Rofo
DOI: 10.1055/a-2594-7451
Review

MRT-Diagnostik der Finger – aktuelle Entwicklungen und klinische Relevanz

Article in several languages: English | deutsch
Thomas Bayer
1   Department of Radiology, University Hospitals Erlangen Department of Radiology, Erlangen, Germany (Ringgold ID: RIN197668)
2   Institute of Neuroradiology and Radiology, Klinikum Fürth, Fürth, Germany
,
Christoph Lutter
3   Department of Orthopedics, University Medical Center, Rostock, Germany
,
Rolf Janka
1   Department of Radiology, University Hospitals Erlangen Department of Radiology, Erlangen, Germany (Ringgold ID: RIN197668)
,
Michael Uder
1   Department of Radiology, University Hospitals Erlangen Department of Radiology, Erlangen, Germany (Ringgold ID: RIN197668)
,
Frank Roemer
1   Department of Radiology, University Hospitals Erlangen Department of Radiology, Erlangen, Germany (Ringgold ID: RIN197668)
4   Department of Radiology, Chobanian & Avedisian School of Medicine, Boston University, Boston, United States (Ringgold ID: RIN1846)
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Magnetresonanztomografie (MRT) gilt als exzellente Methode zur Darstellung der komplexen anatomischen und funktionellen Strukturen der Finger. Der hohe diagnostische Standard basiert auf zahlreichen technischen Entwicklungen der letzten Jahre zur Verbesserung der Weichteil-Differenzierbarkeit und Detailerkennbarkeit sowie der Einführung dynamischer, zeitaufgelöster Bildgebung zur Funktionsdiagnostik insbesondere der Sehnen.

Methode

Der Inhalt dieser Übersicht basiert auf einer Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und Google Scholar unter Verwendung der Suchwörter „Finger MRI“ und „Finger Imaging“ zur Beleuchtung des aktuellen Stellenwertes der MRT bei der Fingerdiagnostik.

Schlussfolgerung

Bedingt durch zahlreiche technische Optimierungen und die immer breitere klinische Verfügbarkeit ist die MRT der Finger zur weiterführenden Abklärung traumatischer und chronisch-orthopädischer Krankheitsbilder mittlerweile im Routineeinsatz nicht mehr wegzudenken. Die Finger-MRT spielt auch bei rheumatologischen und entzündlichen Fragestellungen sowie bei Tumoren eine immer größere Rolle, wobei das besonders hohe Potenzial zur Früherkennung kennzeichnend ist.

Kernaussagen

  • Die MRT ermöglicht eine präzise Differenzialdiagnostik aller Krankheitsbilder der Finger und ist bei der Abklärung traumatologisch/orthopädischer, rheumatologischer, entzündlicher und neoplastischer Fragestellungen nicht mehr wegzudenken.

  • Mehrkanalige Handspulen, Scanner mit hohen Magnetfeldstärken, sowie der Einsatz von Kontrastmittel haben zu einer Verbesserung der Evaluation mit Auflösungen im teils Submillimeterbereich beigetragen.

  • Durch die hochauflösende MRT inklusive der Möglichkeit zu funktioneller Untersuchung wird die Festlegung einer adäquaten Therapie und die Vermeidung von Folgeschäden auf hohem Standard gewährleistet.

Zitierweise

  • Bayer T, Lutter C, Janka R et al. MRI Diagnostics of the Fingers: Current Developments and Clinical Relevance. Rofo 2025; DOI 10.1055/a-2594-7451


Einleitung

Anatomie der Finger

Die Fingeranatomie ist gekennzeichnet durch ein komplexes Zusammenspiel von Knochen, Gelenken, Sehnen, Bändern, Nerven und Blutgefäßen ([Abb. 1] a, b) [1] [2]. An den Langfingern fungieren die distalen und proximalen Interphalangealgelenke (DIP, PIP) funktionell als Scharniergelenke, während die Metacarpophalangealgelenke (MCP) in begrenztem Umfang die Funktion von Ellipsoidgelenken haben [3]. Die Gelenkkapseln an den Langfingern (Dig 2–5) werden auf der radialen und ulnaren Seite von jeweils zwei schräg verlaufenden, V-förmig angeordneten Kollateralbändern (Lig. collateralia und Lig. collateralia accessoria) verstärkt [1] [2]. Die volaren (oder auch palmaren) Platten (VP) sind mobile, anatomisch komplex aufgebaute, beugeseitige meniskoide fibrocartilaginäre Strukturen mit Stabilisierungsfunktion der Gelenkkapseln gegen Hyperextension sowie Translations- und Rotationsstress [1] [4]. Die MCP Dig 1–4 sind über die sog. metacarpo-phalangealen Vereinigungskerne (Zancolli) miteinander funktionell verbunden, dazwischen verlaufen transversale Ligamente (Ligg. metacarpalia transversa profunda), die zusammen mit den benachbarten Lumbricalmuskel- und Interosseussehnen die Ellipsoidgelenke stabilisieren [5]. Die langen Flexoren- und Extensorensehnen (M. flexor digitorum superficialis & profundus, M. extensor digitorum, M. flexor pollicics longus, M. extensor pollicis longus) entspringen am Unterarm und inserieren an den jeweiligen Fingergliedern [1]. Distal verlaufen die Sehnen des Flexor digitorum profundus (FDP) und des Flexor digitorum superficialis (FDS) in einer gemeinsamen synovialen Sehnenscheide [6]. Im Chiasma tendineum teilt sich die FDS auf und bildet einen Durchtrittspunkt zur Unterkreuzung der FDP [1]. Hierdurch ist es möglich, dass die FDS an der Mittelphalanxbasis und die FDP weiter distal am Endglied getrennt inserieren [1]. Das Chiasma tendineum ist klinisch besonders relevant, da Verletzungen hier zumeist eine kritische Prognose haben (Sehnenzone 2 = „danger zone“). Die Sehnenscheiden werden beugeseitig durch lokal begrenzte retinaculäre Faserzügel in Form von fünf anulären (proximal- distal: A1–A5) und drei kreuzförmigen Ringbändern (C1 bis C3) verstärkt [1]. Dadurch entsteht funktionell ein Beugesehnenhalteapparat, der die Sehnen zur Kraftübertragung in der Nähe der Gelenke und Phalangen führt [7]. Die Ringbänder A2 und A4 sind besonders kräftig angelegt und inserieren knöchern, während A1, A3 und A5 an den VP inserieren [8]. Die Strecksehnen verlaufen in dorsalseitigen [9] Sehnenscheiden, teilen sich auf Höhe der Grundphalanx und inserieren proximal als Mittelzügel (Tractus intermedius) an der Basis der Mittelphalanx sowie distal über zwei Seitenzügel (Tractus laterales) gemeinsam an der Basis der Endphalanx [6]. Auf der Höhe der Mittelhand bilden die Strecksehnen eine Dorsalaponeurose als Extensorenhaube, in welcher sich anatomisch sechs Strecksehnenfächer voneinander abgrenzen lassen und in welche Fasern der Lumbrical- und der Interosseussehnen einstrahlen [6].

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Abb. 1 Schematische Fingeranatomie. a Kapselstrukturen und Beugesehnenhalteapparat. Lig. collateralia (dicke Pfeile) und Lig. collateralia accessoria (dünne Pfeile); anuläre Ringbänder (A1–A5), VP Volare Platte. b Querschnitt auf Höhe des MCP: ES Extensorensehne, FDP-Sehne des M. flexor digitorum profundus, FDS-Sehne des M. flexor digitorum superficialis, IOS-Sehnen der Mm. interossei, LM Lumbrikalmuskel, LMTP Ligg. metacarpale transversum profundum, Kreis Zancolli-Komplex, A1 A1-Ringband. c Traumamechanismus der Stener-Läsion als Komplikation der Skidaumen-Verletzung: Lig. collaterale & Lig. collaterale accessorium (dicke Pfeile) sind über die Adduktoraponeurose (AA) disloziert. EH: Extensorenhaube. MAP: M. adductor pollicis. Source: Biotic Artlab.

Das Daumensattelgelenk (DSG) ermöglicht die Fähigkeit zur Opposition und Reposition, was Grundvoraussetzung für feinmotorische Tätigkeiten des Menschen ist [1]. Die Stabilisierung des DSGs erfolgt durch ein Kollateralbandsystem und mehrere diagonal und horizontal verlaufende Bänder zur Handwurzel und zur benachbarten Os-metacarpale-2-Basis [10]. Die Anatomie der Daumenmuskulatur ist komplex und umfasst zusätzlich zu den o.g. langen Daumenmuskeln die kurzen Muskeln des Thenars: M. abductor pollicis brevis, M flexor pollicis brevis, M. opponens pollicis und M. adductor pollicis brevis [1]. Ulnarseits strahlen auf Höhe des Daumengrundgelenk Sehnenfasern des M. adductor pollicis in die Extensorenhaube ein, wodurch die Adduktoraponeurose gebildet wird ([Abb. 1]c). Radialseits formen Sehnen des M. flexor pollicis brevis und des M. abductor pollicis brevis eine gemeinsame Thenaraponeurose [1].


Untersuchungstechnik

Die optimierte MRT der Finger ist gekennzeichnet durch den Einsatz von dedizierten mehrkanaligen Hochfrequenz-Oberflächenspulen zum verbesserten Signalempfang an modernen Scannern mit starkem Gradientensystem [9]. Die Hochfeld-MRT (>1,5 Tesla) bietet dabei Vorteile, da durch das zusätzlich höhere MR-Signal eine Verbesserung der Ortsauflösung bei zugleich Reduktion der Scanzeit erreicht werden kann [11] [12]. Schichtdicken von maximal 2,5 mm in 2-D-Technik bzw. Voxel-Größen von ≤ 0,5mm3 isotrop in 3-D-Technik gelten als Standard ([Tab. 1], siehe auch Protokollempfehlungen Deutsche Röntgengesellschaft AG MSK) [5]. Die Lagerung in der Superman-Position unter Vermeidung einer Schulterüberstreckung lässt optimale artefaktfreie Untersuchungsergebnisse erzielen [5]. Die Schichtführung erfolgt als Standard auf den jeweiligen Finger in Neutralstellung zentriert, am Daumen sollte aufgrund der besonderen Anatomie eine eigene Sequenz-Planung separat von den Langfingern erfolgen [10]. Zu den typischen Protokollen gehören native Protonen-, T1- und T2-gewichtete Turbo-Spin-Echo-Sequenzen (TSE), sowohl mit als auch ohne Fettsättigung (fs) sowie entsprechende Gradienten-Echo-Sequenzen (GRE) in 3-D-Technik [5]. Die intravenöse Gabe von Kontrastmittel (KM) sollte großzügig in Betracht gezogen werden, da sie die Diagnostik akuter begleitender entzündlicher und chronischer fibrovaskulärer Reparaturprozesse erleichtert [6]. Je nach Fragestellung kann es insbesondere bei Pathologien der langen Fingersehnen sinnvoll sein, die Bildgebung vom Finger bis zu Hand/Unterarm zu erweitern. Dabei können auch Funktionsuntersuchungen in unterschiedlicher Lagerung und während der Bewegung herangezogen werden [4] [13] [14].

Tab. 1 Sequenzempfehlungen.

Sequenztyp

Schichtdicke (mm)

Orientierung (meistens)

Empfehlung für

MSK = Muskuloskelettale, INF = entzündlich/inflammatorische, NPL = Neoplastische Fragestellungen. Der gesamte betroffene Fingerstrahl sollte je nach Pathologie komplett erfasst werden.

Nativ

PD TSE fs

2–2,5

axial

Standard

MSK, INF, NPL

T2 TSE

2–2,5

axial

Standard

MSK, INF, NPL

T1 TSE

2

coronal

Knöcherne Pathologien

MSK, INF, NPL

PD TSE fs

2

sagittal

Streck/Beugeseitige Pathologien

MSK, INF, NPL

PD TSE fs

2

coronal

lateralseitige Pathologien

MSK, INF, NPL

3D GRE

0,5

coronal (Akquisition) 3D MPR Rekonstruktion

Sehnenpathologien

MSK

Post KM

T1 TSE fs

2 – 2,5

Triplanar (axial, sagittal, coronal)

Enhancement Weichteile

Detailerkennbarkeit

MSK, INF, NPL

3D GRE

0,5

coronal (Akquisition) 3D MPR Rekonstruktion

Alternative Option 3D

Post-KM

MSK, INF, NPL



Orthopädisch/traumatologische Finger-MRT

Weichteilverletzungen der Finger und des Daumens sind zumeist Folge akuter und/oder chronisch repetitiver Traumata – z.B. im Rahmen von Sport- oder Arbeitsverletzungen – sowie einer Vielzahl mechanischer Ursachen infolge von Stürzen oder anderen Unfällen. Die MRT ist als weiterführende Diagnostik nach der klinischen Untersuchung, dem Röntgen und dem Ultraschall für die Beurteilung von Band- und Sehnenverletzungen sowie knöchernen (Stress)frakturen besonders hilfreich. Komplikationen wie ligamentäre Dislokationen können mit der MRT ausgeschlossen werden, wodurch sich nachfolgend die Therapie und die Vermeidung von Folgeschäden adäquat steuern lässt. Auch bei degenerativen Erkrankungen wie der Arthrose oder bei Sehnendegenerationen spielt die MRT im Rahmen zunehmend individualisierter Therapieansätze eine zunehmende Rolle.

Kollateralbänder

Bei Avulsionen nach radialer/ulnarer Distorsion der DIP, PIP und MCP bestätigt die MRT häufig ein bereits röntgenologisch identifizierbares knöchernes Fragment, aber auch rein ligamentäre Kollateralband-Rupturen lassen sich mit der MRT sehr gut detektieren ([Abb. 2]a) [10]. Schwerere Verletzungen mit Banddislokation entstehen meist durch Luxationen, bei denen auch andere Gelenkstrukturen wie die VP betroffen sein können [15]. Ausgeprägte Band-Dislokationen sind jenseits der klassischen Stener-Läsion am Daumengrundgelenk selten, können dann aber ein Kriterium für eine operative Therapie sein [10]. Für eine optimale Differenzierung der unterschiedlichen Verletzungsmuster und für die detaillierte Darstellung der beiden Faserzügel der Kollateralbänder haben sich in der MRT zusätzliche schräg-paracoronale Sequenzen entlang des Faserverlaufs bewährt.

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Abb. 2 Traumatische Band- und Kapselverletzungen der Finger. a W 48 J Dig. 3. PIP, PD fs coronal: undislozierte Ruptur (Pfeil) eines ulnaren Collateralbandzügels nach Distorsion. Der akzessorische ulnare Zügel zur VP (Pfeilspitze) sowie 2 radialseitige UCL-Zügel (Pfeilspitzen) sind intakt. Es folgte eine problemlose Ausheilung nach konservativer Therapie. (b und c) W 68 J Dig. 1, PD fs coronal (b) und ax T2 (c): Stener-Läsion als Komplikation einer „Skidaumenverletzung“ nach Distorsion. Dislokation des Lig. collaterale ulnare Dig 1 durch Zurückschnellen während des Traumas (JoJo Zeichen, Pfeilspitzen). Pfeil: Adduktoraponeurose. Es folgte eine operative Revision mit Bandnaht. d–f M 42 J Dig. 2. PIP, PD fs sagittal: d Ausriss der VP mit deutlicher Retraktion (Pfeil). e Zum Vergleich ist die VP des Dig. 3. desselben Patienten regelrecht positioniert (Pfeil). f Beispiel eines Flüssigkeitsaustritts in die extrakapsulären Weichteile bei Ruptur der distalen Insertion der VP von Dig. 2 eines anderen Patienten (Pfeil). Das Gelenk zeigt degenerative Veränderungen mit osteophytären Anbauten und Chondropathie insbesondere am palmaren Grundgliedköpfchen.

Distorsionen durch Umknicken des Daumens sind der häufigste Grund für die klassische „Skidaumenverletzung“ und beinhalten zumeist die Ruptur des Ligamentum collaterale ulnare (UCL) Digitus 1 [16]. Die MRT hat zur weiteren Abklärung einen besonders hohen Stellenwert um Begleitverletzungen wie Banddislokation mit/ohne Beteiligung von Avulsionsfragmenten, Sesambeinen oder andere Komplikationen auszuschließen [5]. Die sogenannte Stener-Läsion ([Abb. 2] b, c) stellt aufgrund der anatomischen Gegebenheiten eine besondere Komplikation des Skidaumens dar, bei der das rupturierte UCL Ligament über die Adduktoraponeurose disloziert ist (Jo-Jo-Zeichen) [5]. Dies kann in der MRT gut erkannt werden und ist therapeutisch wichtig, da konservative Therapieansätze in solchen Situationen aufgrund der Banddislokation nahezu immer versagen [17].


Volare Platten

Rupturen der VP entstehen zumeist durch Hyperextensionstrauma und/oder als Begleitverletzung bei Luxation [10] [18]. Die Verletzungen befinden sich fast immer an der distalen Insertion auf Höhe der jeweiligen Phalangenbasis auf Höhe des sogenannten „Cul du sac“-Recessus [19]. Dies kann bei knöcherner Avulsion bereits röntgenologisch sichtbar sein [10]. VP-Verletzungen sind im Falle einer reinen Weichteilläsion ([Abb. 2] d–f) besonders gut mit der MRT detektierbar [20]. Die bei Ruptur häufig entstehende VP-Dislokation in proximale Richtung ist ein wichtiges Kriterium hinsichtlich einer etwaigen operativen Therapie [19].


Ringbänder

Ringbandrupturen entstehen typischerweise durch eine akute Überlastung der Finger wie beim Klettersport, insbesondere dann, wenn Zug-Überbelastungen unter stark übergebeugter Fingerposition erfolgen („Crimp Grip“-Position) [21] [22]. MRT-Protokolle mit hoher technischer Güte können heutzutage die besonders feinen, rupturierten Ligamente (A2, A3, A4) direkt visualisieren ([Abb. 3]a) und damit eine detaillierte Evaluation des Verletzungsmusters ermöglichen [11] [23] [24]. Im Falle einer Ringbandruptur kommt es typischerweise zum sogenannten „Bowstringing Sign“ ([Abb. 3]b), worunter man ein Abweichen mit verbreitertem Spalt zwischen Beugesehne und Phalanx versteht [7]. Dies nimmt unter forcierter Flexion zu bzw. ist damit provozierbar [25]. Hinsichtlich der Festlegung der Therapie sind die Bestimmung des Rupturmusters und des Bowstringings relevant, da sich anhand dessen die Indikationen für konservative Therapie mit Ringschiene und/oder für operative Rekonstruktion ergeben [15]. Zudem ermöglicht die MRT das Ausschließen von Komplikationen wie ligamentärer Dislokation – z.B. durch Ringbandstumpf-Interkalation [12] – und ist insofern für das präoperative Management entscheidend, um Folgeschäden wie der Beugekontraktur vorzubeugen. Eine gezielte Beurteilung des funktionell relevanten, aber zugleich sehr schmächtigen A3-Ringbands kann neben der direkten MRT-Darstellung auch indirekt durch Funktionsaufnahmen in der Crimp-Grip-Position ([Abb. 3]b) oder auch mit der CINE-MRT während der Fingerflexion gelingen [13] [26]. Das A5-Ringband hat im Gegensatz zu den Ringbändern A2-A4 aufgrund der Lage am Endglied kaum traumapathologische Wertigkeit. Das A1-Ringband über dem MCP rupturiert ebenfalls selten, kann aber chronisch degenerativ verdickt sein und im Fall von zugleich degenerativen Sehnenveränderungen eine „Schnapp“- oder „Trigger“-Finger-Symptomatik verursachen [6]. Die MRT kann dann vor einer operativen Ringbandspaltung zur Planung herangezogen werden.

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Abb. 3 Traumatische Sehnen- und Ringbandverletzungen der Finger. a W 23 J, PD TSE fs axial: Singuläre A4 Ringbandruptur. Trotz der geringen Interkalation des rupturierten Ringbandstumpfs zwischen Sehne und Knochen (Pfeil) hatte die konservative Therapie in diesem Fall ein sehr gutes funktionelles Ergebnis. Dir axiale MRT ermöglicht das Erkennen von Interkalation rupturierter Ringbandstümpfe unter die Beugesehnen, was in stärker ausgeprägten Fällen ein Kriterium für operative Revision sein kann. b M 36 J, PD TSE sagittal Funktionsaufnahmen: Triple A2, A3, A4 Ringbandruptur Dig 4 (links) mit Zunahme des Bowstringing (Pfeile) über Grund- und Mittelphalanx, sowie über der VP des PIP mit Auseinanderweichen des Chiasma tendineum (Kreis) bei zunehmender Fingerbeugung (mittig, rechts). Es folgte eine operative Ringbandrekonstruktion. c–f M 25 J, Dig. 4. MPR-Rekonstruktionen einer 3D TrueFISP GRE: Schnittverletzung der FDP-Sehne mit retrahiertem FDP-Sehnenstumpf bis zur Mittelhand (Pfeil; c, d, e, f). Die intakten FDS-Sehnen-Zügel sind in der 3D isoliert abgrenzbar und intakt (Pfeilspitzen; c, d, e). Es folgte eine operative Sehnenrekonstruktion. g M 46 J, T1 TSE fs nach KM: putride Tenosynovitis im 3.– 6. Strecksehnenfach nach zuvor Bagatellverletzung/Rhagade. Die MRT ermöglicht eine Ausbreitungsdiagnostik zur Planung des operativen Debridements. h W 66 J, PD TSE fs axial: De Quervain Tenosynovitis mit entzündlicher Verdickung der Extensor pollicis brevis- und Abductor pollicis longus-Sehnen im ersten Strecksehnenfach (Pfeil).

Sehnenpathologien

Die MRT ermöglicht die Diagnose von kompletten oder partiellen Sehnenrissen und hilft bei der Bestimmung der Lage und des Ausmaßes einer etwaigen Sehnenretraktion [6]. Meist sind Verletzungen Folge offener Traumata wie bei Messerschnitt etc. Geschlossene Flexorensehnen-Rupturen sind eine Rarität [10]. Die Flexorensehnen sind in T2-gewichteten fettunterdrückten und Protonen-gewichteten Sequenzen gut als hypointense, linear-fibrilläre Strukturen erkennbar. 3D-Sequenzen ermöglichen eine besonders gute Differenzierung der separaten FDS- und FDP-Faserzügel im Gesunden, und posttraumatisch bei der Verletzungsbeteiligung. Sehnenretraktionen können auch nach weit proximal bis zum Unterarm reichen, entsprechend sollte das Field of View (FOV) in der MRT genügend groß geplant werden ([Abb. 3] c–f). Typischerweise findet sich Flüssigkeitssignal an der Verletzungsstelle; Blutungen können zudem ein erhöhtes T1- und T2-Signal aufweisen. Beugesehnenverletzungen sind nahezu immer bereits in der nativen MRT detektierbar, können aber v.a. bei subakutem oder chronischem Verlauf mit einer Tenosynovitis einhergehen. Hier kann die KM-Applikation zusätzliche Erkenntnisse liefern, da Entzündungen zu einer Verdickung der Sehnenscheiden, Kapseln und VP führen können [5] [6]. Bei rheumatischen Grunderkrankungen (s.u.) können vorangeschrittene Stadien durch muskulo-liagementäre Imbalancen und assoziierte Sehnen- und Gelenkdestruktionen zu den bekannten Deformitäten wie Knopfloch- und Schwanenhals-Finger führen.

Streckseitige Sehnenrupturen sind im klinischen Alltag besonders häufig [6] [10] [27]. Die hochauflösende axiale und sagittale MRT kann die unterschiedlichen Anteile der Extensorensehnen und Extensorenhaube wie Tractus lateralis, Tractus intermedius und Connexus intertendinei sowie deren Beteiligung an einer Verletzung differenzieren. Hierfür kann neben den sagittalen und axialen T2- und PD-Sequenzen das Anfertigen von 3D-Sequenzen vorteilhaft sein. Rupturen sind teils mit Avulsionsfragmenten assoziiert, welche neben dem konventionellen Röntgen auch sehr gut in der MRT erkennbar sind. Wenn eine konservative Vernarbung bei Strecksehnenverletzungen unzureichend ist, was beispielsweise durch insuffiziente Ruhigstellung und starke Sehnenstumpf-Dislokation (mit oder ohne Avulsionsfragment) verursacht sein kann, kann dies auf Höhe des DIP zur sogenannten Hammerfinger-Deformität (Syn. Malletfinger) führen [27].

Bei bakteriellen Sehnenentzündungen kann die MRT das Ausbreiten entlang von Sehnenscheidenfächern ([Abb. 3]g) und das Vorhandensein assoziierter Abszedierungen und/oder Osteomyelitiden sehr gut erkennen lassen, weshalb sie sich für die präoperative Bildgebung vor Debridement bei akuten septischen Hand- und Fingerverletzungen bewährt hat [5] [6].

Entzündliche Sehnenveränderungen nicht rheumatischer Genese von Sehnenscheidenfächern im Rahmen chronischer Friktionsphänomene wie die Tendovaginitis stenosans De-Quervain ([Abb. 3]h) dürfen nicht unerwähnt bleiben [20].


Ossäre Verletzungen

Ossäre Verletzungen gehen neben sichtbaren Frakturen oder Avulsionsfragmenten oft mit kontusionellen Veränderungen im Knochenmark einher, die am besten in flüssigkeitssensitiven fettunterdrückten Sequenzen zu erkennen sind. Frakturlinien werden insbesondere in T1-Sequenzen sehr gut visualisiert. Neben den akuten traumatischen Veränderungen spielen Stressphänomene aufgrund von chronisch repetitiven Überlastungen durch Sport ([Abb. 4]a) oder Arbeit eine immer größere Rolle [28] [29] [30]. Dabei können insuffiziente Frakturheilungen der Carpalia mit Kontakt zu Fingersehnen zu chronischen tendinösen Irritationen ([Abb. 4] b–e) bis hin zu den Komplikationen einer Sehnenruptur führen [31] [32]. Frakturfragmente am Finger sind in einigen Fällen besonders klein und nicht immer überlagerungsfrei röntgenologisch detektierbar. Daher profitiert die MRT-Bildgebung von hoher Auflösung, welche damit insbesondere inkomplette, röntgenologisch okkulte bzw. trabekuläre Frakturen gut darstellen kann. Im Umkehrschluss sollte jedoch auf keinen Fall das konventionelle Röntgen unterbleiben, da oft auch röntgenologisch sichtbare Fragmente MR-tomografisch nicht immer dargestellt werden können ([Abb. 4] f, g).

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Abb. 4 a M 15 J, PD TSE fs axial: Dig. 3. Stressfraktur (Pfeil) dorsalseitig in der Epiphysenfuge aufgrund chronisch repetitiver Überlastung beim Klettertraining. Das Röntgenbild war in dem Fall okkult und nicht wegweisend. Eine adäquate Training-Karenz mit Ruhigstellung ist zur Ausheilung wichtig, um einer Pseudarthrosen-Bildung vorzubeugen. b–c M 35 J PD TSE fs axial und Computertomografie in Neutralstellung: Pseudarthrose des Hamulus ossis hamati in Folge einer chronisch repetitiven Überlastung mit Stressfraktur. Symptomatisch war in dem Fall aber die chronische Tenosynovitis der Beugesehne (Pfeil) Dig. 5 durch Irritation am Pseudarthrosenspalt (Pfeilspitzen). d–e Derselbe Patient. PD TSE fs axial und coronal Funktionsaufnahmen: Die Symptomatik des Patienten war in Ulnardeviation provozierbar, da hierbei die Dig. 5 Beugesehne (Pfeil) in den auseinanderweichenden carpalen Pseudarthrosenspalt (Pfeilspitzen) dislozierte. Die MRT in Funktionsstellung bestätigte den Pathomechanismus und es erfolgte eine operative Revision mit Resektion des Hamulus. f–g W 37 J, PD TSE fs coronal und Röntgen dorso-volar: knöcherne Avulsion des UCL am IP des Daumens. Das kräftige Knochenmarködem lässt sich nur in der MRT erkennen, wohingegen der Frakturspalt auch im Röntgen erkennbar ist (Pfeil).


Entzündlich/rheumatische Erkrankungen der Finger

Die MRT ist der Goldstandard bei der Abklärung synovialer Erkrankungen und hat neben dem konventionellen Röntgen daher auch einen immer höheren Stellenwert für die Diagnostik rheumatologischer Krankheitsbilder [6] [33]. Die Finger-bzw. Hand/Finger-MRT hat das Potenzial, innerhalb von Patientenkollektiven mit undifferenzierter Arthritis ein Fortschreiten zur rheumatoiden Arthritis frühzeitig erkennen zu können [34] [35]. Sie ist zudem bei der frühen rheumatologischen Differenzialdiagnosik hilfreich, um das entzündliche Verteilungsmuster (z. B. Synovialis, Tenosynovitis, Enthesitis, Osteitis, Erosion etc., [Abb. 5]) den verschiedenen Erkrankungen zuordnen zu können [36]. Dies kann eine wichtige Ergänzung zum konventionellen Röntgen sein, insbesondere dann, wenn frühe Weichteilveränderungen noch vor osteodestruktiv-erosiven sowie osteoproliferativen Veränderungen zu detektieren sind. Darüber hinaus hat die MRT beim Therapie-Monitoring nach anti-rheumatischer Medikation einen zunehmend hohen Stellenwert [37] [38]. Auch am Knorpel können trotz der kleinen räumlichen Ausdehnung frühe Entzündungs-assoziierte Veränderungen mit kompositionellen Bildgebungstechniken zur Beurteilung der Knorpelqualität herangezogen werden [39].

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Abb. 5 Rheumatische Erkrankungen. a W 53 J, Röntgen a. p.: Die Psoriasisarthritis zeichnet sich durch osteodestruktiv-erosive sowie osteoproliferative Veränderungen aus. In diesem Beispiel einer langjährig bestehenden Psoriasisarthritis zeigen sich Erosionen an der radialen Mittelgliedbasis und am Grundgliedköpfchen (Pfeile). Außerdem zeigt sich eine periostale osteoproliferative Veränderung radialseitig an der distalen Grundphalanx. (Pfeilspitze). Ulnarseitig in Höhe des PIP-Gelenkes zeigt sich eine ausgeprägte Weichteilschwellung (Asterisk). b M 65 J, Röntgen a. p.: Eine Beteiligung der Interphalangealgelenke ist charakteristisch für die Psoriasisarthritis. In diesem Beispiel zeigen sich ausgeprägte osteoproliferative Veränderungen am distalen Interphalangealgelenk von Dig. 2 (Pfeile). Außerdem zeigen sich periostale Osteoproliferationen am distalen Grundglied von Dig. 3 (Pfeilspitzen). c Derselbe Pat. T1w fs nach KM: Das am gleichen Tag akquirierte MRT zeigt ebenso die Weichteilveränderungen einer floriden Synovialitis (Pfeile) sowie diffuse subkutane und periostale Weichteilentzündung entsprechend dem klinischen Bild einer Daktylitis (Pfeilspitze). Außerdem finden sich diffuse ödem-äquivalente Markraumalterationen entsprechend einer Osteitis, die nicht im Röntgen aber im MRT und mit Einschränkung auch im Dual Energy-CT detektiert werden kann (Asterisk). d W 65 J, Röntgen a. p.: Dieses Beispiel zeigt osteodestruktive und osteoproliferative Veränderungen an unterschiedlichen Fingern im Rahmen einer Psoriasisarthritis. Im Bereich der Basis der Grundphalanx von D5 sind eindeutige Erosionen abgrenzbar (Pfeile). Gleichzeitig zeigen sich Osteoproliferationen („Protuberanzen“) an den distalen Interphalangealgelenken Dig. 2 und Dig. 3 (kleine Pfeilspitzen). Ferner zeigt sich ein typisches “pencil in cup” –Muster der fortgeschrittenen Osteodestruktion im Bereich der distalen Anteile des Mittelgliedes mit Knopflochdeformität Dig. 5 typisch für eine fortgeschrittene Erkrankung (große Pfeilspitze). e M 76 J, Röntgen a. p.: Die wichtigste Differenzialdiagnose der Psoriasisarthritis ist die Interphalangealgelenksarthrose. Dieses Beispiel zeigt die sogenannte erosive Form der Interphalangealgelenksarthrose mit charakteristischen Vogelschwingen-Deformitäten der distalen Interphalangealgelenke Dig. 3 und Dig. 4 (schwarze Pfeile). Außerdem finden sich sog. „Sägezahn“-Erosionen in subchondraler Lokalisation am PIP-Gelenk von Dig. 4 (weiß umrandete Pfeile). f W 66 J, Röntgen a. p.: Dieses Beispiel zeigt eine klassische „Sägezahn“-Erosion im proximalen Interphalangealgelenk von Dig. 2 (Pfeile), während das dritte PIP-Gelenk ein nicht-erosives Erscheinungsbild einer fortgeschrittenen Arthrose mit Gelenkspaltverschmälerung und subchondraler Sklerose aufweist (Pfeilspitze). Der Hauptunterschied zwischen den beiden Arthrose-Subtypen ist das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Erosionen im Röntgenbild. Die klinischen Manifestationen sind häufig sehr ähnlich, obwohl die erosive Arthrose durch häufigere Entzündungsschübe gekennzeichnet ist, die mehrere Gelenke gleichzeitig betreffen und über Jahre anhalten können. g W 71 J, PDw coronal: Erosive Arthrose. Die MRT zeigt eine subchondrale zystische Läsion (Pfeil) und einen klassischen marginalen Osteophyten (Pfeilspitze). h Derselbe Pat. T1 fs nach KM axial: Korrespondierend zeigt sich in Höhe des Gelenkspaltes eine ausgeprägte intra- und periartikuläre KM-Aufnahme im Rahmen einer floriden Synovitis (Pfeile). i W 83 J, Röntgen a. p.: Das gleichzeitige Vorhandensein von degenerativ-arthrotischen und primär inflammatorischen Veränderungen kommt insbesondere bei älteren Patienten mit einer sog. „late onset RA“ vor. Dieses Beispiel zeigt typische rheumatische Erosionen im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis an den ulnaren Grundliedbasen von Dig. 4 und Dig. 5 (lange Pfeile). Außerdem finden sich typische osteophytäre Anbauten bei IP-Arthrosen (kleine Pfeilspitzen). Eine Gelenkspaltverschmälerung zeigt sich v.a. im PIP-Gelenk on Dig. 5 (kurzer Pfeil). Schließlich zeigen sich auch subchondrale Erosionen typisch für eine Arthrose im DIP-Gelenk von Dig. 5 (große Pfeilspitzen).

Entzündliche Veränderungen der Fingergelenke sind in vielen Fällen chronisch degenerativer Genese, v.a im Rahmen der sog. erosiven Arthrose. Die MRT dient dann neben dem konventionellen Röntgen der Diagnosesicherung und der Darstellung des Ausmaßes der entzündlichen Aktivität.


Tumor- und tumorähnliche Läsionen der Finger

Die MRT ermöglicht die detaillierte Darstellung und Differenzialdiagnostik aller Tumoren und tumorähnlichen Läsionen der Finger [40] [41]. Zu den gutartigen Tumoren gehören Ganglien, Knochenzysten, Neurome, Lipome, Fibrome etc. Das benigne synoviale Ganglion ist wegen der glatten Berandung und dem homogen T2-hyperintensen, T1-hypointensen Signalverhaltens eine einfache MR-tomografische Blickdiagnose. Der häufigste vom Knochen ausgehende Tumor ist das gutartige Enchondrom ([Abb. 6] a–c), ebenfalls mit typischem Erscheinungsbild mit scharfer Begrenzung, T1 mäßig niedrigem, T2 überwiegend hyperintensem Signal und T1 post-KM kräftiger Anreicherung entlang der gezackten Ränder und Septen [40] [41]. Der Glomustumor ([Abb. 6] d–f) ist ein gutartiger Tumor der kleinen Blutgefäße, der häufig unter dem Fingernagel liegt und oft nicht größer als wenige Millimeter ist [42]. Zu den tumorähnlichen, gutartigen Läsionen mit aber aggressiven Wachstumsmuster gehört der Riesenzelltumor ([Abb. 6] g–i), welcher von den Sehnenscheiden ausgeht und bis 2020 entsprechend der WHO-Klassifikation als extraartikuläre pigmentierte villonoduläre Synovitis bezeichnet wurde [40] [41]. Eine Differenzialdiagnose ist die Finger-Bursitis ([Abb. 6]j). Bei den seltenen malignen Tumoren wie dem synovialen Sarkom, Chondrosarkom und dem Osteosarkom hat die MRT heutzutage ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert im Rahmen der frühen Differenzialdiagnostik und der detailreichen Darstellung inklusive Verlaufsbildgebung unter Therapie.

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Abb. 6 Tumor und Tumor-ähnliche Läsionen der Finger. a M 16 J, PD TSE sagittal: typisches Enchondrom der Grundgliedbasis Dig. 3 mit diskreter kortikaler Fraktur beugeseitig (Pfeilspitze). Die Läsion ist scharf berandet, ausschließlich im Markraum lokalisiert und zeigt keinen infiltrativen Charakter in die Umgebung. In flüssigkeits-sensitiven Sequenzen imponieren Enchondrome stark hyperintens. b Das korrespondierende T1w Bild zeigt eine homogene Hypointensität der Läsion (Asterisk) und zeigt ebenso die Fraktur (Pfeilsitze). c Das korrespondierende lat. Röntgenbild zeigt ein typisches „Scalloping“, d.h. eine bogenförmige endostale Ausdünnung der Kortikalis. Die Läsion imponiert radioluzent (Asterisk). Die Fraktur ist im Röntgenbild nicht zu erkennen. Enchondrome sind meist asymptomatisch, außer es kommt zu Komplikationen wie in diesem Fall. d M 49 J, T1 axial nativ: schmerzhaftes Areal im Bereich der Endphalanx des Daumens. Direkt palmar angrenzend an das Nagelbett zeigt sich in eine rundliche hypointense Raumforderung (Pfeile). e In axialer T2-Wichtung imponiert die Veränderung überwiegend hyperintens (Pfeil) mit jedoch zentralen hypointensen Anteilen (Pfeilspitze), was gegen eine reine zystische Läsion spricht. f Die korrespondierende T1w fettunterdrückte KM-Sequenz zeigt ein kräftiges homogenes Enhancement (Pfeile). In Zusammenschau von Klinik, MRT-Morphologie und KM-Verhalten wurde die Diagnose eines Glomustumors gestellt, was histologisch bestätigt wurde. g W 46 J, T1 axial: Riesenzelltumor der Beugesehnenscheide (früher auch bezeichnet als lokalisierte Form der PVNS). Die MRT zeigt eine homogen intermediär-hypointense Läsion (Asterisk), die gut zur Umgebung abgegrenzt ist und keinen infiltrativen Charakter aufweist (Pfeile). h Das korrespondierende T2-Bild zeigt einen inhomogenen Signalcharakter der Läsion mit jedoch nur geringen signalarmen Arealen im Zentrum. Die Beugesehne grenzt breitbasig an die Läsion an (Asterisk). In Zusammenschau mit der typischen Lokalisation weisen diese Suszeptibilitätseffekte auf die Diagnose hin. i T1 fs post KM: Die MRT zeigt eine kräftige KM-Aufnahme der Läsion v.a. in der Peripherie, während größere Anteile im Zentrum nur geringgradig KM aufnehmen (Asterisk). j W 47 J, T2 axial: Die Differenzialdiagnose raumfordernder, überwiegend hyperintens imponierender Läsionen in T2w inkludiert Bursitiden, die im Bereich der Finger jedoch eher selten beobachtet werden. Die MRT zeigt eine chronische abgekapselt imponierende Bursitis der Bursa metacarpophalangealis dorsalis (Pfeile).

Limitationen/Ausblick der MRT

Trotz ihrer zahlreichen Vorteile hat die MRT auch Limitationen. Zu nennen sind der hohe Zeitaufwand, die höheren Kosten im Vergleich zu konventioneller Röntgendiagnostik oder Ultraschall, die teils noch eingeschränkte Verfügbarkeit moderner Scan-Techniken sowie die Tatsache, dass Bewegungsartefakte und Metallimplantate die Bildqualität beeinträchtigen können. Mit der Weiterentwicklung der technischen Standards, wie CINE-MRT [13], der dynamischen (4D) Kontrastmittel-MRT, Hochfeld-MRT und neuen Spulen-Technologien, werden neue Dimensionen in der Fingerdiagnostik eröffnet. Zukünftige Entwicklungen wie künstliche Intelligenz (KI)-gestützte Analyseverfahren könnten die Diagnostik zudem weiter präzisieren und beschleunigen.


Fazit

Die Finger-MRT ist heutzutage je nach Fragestellung in der klinischen Praxis unverzichtbar geworden. Ihr größter Vorteil liegt in der Frühdiagnostik und präzisen Differenzierung pathologischer Prozesse. Die Therapieplanung in der Handchirurgie und Sportmedizin profitiert davon entscheidend, insbesondere wenn die Finger-MRT mit modernen Protokollen eine hohe Detailerkennbarkeit und Weichteildifferenzierbarkeit ermöglicht. Die MRT spielt auch bei rheumatologischen und entzündlichen Fragestellungen sowie bei Tumoren eine immer größere Rolle, wobei das besonders hohe Potenzial zur Früherkennung kennzeichnend ist.



Interessenskonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Correspondence

Dr. Thomas Bayer
Department of Radiology, University Hospitals Erlangen Department of Radiology
Erlangen
Germany   

Publication History

Received: 14 March 2025

Accepted after revision: 10 April 2025

Article published online:
26 May 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany


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Fig. 1 a Diagram of finger anatomy. Capsule structures and flexor tendon support apparatus. Lig. collateralia (thick arrows) and lig. collateralia accessoria (thin arrows); annular pulleys (A1–A5), VP volar plate. b Cross-section at the level of the MCP: ET extensor tendon, FDP tendon of the m. flexor digitorum profundus, FDS tendon of the m. flexor digitorum superficialis, IOS tendons of the mm. interossei, LM lumbrical muscle, LMTP lig. metacarpeum transversum profundum, circle indicates Zancolli complex, A1 A1 pulley. c Trauma mechanism of the Stener lesion as a complication of ski thumb injury: Lig. collaterale & lig. collaterale accessorium (thick arrows) are dislocated over the adductor aponeurosis (AA). EH: extensor hood MAP: m. adductor pollicis. Source: Biotic Artlab.
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Fig. 2 a Traumatic ligament and capsule injuries of the finger. F 48 yrs, dig. 3. PIP, PD fs coronal: undislocated rupture (arrow) of an ulnar collateral ligament after distortion. The accessory ulnar cord to the VP (arrowhead) and two radial-sided UCL cords (arrowheads) are intact. The injury healed without any problems after conservative therapy. (b and c) F 68 yrs, dig. 1, PD fs coronal (b) and ax T2 (c): Stener lesion as a complication of a “ski thumb injury” after distortion. Dislocation of the ulnar collateral ligament of dig. 1 due to recoil during trauma (yo-yo sign, arrowheads). Arrow: adductor aponeurosis. Surgical revision with ligament suturing followed. d–f M 42 yrs, dig. 2. PIP, PD fs sagittal: d Avulsion of the VP with clear retraction (arrow). e For comparison, the VP of dig. 3 of the same patient is correctly positioned (arrow). f Example of fluid leakage into the extracapsular soft tissues with rupture of the distal insertion of the VP of dig. 2 of a different patient (arrow). The joint shows degenerative changes with osteophytic growths and chondropathy, particularly at the palmar proximal phalanx head.
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Fig. 3 a Traumatic ligament and pulley injuries of the finger. F 23 yrs, PD TSE fs axial: Singular A4 pulley rupture. Despite the slight intercalation of the ruptured pulley stump between tendon and bone (arrow), conservative therapy in this case had a very good functional outcome. The axial MRI allows detection of intercalation of ruptured pulley stumps under the flexor tendons, which in more severe cases can be a criterion for surgical revision. b M 36 yrs, PD TSE sagittal functional images: Triple A2, A3, A4 pulley rupture dig. 4 (left) with increased bowstringing (arrows) over the proximal and middle phalanx, as well as over the VP of the PIP with separation of the chiasma tendineum (circle) with increasing finger flexion (middle, right). Surgical pulley reconstruction followed. c–f M 25 yrs , dig. 4. MPR reconstructions of a 3D TrueFISP GRE: Cut injury of the FDP tendon with retracted FDP tendon stump extending to the metacarpal (arrow; c, d, e, f). The intact FDS tendon ligaments are isolated and intact in 3D (arrowheads; c, d, e). Surgical tendon reconstruction followed. g M 46 yrs, T1 TSE fs post CM; putrid tenosynovitis in the 3rd to 6th extensor tendon compartment following a previous minor injury/rhagades. MRI enables diagnosis of spread to plan surgical debridement. h F 66 yrs, PD TSE fs axial: De Quervain tenosynovitis with inflammatory thickening of the extensor pollicis brevis and abductor pollicis longus tendons in the first extensor tendon compartment (arrow).
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Fig. 4 a M 15 yrs, PD TSE fs axial: dig. 3. Stress fracture (arrow) dorsally in the epiphyseal plate due to chronic repetitive overload during climbing training. The X-ray image in this case was occult and not informative. Adequate training rest with immobilization is important for healing in order to prevent the formation of pseudarthroses. b–c M 35 yrs PD TSE fs axial and computed tomography in neutral position: Pseudarthrosis of the hamulus ossis hamati as a result of chronic repetitive overloading with stress fracture. Symptomatic in this case, however, was chronic tenosynovitis of the flexor tendon (arrow) dig. 5 due to irritation at the pseudarthrosis gap (arrowheads). d–e Same patient. PD TSE fs axial and coronal functional images: The patient’s symptoms were provoked by ulnar deviation, because the dig. 5 flexor tendon (arrow) dislocated into the diverging carpal pseudarthrosis gap (arrowheads). MRI in the functional position confirmed the pathomechanism and surgical revision with resection of the hamulus was performed. f–g F 37 yrs, PD TSE fs coronal and Dorso-volar X-ray: bony avulsion of the UCL at the IP of the thumb. The strong bone marrow edema can only be seen in MRI, whereas the fracture gap is also visible in X-ray (arrow).
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Fig. 5 a Rheumatic diseases. F 53 yrs, X-ray a.p.: Psoriatic arthritis is characterized by osteodestructive-erosive and osteoproliferative changes. In this example of long-standing psoriatic arthritis, erosions are visible at the radial middle phalanx base and the proximal phalanx head (arrows). In addition, periosteal osteoproliferative changes are seen on the radial side of the distal proximal phalanx (arrowhead). On the ulnar side at the level of the PIP joint, there is a pronounced soft tissue swelling (asterisk). b M 65 yrs, X-ray a.p.: Involvement of the interphalangeal joints is characteristic of psoriatic arthritis. This example shows pronounced osteoproliferative changes at the distal interphalangeal joint of dig. 2 (arrows). In addition, periosteal osteoproliferations are visible at the distal proximal phalanx of dig. 3 (arrowheads). c Same patient. T1w fs post CM: The MRI acquired on the same day also shows the soft tissue changes of florid synovitis (arrows) as well as diffuse subcutaneous and periosteal soft tissue inflammation corresponding to the clinical picture of dactylitis (arrowhead). In addition, diffuse edema-equivalent marrow cavity alterations corresponding to osteitis are found, which cannot be detected in X-rays but can be detected in MRI and, to a limited extent, in dual energy CT (asterisk). d F 65 yrs, X-ray a.p.: This example shows osteodestructive and osteoproliferative changes in different fingers in the context of psoriatic arthritis. Clear erosions can be seen in the area of the base of the proximal phalanx of D5 (arrows). At the same time, osteoproliferations (“protuberances”) are visible at the distal interphalangeal joints of dig. 2 and dig. 3 (small arrowheads). In addition, a typical “pencil in cup” pattern of advanced osteodestruction is seen in the distal parts of the middle phalanx with buttonhole deformity of dig. 5 typical of advanced disease (large arrowhead). e M 76 yrs, X-ray a.p.: The most important differential diagnosis of psoriatic arthritis is interphalangeal joint osteoarthritis. This example shows the erosive form of interphalangeal joint osteoarthritis with characteristic bird-wing deformities of the distal interphalangeal joints of dig. 3 and dig. 4 (black arrows). In addition, what are known as “sawtooth” erosions are found in subchondral locations at the PIP joint of dig. 4 (white-bordered arrows). f F 66 yrs, X-ray a.p.: This example shows a classic “sawtooth” erosion in the proximal interphalangeal joint of dig. 2 (arrows), while the third PIP joint shows a non-erosive appearance of advanced osteoarthritis with joint space narrowing and subchondral sclerosis (arrowhead). The main difference between the two osteoarthritis subtypes is the presence or absence of erosions on X-ray. The clinical manifestations are often very similar, although erosive osteoarthritis is characterized by more frequent bouts of inflammation that affect several joints simultaneously and can last for years. g F 71 yrs, PDw coronal: Erosive osteoarthritis. The MRI shows a subchondral cystic lesion (arrow) and a classic marginal osteophyte (arrowhead). h Same patient. T1 fs post CM axial: Correspondingly, at the level of the joint space a pronounced intra- and periarticular contrast enhancement is visible as part of a florid synovitis (arrows). i F 83 yrs, X-ray a.p.: The simultaneous presence of degenerative-arthritic and primary inflammatory changes occurs particularly in older patients with late onset RA. This example shows typical rheumatic erosions in the context of rheumatoid arthritis at the ulnar bases of dig. 4 and dig. 5 (long arrows). In addition, typical osteophytic growths are found in IP osteoarthritis (small arrowheads). A narrowing of the joint space is particularly evident in the PIP joint on dig. 5 (short arrow). Finally, subchondral erosions typical of osteoarthritis are also seen in the DIP joint of dig. 5 (large arrowheads).
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Fig. 6 a Tumor and tumor-like lesions of the finger. M 16 yrs, PD TSE sagittal: Typical enchondroma of the proximal phalanx base of dig. 3 with a discrete cortical fracture on the flexor side (arrowhead). The lesion has sharp margins, is located exclusively in the medullary cavity, and does not show any infiltrative character in the surrounding area. In fluid-sensitive sequences, enchondromas appear highly hyperintense. b The corresponding T1w image shows a homogeneous hypointensity of the lesion (asterisk) and also shows the fracture (arrowheads). c The corresponding lat. X-ray shows typical “scalloping,” i.e. an arch-shaped endosteal thinning of the cortex. The lesion appears radiolucent (asterisk). The fracture cannot be seen on the X-ray. Enchondromas are usually asymptomatic unless complications occur, as in this case. d M 49 yrs, T1 axial native: painful area near the distal phalanx of the thumb. Directly palmar to the nail bed, a round, hypointense mass is visible (arrows). e On axial T2 weighting, the lesion appears predominantly hyperintense (arrow) with central hypointense components (arrowhead), which argues against a purely cystic lesion. f The corresponding T1w fat-suppressed contrast sequence shows strong homogeneous enhancement (arrows). Based on clinical findings, MRI morphology, and CM behavior, the diagnosis of a glomus tumor was made, which was confirmed histologically. g F 46 yrs, T1 axial: Giant cell tumor of the flexor tendon sheath (formerly also referred to as localized form of PVNS). The MRI shows a homogeneous intermediate-hypointense lesion (asterisk), which is well demarcated from the surrounding tissue and has no infiltrative character (arrows). h The corresponding T2 image shows an inhomogeneous signal character of the lesion with only small areas of low signal intensity in the center. The flexor tendon borders the lesion with a broad base (asterisk). In conjunction with the typical localization, these susceptibility effects point to the diagnosis. i T1 fs post CM: The MRI shows strong contrast enhancement of the lesion, especially in the periphery, while larger parts in the center show only low contrast enhancement (asterisk). j F 47 yrs, T2 axial: The differential diagnosis of space-occupying, predominantly hyperintense lesions on T2w includes bursitis, which is rarely observed, however, in the area of the finger. The MRI shows chronic encapsulated bursitis of the dorsal metacarpo-phalangeal bursa (arrows).
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Abb. 1 Schematische Fingeranatomie. a Kapselstrukturen und Beugesehnenhalteapparat. Lig. collateralia (dicke Pfeile) und Lig. collateralia accessoria (dünne Pfeile); anuläre Ringbänder (A1–A5), VP Volare Platte. b Querschnitt auf Höhe des MCP: ES Extensorensehne, FDP-Sehne des M. flexor digitorum profundus, FDS-Sehne des M. flexor digitorum superficialis, IOS-Sehnen der Mm. interossei, LM Lumbrikalmuskel, LMTP Ligg. metacarpale transversum profundum, Kreis Zancolli-Komplex, A1 A1-Ringband. c Traumamechanismus der Stener-Läsion als Komplikation der Skidaumen-Verletzung: Lig. collaterale & Lig. collaterale accessorium (dicke Pfeile) sind über die Adduktoraponeurose (AA) disloziert. EH: Extensorenhaube. MAP: M. adductor pollicis. Source: Biotic Artlab.
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Abb. 2 Traumatische Band- und Kapselverletzungen der Finger. a W 48 J Dig. 3. PIP, PD fs coronal: undislozierte Ruptur (Pfeil) eines ulnaren Collateralbandzügels nach Distorsion. Der akzessorische ulnare Zügel zur VP (Pfeilspitze) sowie 2 radialseitige UCL-Zügel (Pfeilspitzen) sind intakt. Es folgte eine problemlose Ausheilung nach konservativer Therapie. (b und c) W 68 J Dig. 1, PD fs coronal (b) und ax T2 (c): Stener-Läsion als Komplikation einer „Skidaumenverletzung“ nach Distorsion. Dislokation des Lig. collaterale ulnare Dig 1 durch Zurückschnellen während des Traumas (JoJo Zeichen, Pfeilspitzen). Pfeil: Adduktoraponeurose. Es folgte eine operative Revision mit Bandnaht. d–f M 42 J Dig. 2. PIP, PD fs sagittal: d Ausriss der VP mit deutlicher Retraktion (Pfeil). e Zum Vergleich ist die VP des Dig. 3. desselben Patienten regelrecht positioniert (Pfeil). f Beispiel eines Flüssigkeitsaustritts in die extrakapsulären Weichteile bei Ruptur der distalen Insertion der VP von Dig. 2 eines anderen Patienten (Pfeil). Das Gelenk zeigt degenerative Veränderungen mit osteophytären Anbauten und Chondropathie insbesondere am palmaren Grundgliedköpfchen.
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Abb. 3 Traumatische Sehnen- und Ringbandverletzungen der Finger. a W 23 J, PD TSE fs axial: Singuläre A4 Ringbandruptur. Trotz der geringen Interkalation des rupturierten Ringbandstumpfs zwischen Sehne und Knochen (Pfeil) hatte die konservative Therapie in diesem Fall ein sehr gutes funktionelles Ergebnis. Dir axiale MRT ermöglicht das Erkennen von Interkalation rupturierter Ringbandstümpfe unter die Beugesehnen, was in stärker ausgeprägten Fällen ein Kriterium für operative Revision sein kann. b M 36 J, PD TSE sagittal Funktionsaufnahmen: Triple A2, A3, A4 Ringbandruptur Dig 4 (links) mit Zunahme des Bowstringing (Pfeile) über Grund- und Mittelphalanx, sowie über der VP des PIP mit Auseinanderweichen des Chiasma tendineum (Kreis) bei zunehmender Fingerbeugung (mittig, rechts). Es folgte eine operative Ringbandrekonstruktion. c–f M 25 J, Dig. 4. MPR-Rekonstruktionen einer 3D TrueFISP GRE: Schnittverletzung der FDP-Sehne mit retrahiertem FDP-Sehnenstumpf bis zur Mittelhand (Pfeil; c, d, e, f). Die intakten FDS-Sehnen-Zügel sind in der 3D isoliert abgrenzbar und intakt (Pfeilspitzen; c, d, e). Es folgte eine operative Sehnenrekonstruktion. g M 46 J, T1 TSE fs nach KM: putride Tenosynovitis im 3.– 6. Strecksehnenfach nach zuvor Bagatellverletzung/Rhagade. Die MRT ermöglicht eine Ausbreitungsdiagnostik zur Planung des operativen Debridements. h W 66 J, PD TSE fs axial: De Quervain Tenosynovitis mit entzündlicher Verdickung der Extensor pollicis brevis- und Abductor pollicis longus-Sehnen im ersten Strecksehnenfach (Pfeil).
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Abb. 4 a M 15 J, PD TSE fs axial: Dig. 3. Stressfraktur (Pfeil) dorsalseitig in der Epiphysenfuge aufgrund chronisch repetitiver Überlastung beim Klettertraining. Das Röntgenbild war in dem Fall okkult und nicht wegweisend. Eine adäquate Training-Karenz mit Ruhigstellung ist zur Ausheilung wichtig, um einer Pseudarthrosen-Bildung vorzubeugen. b–c M 35 J PD TSE fs axial und Computertomografie in Neutralstellung: Pseudarthrose des Hamulus ossis hamati in Folge einer chronisch repetitiven Überlastung mit Stressfraktur. Symptomatisch war in dem Fall aber die chronische Tenosynovitis der Beugesehne (Pfeil) Dig. 5 durch Irritation am Pseudarthrosenspalt (Pfeilspitzen). d–e Derselbe Patient. PD TSE fs axial und coronal Funktionsaufnahmen: Die Symptomatik des Patienten war in Ulnardeviation provozierbar, da hierbei die Dig. 5 Beugesehne (Pfeil) in den auseinanderweichenden carpalen Pseudarthrosenspalt (Pfeilspitzen) dislozierte. Die MRT in Funktionsstellung bestätigte den Pathomechanismus und es erfolgte eine operative Revision mit Resektion des Hamulus. f–g W 37 J, PD TSE fs coronal und Röntgen dorso-volar: knöcherne Avulsion des UCL am IP des Daumens. Das kräftige Knochenmarködem lässt sich nur in der MRT erkennen, wohingegen der Frakturspalt auch im Röntgen erkennbar ist (Pfeil).
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Abb. 5 Rheumatische Erkrankungen. a W 53 J, Röntgen a. p.: Die Psoriasisarthritis zeichnet sich durch osteodestruktiv-erosive sowie osteoproliferative Veränderungen aus. In diesem Beispiel einer langjährig bestehenden Psoriasisarthritis zeigen sich Erosionen an der radialen Mittelgliedbasis und am Grundgliedköpfchen (Pfeile). Außerdem zeigt sich eine periostale osteoproliferative Veränderung radialseitig an der distalen Grundphalanx. (Pfeilspitze). Ulnarseitig in Höhe des PIP-Gelenkes zeigt sich eine ausgeprägte Weichteilschwellung (Asterisk). b M 65 J, Röntgen a. p.: Eine Beteiligung der Interphalangealgelenke ist charakteristisch für die Psoriasisarthritis. In diesem Beispiel zeigen sich ausgeprägte osteoproliferative Veränderungen am distalen Interphalangealgelenk von Dig. 2 (Pfeile). Außerdem zeigen sich periostale Osteoproliferationen am distalen Grundglied von Dig. 3 (Pfeilspitzen). c Derselbe Pat. T1w fs nach KM: Das am gleichen Tag akquirierte MRT zeigt ebenso die Weichteilveränderungen einer floriden Synovialitis (Pfeile) sowie diffuse subkutane und periostale Weichteilentzündung entsprechend dem klinischen Bild einer Daktylitis (Pfeilspitze). Außerdem finden sich diffuse ödem-äquivalente Markraumalterationen entsprechend einer Osteitis, die nicht im Röntgen aber im MRT und mit Einschränkung auch im Dual Energy-CT detektiert werden kann (Asterisk). d W 65 J, Röntgen a. p.: Dieses Beispiel zeigt osteodestruktive und osteoproliferative Veränderungen an unterschiedlichen Fingern im Rahmen einer Psoriasisarthritis. Im Bereich der Basis der Grundphalanx von D5 sind eindeutige Erosionen abgrenzbar (Pfeile). Gleichzeitig zeigen sich Osteoproliferationen („Protuberanzen“) an den distalen Interphalangealgelenken Dig. 2 und Dig. 3 (kleine Pfeilspitzen). Ferner zeigt sich ein typisches “pencil in cup” –Muster der fortgeschrittenen Osteodestruktion im Bereich der distalen Anteile des Mittelgliedes mit Knopflochdeformität Dig. 5 typisch für eine fortgeschrittene Erkrankung (große Pfeilspitze). e M 76 J, Röntgen a. p.: Die wichtigste Differenzialdiagnose der Psoriasisarthritis ist die Interphalangealgelenksarthrose. Dieses Beispiel zeigt die sogenannte erosive Form der Interphalangealgelenksarthrose mit charakteristischen Vogelschwingen-Deformitäten der distalen Interphalangealgelenke Dig. 3 und Dig. 4 (schwarze Pfeile). Außerdem finden sich sog. „Sägezahn“-Erosionen in subchondraler Lokalisation am PIP-Gelenk von Dig. 4 (weiß umrandete Pfeile). f W 66 J, Röntgen a. p.: Dieses Beispiel zeigt eine klassische „Sägezahn“-Erosion im proximalen Interphalangealgelenk von Dig. 2 (Pfeile), während das dritte PIP-Gelenk ein nicht-erosives Erscheinungsbild einer fortgeschrittenen Arthrose mit Gelenkspaltverschmälerung und subchondraler Sklerose aufweist (Pfeilspitze). Der Hauptunterschied zwischen den beiden Arthrose-Subtypen ist das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Erosionen im Röntgenbild. Die klinischen Manifestationen sind häufig sehr ähnlich, obwohl die erosive Arthrose durch häufigere Entzündungsschübe gekennzeichnet ist, die mehrere Gelenke gleichzeitig betreffen und über Jahre anhalten können. g W 71 J, PDw coronal: Erosive Arthrose. Die MRT zeigt eine subchondrale zystische Läsion (Pfeil) und einen klassischen marginalen Osteophyten (Pfeilspitze). h Derselbe Pat. T1 fs nach KM axial: Korrespondierend zeigt sich in Höhe des Gelenkspaltes eine ausgeprägte intra- und periartikuläre KM-Aufnahme im Rahmen einer floriden Synovitis (Pfeile). i W 83 J, Röntgen a. p.: Das gleichzeitige Vorhandensein von degenerativ-arthrotischen und primär inflammatorischen Veränderungen kommt insbesondere bei älteren Patienten mit einer sog. „late onset RA“ vor. Dieses Beispiel zeigt typische rheumatische Erosionen im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis an den ulnaren Grundliedbasen von Dig. 4 und Dig. 5 (lange Pfeile). Außerdem finden sich typische osteophytäre Anbauten bei IP-Arthrosen (kleine Pfeilspitzen). Eine Gelenkspaltverschmälerung zeigt sich v.a. im PIP-Gelenk on Dig. 5 (kurzer Pfeil). Schließlich zeigen sich auch subchondrale Erosionen typisch für eine Arthrose im DIP-Gelenk von Dig. 5 (große Pfeilspitzen).
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Abb. 6 Tumor und Tumor-ähnliche Läsionen der Finger. a M 16 J, PD TSE sagittal: typisches Enchondrom der Grundgliedbasis Dig. 3 mit diskreter kortikaler Fraktur beugeseitig (Pfeilspitze). Die Läsion ist scharf berandet, ausschließlich im Markraum lokalisiert und zeigt keinen infiltrativen Charakter in die Umgebung. In flüssigkeits-sensitiven Sequenzen imponieren Enchondrome stark hyperintens. b Das korrespondierende T1w Bild zeigt eine homogene Hypointensität der Läsion (Asterisk) und zeigt ebenso die Fraktur (Pfeilsitze). c Das korrespondierende lat. Röntgenbild zeigt ein typisches „Scalloping“, d.h. eine bogenförmige endostale Ausdünnung der Kortikalis. Die Läsion imponiert radioluzent (Asterisk). Die Fraktur ist im Röntgenbild nicht zu erkennen. Enchondrome sind meist asymptomatisch, außer es kommt zu Komplikationen wie in diesem Fall. d M 49 J, T1 axial nativ: schmerzhaftes Areal im Bereich der Endphalanx des Daumens. Direkt palmar angrenzend an das Nagelbett zeigt sich in eine rundliche hypointense Raumforderung (Pfeile). e In axialer T2-Wichtung imponiert die Veränderung überwiegend hyperintens (Pfeil) mit jedoch zentralen hypointensen Anteilen (Pfeilspitze), was gegen eine reine zystische Läsion spricht. f Die korrespondierende T1w fettunterdrückte KM-Sequenz zeigt ein kräftiges homogenes Enhancement (Pfeile). In Zusammenschau von Klinik, MRT-Morphologie und KM-Verhalten wurde die Diagnose eines Glomustumors gestellt, was histologisch bestätigt wurde. g W 46 J, T1 axial: Riesenzelltumor der Beugesehnenscheide (früher auch bezeichnet als lokalisierte Form der PVNS). Die MRT zeigt eine homogen intermediär-hypointense Läsion (Asterisk), die gut zur Umgebung abgegrenzt ist und keinen infiltrativen Charakter aufweist (Pfeile). h Das korrespondierende T2-Bild zeigt einen inhomogenen Signalcharakter der Läsion mit jedoch nur geringen signalarmen Arealen im Zentrum. Die Beugesehne grenzt breitbasig an die Läsion an (Asterisk). In Zusammenschau mit der typischen Lokalisation weisen diese Suszeptibilitätseffekte auf die Diagnose hin. i T1 fs post KM: Die MRT zeigt eine kräftige KM-Aufnahme der Läsion v.a. in der Peripherie, während größere Anteile im Zentrum nur geringgradig KM aufnehmen (Asterisk). j W 47 J, T2 axial: Die Differenzialdiagnose raumfordernder, überwiegend hyperintens imponierender Läsionen in T2w inkludiert Bursitiden, die im Bereich der Finger jedoch eher selten beobachtet werden. Die MRT zeigt eine chronische abgekapselt imponierende Bursitis der Bursa metacarpophalangealis dorsalis (Pfeile).