Neonatologie Scan 2025; 14(02): 145-160
DOI: 10.1055/a-2415-1587
CME-Fortbildung

Ernährung Frühgeborener und ihr Einfluss auf die Körperzusammensetzung

Cornelia Wiechers
,
Johanna Catharina Brückner
,
Axel R. Franz
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Die Ernährung eines unreifen Frühgeborenen stellt im neonatologischen Alltag eine besondere Herausforderung dar. Während sich bisher Studien zur Beurteilung des Wachstums von Frühgeborenen hauptsächlich auf anthropometrische Parameter oder den BMI konzentrierten, wird die Messung der Körperzusammensetzung ein immer wichtigeres Instrument, um eine detaillierte Beurteilung des Gesundheitszustands und der Auswirkungen von Ernährungsinterventionen zu erhalten.

Kernaussagen
  • Anthropometrische Parameter sind eher grobe Indikatoren, während die Messung der Körperzusammensetzung eine detailliertere Beurteilung des Gesundheits- und Ernährungszustands ermöglicht.

  • Eine Vielzahl an prä- und postnatalen Faktoren beeinflusst die Körperzusammensetzung Früh- und Neugeborener, die Ernährung der Frühgeborenen scheint hierfür eine besondere Rolle zu spielen.

  • Im letzten Schwangerschaftsdrittel – und analog bei einem Frühgeborenen auf der neonatologischen Intensivstation – nehmen die fettfreie Masse und die Fettmasse stark zu.

  • Die Körperzusammensetzung ändert sich im Laufe des Lebens, ein Reifgeborenes kommt mit einem prozentualen Körperfettanteil von ca. 9–12% zur Welt, in den ersten 3–6 Lebensmonaten, steigt dieser dann auf bis ca. 30% an.

  • Unreife Frühgeborene haben zum errechneten Geburtstermin einen etwa 1,5-fach höheren Körperfettanteil (16 vs. 11%) und eine etwa 400g geringere fettfreie Masse als Termingeborene.

  • Im Kindesalter sind ehemalige Frühgeborene zumeist leichter und kleiner, und weisen häufig einen niedrigeren Körperfettanteil bzw. eine niedrigere fettfreie Masse auf, im Erwachsenenalter scheinen vor allem frühgeborene Männer einen höheren Körperfettanteil im Vergleich zu ihren Altersgenossen zu haben.

  • Eine höhere Menge an fettfreier Masse bei Frühgeborenen am errechneten Termin scheint positiv mit der späteren neurokognitiven Entwicklung assoziiert zu sein. Eine sehr hohe Gewichtszunahme bei sehr unreifen Frühgeborenen war in einer großen Studie mit einer Adipositas im Alter von 12–48 Monaten vergesellschaftet.

  • Langfristig könnte durch die Bestimmung der Körperzusammensetzung die Ernährung von Frühgeborenen besser an individuelle Bedürfnisse angepasst werden, um ein adäquates Wachstum und eine optimale neurokognitive Entwicklung bei metabolischer Gesundheit zu erreichen.



Publication History

Article published online:
20 May 2025

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