PPH 2025; 31(03): 154-155
DOI: 10.1055/a-2535-5003
Rund um die Psychiatrie

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Schizophrenie zeigt sich in der Hirnstruktur

Universität Zürich

Die Symptome der Schizophrenie variieren stark von Mensch zu Mensch. Eine aktuelle Studie (doi:10.1176/appi.ajp.20230806) zeigt, wie sich diese Unterschiede in der Hirnstruktur widerspiegeln.

Schizophrenie ist eine vielschichtige psychische Erkrankung, welche die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen beeinträchtigt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich in den individuellen Ausprägungen der Krankheit: Bei manchen Patient*innen stehen vor allem Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund, bei anderen wiederum kognitive Beeinträchtigungen. „In diesem Sinne gibt es nicht eine Schizophrenie, sondern viele Schizophrenien, mit jeweils unterschiedlichen neurobiologischen Profilen“, so Wolfgang Omlor, Erstautor der Studie und Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Um jeder dieser Schizophrenien gerecht zu werden, müsste ein präzisionsmedizinischer Ansatz gewählt werden – etwa durch Therapien, die genau zum jeweiligen neurobiologischen Profil passen. „Dafür sind Ansätze nötig, die sowohl nach individuellen Unterschieden wie auch nach Gemeinsamkeiten auf der neurobiologischen Ebene fragen“, erklärt Omlor.

Omlor und das Forschungsteam der Universität Zürich untersuchten in einer internationalen multizentrischen Studie die Variabilität der Gehirnstruktur von Betroffenen: Welche Gehirnnetzwerke zeigen einerseits besonders viel Individualität und welche besonders viel Gemeinsamkeit? Dafür untersuchten die Forschenden verschiedene Merkmale, darunter die Dicke und Oberfläche der Hirnrinde sowie das Faltungsmuster und das Volumen von tieferliegenden Hirnregionen. Die Daten stammen aus der ENIGMA-Kooperation, einem internationalen Forschungsprojekt, das in dieser Studie Bildgebungsdaten von über 6000 Personen aus 22 Ländern zusammenführte. Durch den Vergleich der Gehirnstrukturen zwischen mehreren tausend Patient*innen mit Schizophrenie und gesunden Personen konnte die Variabilität der Gehirnstruktur mit großer Zuverlässigkeit untersucht werden.

Während variable Gehirnstrukturen bei Schizophrenie möglicherweise Symptomunterschiede zwischen Patient*innen widerspiegeln, deutet die einheitliche Gehirnfaltung im mittleren vorderen Gehirnbereich auf ein entwicklungsbiologisches Merkmal hin, das schizophrenieerkrankte Patient*innen teilen. Da die Gehirnfaltung zum größten Teil in der frühen Kindheit abgeschlossen ist, scheint die Gehirnentwicklung in dieser Zeitspanne bei Patient*innen mit Schizophrenie weniger flexibel zu verlaufen, und zwar insbesondere in Bereichen, die für die Verbindung von Denk- und Fühlvorgängen zuständig sind.

„Diese Erkenntnisse erweitern das Verständnis für die neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie“, sagt Philipp Homan, Professor an der Universität Zürich und Letztautor der Studie. „Während einheitliche Gehirnfaltung auf mögliche Mechanismen der Krankheitsentstehung hinweisen, könnten Regionen mit hoher Variabilität der Gehirnstruktur für die Entwicklung von individualisierten Behandlungsstrategien relevant sein.“

Depression geht durch den Magen – Studie untersucht die Ernährungsvorlieben von depressiven Personen

Universitätsklinikum Bonn

Patient*innen mit Depressionen haben zwar generell weniger Appetit, bevorzugen aber dafür kohlenhydratreiche Nahrung. Das haben Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn sowie des Universitätsklinikums Tübingen herausgefunden. Die Ergebnisse sind im Fachjournal Psychological Medicine (doi:10.1017/S0033291724003581) erschienen.

Die Studie zeigt erstmalig, dass Depressionen mit spezifischen Veränderungen in den Essensvorlieben einhergehen, die sich durch die Zusammensetzung der gezeigten Lebensmittel gut erklären lassen. Entscheidend dafür sind sogenannte Makronährstoffe, aus denen unsere Nahrung besteht. Von diesen Bausteinen gibt es drei: Kohlenhydrate, Proteine und Fette. Kohlenhydrate sind dabei einer der Hauptenergielieferanten für die menschlichen Zellen.

Betroffene von Depressionen zeigen ein geringeres Verlangen nach fett- und proteinreichen Lebensmitteln im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen. Im Gegensatz zu diesen bevorzugen sie eher kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Süßigkeiten. In der Studie führte ein höherer Anteil von Kohlenhydraten auch zu einer Aufwertung von fett- und proteinreicher Nahrung bei Menschen mit Depressionen. Sie hatten also auch ein erhöhtes Verlangen nach Lebensmitteln, in denen zum Beispiel Fett und Kohlenhydrate kombiniert werden. Besonders fetthaltiges Essen begünstigt dabei eine eher ungesunde Ernährung.

Bislang wurde vermutet, dass das Verlangen nach kohlenhydratreichen Lebensmittel mit mehr Appetit zusammenhängt. „Wir konnten jetzt zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Tatsächlich hängt der Hunger nach Kohlenhydraten eher mit der allgemeinen Schwere der Depression, besonders der Angstsymptomatik zusammen“, erläutert Erstautorin Lilly Thurn, zum Zeitpunkt der Studie Mitglied des Teams von Prof. Nils Kroemer an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB und derzeit Masterandin an der Universität Maastricht.

Die Ergebnisse der Studie werfen nun weitere Fragen für die zukünftige Forschung und Behandlung auf. „Da kohlenhydrathaltige Lebensmittel die Belohnungsantwort im Gehirn über andere Signalwege steuern als fett- und proteinreiche Lebensmittel, könnte man daraus möglicherweise bessere Behandlungsansätze ableiten“, erklärt Korrespondenzautor Prof. Nils Kroemer, der am Universitätsklinikum Tübingen im Bereich Translationale Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und zudem als Professor für Medizinische Psychologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB tätig ist.

In Zukunft könnte man daher eine begleitende Therapie über die Ernährung testen, wenn bei einer Depression eine veränderte Vorliebe für bestimmte Lebensmittel auftritt. Es könnte zudem untersucht werden, ob durch die Optimierung der Ernährung eine dauerhafte Verbesserung der Depression möglich ist.

„Besonders vielversprechend erscheinen in Zukunft Therapien, die auf die Verbindung von Darm und Gehirn abzielen. Erste Studie zeigen bereits, dass Fasten oder auch probiotische Lebensmittel antidepressiv wirken können“, sagt Lilly Thurn. „Auch konnte untersucht werden, dass Menschen mit Depressionen Veränderungen in ihrem Mikrobiom aufweisen, die diverse Symptome verstärken könnten.“

DPR fordert Verankerung pflegefachlicher Expertise in Krankenhausvorständen – Pflege ist Führungsaufgabe

Deutscher Pflegerat

Der Deutsche Pflegerat e. V. (DPR) fordert eine stärkere Integration der Pflege in die Führungsstrukturen deutscher Krankenhäuser. In einem Forderungspapier betont der DPR die zentrale Rolle der Pflegefachpersonen für eine qualitativ hochwertige und wirtschaftlich stabile Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig fordert der DPR gesetzliche und organisatorische Maßnahmen, um die Pflege als gleichberechtigte Profession auf Vorstandsebene zu etablieren.

„Pflegefachliche Expertise ist unverzichtbar, um die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung zu bewältigen. Der steigende Bedarf an qualifizierter Pflege und eine alternde Gesellschaft machen pflegefachliche Führungskompetenzen unabdingbar. Es braucht pflegefachliche Führungskompetenz auf höchster Ebene, um die Versorgungsqualität langfristig zu sichern und die Wirtschaftlichkeit unserer Krankenhäuser zu erhalten und zu stärken“, erklärt Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats.

Das Forderungspapier nennt vier wesentliche Gründe, warum Pflege auf höchster Ebene vertreten sein sollte:

  • Patientensicherheit: Die Berücksichtigung pflegefachlicher Expertise sichert eine bedarfsgerechte Versorgung.

  • Qualitätsverbesserung: Strategische Entscheidungen unter Einbezug der Kompetenzen beruflich Pflegender verbessern maßgeblich die Versorgungsqualität.

  • Optimales Personal- und Prozessmanagement: Bessere Abstimmung zwischen Berufsgruppen steigert die Versorgungskapazitäten und optimiert Abläufe.

  • Wirtschaftliche Stabilität: Durch eine effiziente personelle Ressourcennutzung der Kompetenzen der Pflege und eine Fokussierung auf pflegerische Qualität können Kosten gesenkt und die wirtschaftliche Stabilität der Krankenhäuser verbessert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, fordert der DPR auf gesetzlicher Ebene:

  • gesetzliche Verankerung der Pflege in den Vorständen, basierend auf § 107 Abs. 1 Nr. 2 SGB V

  • Erweiterung der Verantwortung von pflegefachlichen Führungspersonen um strategische und wirtschaftliche Aufgaben im Sinne einer gleichberechtigten Führungsverantwortung

  • refinanzierter Aufbau von Stabsstellen für Pflegewissenschaft, Pflegecontrolling, Pflegepädagogik und pflegefachliches Qualitätsmanagement

  • Qualifikationsanforderungen für pflegefachliche Führungspersonen und entsprechende Fördermaßnahmen

Auf organisatorischer Ebene müssen diese Maßnahmen flankiert werden durch:

  • eine gleichberechtigte interprofessionelle Zusammenarbeit

  • die Berücksichtigung pflegefachlicher Bedarfe bei der Implementierung und Integration von digitalen und technologischen Innovationen

  • attraktive Arbeitsbedingungen und Aufstiegsperspektiven sowie Entscheidungsbeteiligung

  • eine Einbindung pflegefachlicher Vertretender in die Evaluation und Weiterentwicklung von Versorgungsprozessen

„Nur durch die gleichberechtigte Vertretung der Pflege auf höchster Ebene können wir die Zukunft der Gesundheitsversorgung sichern, die Attraktivität des Pflegeberufs nachhaltig stärken und die Stabilität des Gesundheitssystems sichern“, betont Maier.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025

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