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DOI: 10.1055/a-2465-6363
Venöser Abfluss erlaubt prognostische Aussage bei später EVT
The impacts of venous outflow profiles on outcomes among large vessel occlusion patients receiving endovascular treatment in the late window.
Eur Radiol 2024;
DOI: 10.1007/s00330-024-10742-3 Online ahead of print
Eine endovaskuläre Therapie (EVT) gilt mittlerweile als das Verfahren der 1. Wahl bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall durch Verschluss eines großen Gefäßes in der anterioren Zirkulation. Optimalerweise erfolgt die EVT so schnell wie möglich nach Auftreten der ersten Symptome, jedoch ist die Behandlung bis zu 24 h nach Auftreten der ersten Beschwerden möglich.
Allerdings kommt es bei etwa der Hälfte der Patienten, die in diesem späten Zeitfenster therapiert werden, zu ungünstigen Ergebnissen. Damit stellt sich die Frage nach prognostischen Faktoren für das Outcome bei diesen Patienten. Eine chinesische Arbeitsgruppe hat die Muster des venösen Abflusses als mögliche Kandidatenfaktoren genauer betrachtet.
Dieser venöse Abfluss wurde in der Single-Phase-CT-Angiografie nach dem COVES-Schema beurteilt. COVES steht für Cortical Vein Opacification Score und beurteilt das Ausmaß einer milchglasähnlichen Eintrübung in 3 Hirnvenen (V. anastomotica inferior, Sinus sphenoparietalis, V. media superficialis cerebri) auf einer 3-Punkte-Skala: 0: nicht sichtbar, 1: moderate Eintrübung, 2: vollständige Eintrübung. Ein COVES-Wert von 4–6 gilt dabei als günstiges, ein Wert von 0–3 als ungünstiges Zeichen.
Li et al. haben diesen Parameter in einer Subgruppe von 332 Patienten (Durchschnittsalter 66 Jahre, 63,6 % Frauen) einer größeren randomisierten Studie (Rescue-BT) untersucht. Alle diese Patienten waren erst ≥ 6 h nach Auftreten der ersten Symptome mittels EVT behandelt worden.
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Einen günstigen COVES-Wert zeigten 122 dieser Patienten (Gruppe 1),
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ein ungünstiger Wert lag bei 210 Patienten vor (Gruppe 2).
Als primären Endpunkt definierten die Forscher 0–2 Punkte auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS), entsprechend einer weitgehenden Unabhängigkeit im Alltag. Insgesamt 150 Patienten (45,1 %) erreichten den primären Endpunkt (im Median 2 mRS-Punkte), bei den restlichen 182 Patienten betrug der Wert im Median 3 Punkte.
Bei der weiteren Analyse fanden die Wissenschaftler, dass
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nur gut ein Drittel (37,6 %) der Patienten der Gruppe 2 (ungünstiger COVES) den primären Endpunkt erreichten, im Vergleich zu
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71 Patienten (58,2 %) der Gruppe 1 (günstiger COVES) (adjustierte Odds Ratio [aOR] 2,25 für ein positives Langzeitergebnis).
Dabei war die Aussagekraft des COVES unabhängig vom Ausmaß der arteriellen Kollateralenbildung.
Das Auftreten symptomatischer intrakranieller Blutungen innerhalb von 48 h (7,4 % in Gruppe 1 vs. 8,6 % in Gruppe 2) sowie die 90-Tage-Sterblichkeit (10,7 % vs. 21,0 %) unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.
Schließlich prüften die Forscher die Aussagekraft den COVES-Wert als günstigen prognostischen Marker bei 108 vergleichbaren Patienten einer auswärtigen Klinik und fanden bei dieser externen Validierung ähnliche Ergebnisse wie in der Entwicklungskohorte.
Das Profil des venösen Abflusses laut COVES kann bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall, bei denen erst im späten Zeitfenster (6–24 h nach Beginn der Symptome) eine EVT möglich ist, als aussagekräftiger prognostischer Marker dienen, fassen die Autoren zusammen. In der klinischen Praxis könnte der Wert den Interventionalisten als Entscheidungshilfe bei der Wahl der geeigneten Therapie in dieser Gruppe dienen.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
01. Januar 2025
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