Pneumologie 2025; 79(01): 12-13
DOI: 10.1055/a-2372-9188
Pneumo-Fokus

Pneumonie – Mit elektronischem Verordnungssystem empirische Breitbandantibiotika-Anwendung reduzieren

Contributor(s):
Matthias Manych
Gohil SK. et al.
Stewardship Prompts to Improve Antibiotic Selection for Pneumonia: The INSPIRE Randomized Clinical Trial.

JAMA 2024;
331: 2007-2017
 

Die meisten Patienten mit Pneumonie können sicher mit Standardantibiotika behandelt werden können, die nicht Pseudomonas oder multiresistente Organismen (MDRO) abdecken. Dennoch werden diese Antibiotika initial zurückhaltend eingesetzt. Welche Auswirkungen algorithmische Echtzeitbewertungen und Handlungsempfehlungen für Patienten mit niedrigem Risiko für MDRO-Infektionen auf die empirische Anwendung von Breitbandantibiotika haben, untersuchten Shruti K. Gohil et al. in einer randomisierten Studie.


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An der Cluster-randomisierten Studie INSPIRE (Intelligent Stewardship Prompts to Improve Real-time Empiric Antibiotica Selection) nahmen 59 US-amerikanische Kliniken mit 96.451 Patienten teil. Dabei verglichen die Wissenschaftler das übliche Antibiotika-Stewardship (ABS) mit einem erweiterten Vorgehen, bei dem ein elektronisches Verordnungssystem (Computerized Physician Order Entry, CPOE) umgehend risikobasierte Therapieempfehlungen lieferte. Geprüft wurde der Antibiotikaeinsatz während der ersten drei Krankenhaustage (empirische Phase) bei nicht kritisch kranken Erwachsenen (≥18 Jahre) mit einer pneumoniebedingten Krankenhauseinweisung. Auslöser für den CPOE-Algorithmus waren Anforderungen für Breitbandantibiotika, die aus Nicht-Intensivstationen kamen. Hatten die Patienten ein niedriges geschätztes Risiko für MDRO-bedingte Pneumonien, empfahl das CPOE-System Standardantibiotika. Die Interventionsphase (übliches ABS oder CPOE-basiertes ABS) dauerte jeweils 15 Monate. Alle Verordnenden erhielten Aufklärungsmaterialien und entweder vierteljährliche (übliches ABS) oder monatliche (CPOE-gestütztes ABS) Beratungsgespräche.

Weniger Breitbandantibiotika-Anforderungen

30 Kliniken (47.029 Patienten) wurden für übliches und 29 Kliniken (49.422 Patienten) für CPOE-basiertes ABS randomisiert. In beiden Gruppen war der Anteil an positiven Kulturen, die Breitbandantibiotika erforderlich machten, vergleichbar: 3,9% (übliches ABS) vs. 3,4% (CPOE-basiertes ABS). Der Anteil MRSA- oder Pseudomonas-positiver Kulturen lag in beiden Gruppen unter 2%. Die Zeit unter Breitbandantibiotika-Therapie pro 1000 empirischen Tagen blieb mit üblicher ABS im Vergleich zu den Ausgangswerten unverändert (633 vs. 615,2 Tage). Dagegen verkürzte sich dieser Zeitraum mit CPOE-basierter ABS signifikant von 613,9 auf 428,5 Tage. Die Zeit unter Breitbandantibiotika-Therapie reduzierte sich durch CPOE-basiertes gegenüber üblichem ABS um 28,4% (p<0,001).


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Keine Sicherheitsunterschiede

Die Patientenanteile, die im Studienzeitraum auf die Intensivstation verlegt werden mussten bzw. eine Antibiotikaeskalation benötigten, betrugen 6,9 bzw. 11,9% (übliche ABS) und 6,7% bzw. 10,8% (CPOE-basiertes ABS). Beide ABS-Gruppen unterschieden sich hinsichtlich der Sicherheitsergebnisse bei Transfer auf die Intensivstation oder der Dauer des Krankenhausaufenthalts nicht signifikant.

Fazit

Antiobiotika-Stewardship mit Aufklärung, Feedback und der Umsetzung CPOE-basierter Empfehlung zum Einsatz von Standardantibiotika führte bei nicht intensivpflichtigen erwachsenen Pneumoniepatienten mit niedrigem Risiko für MDRO-Infektionen dazu, dass gegenüber üblichem ABS Breitbandantibiotika-Verordnungen deutlich zurückgingen.


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Matthias Manych, Berlin


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Publication History

Article published online:
22 January 2025

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