Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(04): 174
DOI: 10.1055/a-2618-4888
Forum

Prof. Dr. Mitra Tewes – Antrittsvorlesung in Essen

Manfred Gaspar

Als Meilenstein für die palliativmedizinische Forschung und Lehre der Universität Duisburg-Essen bezeichnet Mitra Tewes die Einrichtung der ersten W3-Professur für Palliativmedizin an der Universitätsmedizin Essen (UME), deren Inhaberin sie nach feierlicher Inauguration durch den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Jan Buer, im März dieses Jahres geworden ist.

Durch diesen Lehrstuhl werde ihre erfolgreiche Teamarbeit sowohl national als auch international noch sichtbarer. Maßgeblichen Einfluss auf die Einrichtung der Professur habe nicht zuletzt die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Inneren Klinik (Tumorforschung) unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Schuler gehabt.

Nach ihrer Antrittsvorlesung, die insbesondere wichtige digitale Entwicklungen in der Palliativmedizin thematisiert, zeigt sich ihr Team in einem Post auf Instagram „stolz und beseelt“ über die Berufung der „geschätzten Vorgesetzten“ und bekundet ein Höchstmaß an Motivation für den weiteren gemeinsamen Weg, „für unsere Patient:innen, für eine menschliche Medizin und die Zukunft der Palliativmedizin.“

Welch großartige Solidaritätsbekundung!

Mitra Tewes wird 1971 in Heidelberg geboren. Die Schulzeit absolviert sie in Remscheid. Das Medizinstudium führt sie zurück nach Heidelberg – die ärztliche Aus- und Weiterbildung zurück nach Nordrhein-Westfalen, diesmal nach Essen. Ihr Ziel: Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie. Erste weitreichende palliativmedizinische Impulse entstehen in den Jahren 2001/2002, in denen sie als Assistenzärztin im onkologischen Ambulanzbereich institutionelle Grenzen erlebt, die dazu führen, Patient:innen mit palliativem Versorgungsbedarf ausschließlich auf hausärztliche Weiterbehandlung verweisen zu können.

Im Privaten bescheren zwei Schwangerschaften durch eine Zwillingsgeburt drei Kinder. Die Anerkennung als Fachärztin für Innere Medizin erfolgt mit Gebietsbezeichnung Hämatologie/Onkologie. Der Weg zurück in die onkologische Ambulanz manifestiert die Erkenntnis, an fachliche Grenzen zu stoßen mit der Konsequenz einer palliativmedizinischen Weiterbildung in den Jahren 2010 bis 2013.

Die neuerworbenen palliativmedizinischen Erfahrungen verstärken die Einsicht in die Notwendigkeit einer weiteren Sensibilisierung für palliativmedizinisches Denken und Handeln in der onkologischen Ambulanz. Extrem hilfreich in dieser Phase ist die Unterstützung ihres onkologischen Chefs, Prof. Martin Schuler, bei ihrem Bestreben eine Palliativsprechstunde in der Ambulanz zu etablieren, um 2013 die neue palliativmedizinische Dimension der Behandlungsmöglichkeiten konkret in praxi zu etablieren und mit Leben zu füllen! Von besonderer Bedeutung ist zudem die kurz zuvor erfolgte Eröffnung der Palliativstation im Jahre 2012. In dieser Phase wird dann der Grundstein für die wissenschaftliche Laufbahn in der Palliativmedizin von Mitra Tewes gelegt. Anstatt auf Patient:innen zu warten, beginnt sie bereits 2013 in der onkologischen Ambulanz ein palliativmedizinisches Screening durchzuführen, um den konkreten Interventionsbedarf zu ermitteln. Während die Habilitation in Innerer Medizin im Jahre 2018 noch ein explizit onkologisches Thema „Evaluation innovativer Prognosefaktoren und Prädiktoren zu Therapiesteuerung des Mammakarzinoms“ hatte, fokussiert sich ihre Forschung immer mehr auf den palliativmedizinischen Bereich. 2016 etabliert sich eine palliativmedizinische Forschungsgruppe. Eine Doktorandin macht den Anfang – wissenschaftliche Angestellte folgen. Prompter Erfolg der wissenschaftlichen Mühen: Mitra Tewes erhält 2021 einen Ruf auf eine W3-Professur an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und – zeitlich fast parallel dazu – erfolgt in Essen die Etablierung der W3-Professur für Palliativmedizin.

Der Ausgang dieses Verfahrens darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Wesentlicher Schwerpunkt in Forschung und Lehre ist neben der Entwicklung und Evaluation personalisierter Interventionen für Patient:innen mit palliativmedizinischem Bedarf – auch unter Einbeziehung von e-Health-Ansätzen – ein Herzensthema von Mitra Tewes: Bewegungstherapie in der Palliativversorgung.

Und so wird Bewegung durch Mitra Tewes zum Markenzeichen der Palliativmedizin in Essen.

Mit ihren Worten:

„Palliativ bewegt! Palliativversorgung bewegt Menschen im wahrsten Sinne des Wortes, aber es bewegt auch emotional. Und alle bewegen sich zu den Patient:innen hin. Aufsuchen – Aufklären. Sich zu den Patientinnen und Patienten bewegen: Mit SAPV. Mit Palliativmedizinischem Dienst. Mit Screening. Und jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, die bewegend ist“.

Manfred Gaspar M.A.
Städtisches Krankenhaus Kiel

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Univ.-Prof. Dr. med. Mitra Tewes


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Article published online:
01 July 2025

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