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DOI: 10.1055/a-2569-9671
Zwangsarbeit, Tuberkulose und NS-„Euthanasie“
Die Ermordung von zivilen Zwangsarbeiter:innen in HadamarForced labor, tuberculosis and NS-“euthanasia”The murder of civilian forced laborers in Hadamar
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beleuchtet ein besonderes Kapitel der NS-„Euthanasie“-Verbrechen in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges. In Hadamar erfolgte durch die Ermordung von tuberkulosekranken Zwangsarbeiter:innen eine bis dato einzigartige Ausweitung der „Euthanasie“-Opfergruppe. Allem voran „rassische Minderwertigkeit“ und „Arbeitsunfähigkeit“ durch körperliche Erkrankungen waren die Gründe für die Ermordung mehrerer Hundert polnischer und sowjetischer Zwangsarbeiter:innen in der ehemaligen Landesheilanstalt Hadamar. An kaum einer anderen Verfolgten- und Opfergruppe wird das tödliche Potenzial der utilitaristischen, rassenhygienischen Gesundheitspolitik des NS-Regimes so deutlich.
Abstract
This article sheds light on a special chapter of Nazi “euthanasia” crimes in the final years of the Second World War. In Hadamar, the murder of forced laborers suffering from tuberculosis led to a hitherto unique expansion of the “euthanasia” victim group. Above all, “racial inferiority” and “inability to work” due to physical illness were the reasons for the murder of several hundred Polish and Soviet forced laborers in the former Hadamar state sanatorium. The deadly potential of the Nazi regime’s utilitarian, racial-hygienic health policy can hardly be seen so clearly in any other group of persecutees and victims.
Publication History
Article published online:
16 July 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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