Onkologische Welt 2025; 16(04): 204-211
DOI: 10.1055/a-2605-4474
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Endometrium-Karzinom

Aristoteles Giagounidis
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Pathologie Erhebliche prognostische Verbesserungen für Früh- und Spätstadien der Endometrium-Karzinome zeichnen sich durch neue diagnostische und therapeutische Entwicklungen ab. So hat die Molekularpathologie sowohl die Klassifikation als auch die adjuvante und palliative Therapie dieser Tumoren revolutioniert. Neuerdings werden 4 Hauptgruppen unterschieden: POLE-mutierte Tumoren machen etwa 7 % aller Karzinome aus und werden als „ultramutiert“ klassifiziert. Sie weisen eine exzellente Prognose auf. Mismatch-Repair-defiziente Tumoren (MMRd) sind mit etwa 25 % häufig und gelten als „hypermutiert“. Sie sind ausgesprochen empfindlich gegen Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Die größte Gruppe, Tumoren ohne spezifische molekulare Signatur (No specific molecular Profile, NSMP), sind prognostisch etwa den MMRd-Tumoren vergleichbar. Schließlich werden TP53-mutierte Endometrium-Karzinome unterschieden, die eine ungünstige Prognose aufweisen.

Klassifikation Diese molekularpathologischen Grundlagen wurden kürzlich in die neue FIGO-Klassifikation von 2023 integriert. Dadurch verändert sich die adjuvante Therapie-Indikation erheblich: Während ohne Molekularpathologie früher 60 % der POLE-mutierten Tumoren adjuvant radio/(chemo)therapiert wurden, bleiben sie heutzutage aufgrund ihrer exzellenten Prognose therapiefrei. FIGO 2023 erkennt u. a. auch neue günstige Subgruppen wie das synchrone Endometrium- und Ovarial-Karzinom an.

Adjuvante Therapie Niedrigrisiko-Patientinnen benötigen keine adjuvante Therapie. Intermediärstadien (z. B. Stadium IIB) profitieren von adjuvanter Radiotherapie. Molekulare Marker entscheiden über den zusätzlichen Therapiebedarf: POLE-mutierte Tumoren werden therapiefrei belassen, G3-endometrioide Tumoren ohne TP53-Mutation erhalten meist nur eine adjuvante Strahlentherapie, während TP53-mutierte Tumoren intensiv radiochemotherapiert werden. Hochrisiko-Patientinnen (ab Stadium IIC) erhalten üblicherweise eine Kombination aus Radiochemotherapie, gefolgt von Chemotherapie, oder eine alleinige Chemotherapie.

Metastasierte Situation In der Therapie der fortgeschrittenen und metastasierten Stadien haben sowohl die Immun-Checkpoint-Inhibitoren als auch der PARP-Inhibitor Olaparib einen festen Stellenwert. Bei Patientinnen ohne Mismatch-Repair-Defizienz ist in der Erstlinien-Therapie der Immun-Checkpoint-Inhibitor Durvalumab plus Chemotherapie, gefolgt von Durvalumab und Olaparib, neu zugelassen. Bei Mismatch-Repair-defizienten Tumoren ist die vorgenannte Therapie ohne Olaparib – ebenso wie Dostarlimab und Carboplatin/Paclitaxel – als Erstlinien-Behandlung zugelassen. Aufgrund des mannigfachen immunologischen Nebenwirkungspotenzials und möglicher Interaktionen ist auch für den allgemeinmedizinisch und internistisch tätigen Hausarzt die Auseinandersetzung mit den neuen Therapieoptionen von Vorteil.



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Article published online:
06 June 2025

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