Pneumologie
DOI: 10.1055/a-2594-5102
Originalarbeit

Entwicklung und Pilotierung einer evidenzbasierten Entscheidungshilfe zur Lungenkrebs-Früherkennung mittels Niedrigdosis-CT für ehemals asbestexponierte Beschäftigte

Development and pilot testing of a decision aid for early detection of lung cancer with low-dose CT offered to formerly asbestos-exposed employees
Helena Keller
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg, Deutschland
,
Felix Greiner
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg, Deutschland
,
Jan Heidrich
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg, Deutschland
,
Volker Harth
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations

Supported by: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) FF-FB 0325
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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bietet ihren ehemals asbeststaubexponierten Versicherten unter bestimmten Voraussetzungen ein sog. erweitertes Vorsorgeangebot zur Früherkennung von Lungenkrebs (EVA-Lunge) mittels Niedrigdosis-Computertomografie (Niedrigdosis-CT) an. Die Teilnahme ist freiwillig und an eine vorhergehende ärztliche Beratung gebunden. Evidenzbasierte Entscheidungshilfen können dazu beitragen, Betroffene über alle relevanten Aspekte der Früherkennung aufzuklären und somit auf das ärztliche Beratungsgespräch vorbereiten. Die Entwicklung einer entsprechenden Entscheidungshilfe und Pilotierung in der Zielgruppe stand daher im Fokus der vorliegenden Arbeit.

Material und Methoden

Auf Basis von Literatur- und Methodenrecherchen wurde eine evidenzbasierte Entscheidungshilfe für potenzielle Nutzerinnen und Nutzer von EVA-Lunge entwickelt. Dabei standen insbesondere der Nutzen und die Risiken des Niedrigdosis-CTs der Lunge im Vordergrund. Anschließend wurde die Entscheidungshilfe mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern hinsichtlich Verständlichkeit und Informationswert im Rahmen von qualitativen leitfadengestützten Interviews getestet. Die Transkripte der Interviews wurden inhaltlich-strukturierend nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse

Es wurden 13 Personen (alle männlich) im Rahmen der Pilotierung befragt. Diese haben die Entscheidungshilfe überwiegend gut verstanden. Schwer verständlich war jedoch die Darstellung des möglichen Nutzens in Form eines Piktogramms. Der Informationswert und der Nutzen wurden größtenteils als positiv bewertet, wobei viele Teilnehmer angaben, bereits gut über das Niedrigdosis-CT informiert zu sein. Einfluss auf die berichtete Entscheidungsfindung hatte die Entscheidungshilfe keinen, da u.a. das Vertrauen in die ärztliche Beratung groß ist. Die Entscheidungshilfe wird jedoch als eine nützliche Ergänzung angesehen, um sich mit der Thematik im Vorfeld auseinanderzusetzen. Die Gestaltung und den Umfang der Entscheidungshilfe empfanden die meisten Befragten als angemessen.

Schlussfolgerung

Insbesondere Erstnutzerinnen und Erstnutzer des erweiterten Vorsorgeangebots können von einer Entscheidungshilfe profitieren, da diese damit alle wichtigen Informationen zum Angebot erhalten. So können diese besser informiert in die ärztliche Beratung gehen und dort eine Entscheidung im Sinne eines Shared-decision-making-Prozesses treffen.

Abstract

Background

To prevent lung cancer-related death, the German Social Accident Insurance (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) offers lung cancer screening with low-dose computed tomography (LDCT) to persons older than 54 years with a history of occupational asbestos exposure and smoking (EVA-LCS). Participation is voluntary; however, it is subject to prior medical consultation. Evidence-based decision aids can inform eligible persons about relevant aspects of LDCT prior to medical consultation and thus contribute to independent and informed decision making.

Objective

The aim of this study was to develop an evidence-based decision aid and test it in a target group.

Materials and Methods

Based on literature search and methodological research, a decision aid focusing on benefits and risks of LDCT in EVA-LCS was developed. For the pilot-testing, eligible persons were interviewed regarding comprehensibility and information value of the decision aid. The semi-structured interviews were recorded, transcribed and content analysed according to Kuckartz.

Results

Interviews with 13 male participants were conducted. The decision aid was well accepted, and the content was understood by most of the interviewees. Ambiguities arose in the context of a pictograph displaying benefits of LDCT screening. The information value was found overall to be adequate. However, many participants considered themselves already well informed. Even though it became evident that trust in medical advice has a major influence on the decision, the decision aid was perceived as a good addition to inform oneself in advance. Additionally, most respondents rated the design and volume of the decision aid as appropriate.

Conclusions

First-time participants may benefit most from a decision aid as they get all relevant information about LDCT for EVA-LCS in one brochure. This may enable them to learn more about the benefits and harms and make an informed decision as part of the shared decision-making.

Zusatzmaterial



Publication History

Received: 30 January 2025

Accepted after revision: 22 April 2025

Article published online:
28 May 2025

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