Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat die Immuntherapie mit „checkpoint-inhibitoren“ (CI) wie Pebrolizumab, Ipilimumab und Nivulomab die
Behandlung von metastasierten malignen Melanomen, dem „non-small-cell-lung-cancer“ (NSCLC) und anderen bis dahin unzureichend
therapierbaren Tumorentitäten erheblich verbessert, wenn nicht gar revolutioniert.
Zahlreiche
prospektive und randomisierte Studien belegen dies mit hoher Evidenz. Bei der Therapie
mancher
Tumorentitäten spielen CI allerdings keine zentrale Rolle. Hierzu gehören die
Schilddrüsenkarzinome. Ein Grund hierfür ist die Effektivität der Behandlung mit primärer
Operation und ablativer Radioiodtherapie. Die Prognose der meisten Schilddrüsenkarzinome
ist
durch diese Therapieoptionen mit 5-Jahres-Überlebensraten von mehr als 95% sehr günstig.
Klinische Studien mit CIs sind daher in diesem Bereich wohl wenig relevant, da sie
auch bei
positivem Ergebnis das Überleben nur unwesentlich verbessern könnten. Die Prognose
der
schlecht differenzierten-, iodnegativen, anaplastischen und medullären Schilddrüsenkarzinome
ist hingegen weit ungünstiger. Es wurden zwar Multikinaseinhibitoren wie Lenvatinib,
Sorafenib
und Cabozantinib mit einer Verbesserung des „progressionsfreien Überlebens“ (PFS)
zur
Behandlung zugelassen, keines dieser Medikamente hatte jedoch Einfluss auf das Gesamtüberleben
(OS). Zudem sind die MKIs für viele Patienten wenig verträglich und anfällig für die
Entwicklung von Resistenzen. Es ist naheliegend, dass die Immuntherapie am ehesten
für
Patientengruppen getestet werden sollte, die nicht (mehr) für eine Operation oder
Radioiodtherapie infrage kommen und für die keine Option einer Therapie mit MKIs mehr
besteht.
In diesem Zusammenhang wurden global zahlreiche Studien gestartet, von denen allerdings
nur
wenige bereits publiziert wurden. In Zukunft sind jedoch evidenzbasierte immuntherapeutische
Optionen für die Schilddrüsenmalignome zu erwarten. Es ist erfreulich, dass die erste
erfolgreiche klinische Studie zur Immuntherapie des anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms
(ATLEB-Studie) von einer deutschen Arbeitsgruppe durchgeführt wurde.
Abstract
Immunotherapy with „checkpoint-inhibitors“ (CI) such as Pebrolizumab, Ipilimumab und
Nivulomab has revolutionized the care of metastatic cancer. Controlled clinical trials
provide evidence that CIs improve over-all- and progression-free-survival of patients
with metastasized malignant melanoma, lung cancer and a number of other cancers. So
far, CIs do not play a central role in the management of thyroid cancer, as effective
therapeutic options such as surgery and radioiodine therapy are available and the
prognosis of most differentiated thyroid carcinomas is excellent. On the other hand,
anaplastic-, medullary and radioiodine refractory thyroid cancers are aggressive and
have a dismal prognosis. Therefore, immune-therapy may be a new treatment option for
these aggressive cancers. This review article will report how CIs work, at which points
of disease the immune system plays a role for thyroid cancer and discuss the published
and currently performed clinical trials about CI-treatment of thyroid cancer. It is
encouraging that the first clinical results (ATLEB-trial) about treatment of anaplastic
thyroid cancer with immune-therapy was published by German investigators.
Schlüsselwörter
Schilddrüsenkarzinom - Checkpoint Inhibitoren - Tumorimmunologie - Klinische Studien
Keywords
Thyroid cancer - checkpoint-inhibitors - tumor immunology - clinical trials