically been associated with
TB spread due to delays in diagnosis, treatment interruptions, and increased
transmission risks. The World Health Organization (WHO) estimated a rise in TB
cases in the EU region due to refugee movements. In Germany, screening methods
used in testing individuals in communal housing involving chest X-rays or
immunological tests were variable. A survey conducted by the DZK within the
nationwide TB working group evaluated TB screening methods and results for
Ukrainian refugees. Out of 26,196 individuals aged over 15, 48 TB cases were
detected, with a higher-than-expected incidence. About 42% of cases were
multidrug-resistant TB. The screening findings differed from both the WHO's
estimates as well as TB cases reported to the Robert Koch Institut (RKI) in
2022. A preliminary comparison of the numbers is presented here. The differing
results emphasize the need for ongoing data collection and analysis to adapt
resources and interventions to the evolving TB situation among Ukrainian
refugees in Germany, especially considering the ongoing conflict and potential
for increased TB cases in the future.
Schlüsselwörter
Meldedaten - Screening - Tuberkulose - Ukraine - Fallzahlen - WHO
Keywords
Screening - Tuberculosis - Ukraine - Incidence