Diabetologie und Stoffwechsel
DOI: 10.1055/a-2619-4859
Originalarbeit

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mit und ohne Einwanderungsgeschichte

Eating disorders in children and adolescents with type 1 diabetes mellitus (direct) descendants of immigrants
Elham Zamani Meymian
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
,
Lena Marmulla
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
,
Franz Kettnaker
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
,
Jasim Vollhase
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
,
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
,
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
2   Klinik für Kinderheilkunde, Eberhard-Karls-Universität Tübingen Medizinische Fakultät, Tübingen, Deutschland (Ringgold ID: RIN54188)
,
1   Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (Ringgold ID: RIN12263)
3   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland (Ringgold ID: RIN39068)
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Zusammenfassung

Einleitung

Essstörungen sind bei Kindern und Jugendlichen (KuJ) mit Typ-1-Diabetes (T1D) erhöht (10% vs. 4%). Auch eingewanderte bzw. direkte Nachkommen von Einwanderern (E&dN) haben im Vergleich zu einheimischen Gleichaltrigen ein doppelt so hohes Risiko, eine Essstörung zu entwickeln. Daraus ergibt sich unsere Arbeitshypothese, dass eingewanderte im Vergleich zu einheimischen KuJ mit T1D ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Essstörung haben.

Patienten und Methode

Zur Prüfung dieser These wurden 219 KuJ mit manifesten T1D aus drei unterschiedlichen Einrichtungen im Querschnitt befragt. Der Fragebogen umfasste den mSCOFF als Screening-Instrument für Essstörungen. Die Werte des mSCOFF wurden in Korrelation zu metabolischen, sozialen, und demografischen Daten gesetzt.

Ergebnisse

Insgesamt wiesen 18,2%, der untersuchten KuJ unerwarteterweise einen auffälligen mSCOFF-Wert auf, erwartungsgemäß waren es mehr weibliche (67,5%) als männliche Probanden. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied (OR:1,53; p=0,284) für das Vorliegen einer Essstörung bei KuJ mit E&dN (N=83; 37,9%) zu einheimischen KuJ (N=136; 62,1%).

22,9% der KuJ mit E&dN und T1D hatten einen auffälligen mSCOFF. Unabhängig vom Einwanderungsstatus haben KuJ mit auffälligem mSCOFF-Wert höhere HbA1c-Werte (8,6% aktuell und 7,8% 3 Monate früher), im Vergleich zu den Probanden mit einem unauffälligen mSCOFF-Wert (p=0,010). Im linearen Regressionsmodell erhöhte die Diabetesdauer (p=0,040), der auffällige mSCOFF-Wert (p=0,038) und das Vorhandensein einer Einwanderungsgeschichte (p=0,024) den HbA1c-Wert von vor drei Monaten. Jedoch haben die Faktoren des Alters, des Geschlechts oder der Nutzung einer Pumpe keinen Einfluss.

Schlussfolgerung

Es konnte bestätigt werden, dass KuJ mit einem manifestierten T1D ein erhöhtes Risiko aufweisen, eine Essstörung zu entwickeln. Die Frage, ob eingewanderte KuJ im Vergleich zu einheimischen KuJ ein erhöhtes Risiko haben, konnte aufgrund der Fallzahl nicht beantwortet werden. Jedoch gab es einen Zusammenhang zwischen dem Risiko einer Essstörung (mSCOFF-Wert) und einem erhöhten HbA1c-Wert sowohl bei einheimischen als auch bei KuJ mit Einwanderungsgeschichte.

Abstract

Introduction

Eating disorders are increased in children and adolescents (C&A) with Type 1 Diabetes mellitus (T1D) (10% vs. 4%). Immigrants and direct descendants of immigrants (I&dD) also have twice the risk of developing an eating disorder compared to their native peers. This leads to our working hypothesis that immigrant C&A with T1D have a higher risk of developing an eating disorder compared to native C&A with T1D.

Patients and Methods

To test this hypothesis, 219 C&A with manifest T1D from three different institutions were surveyed cross-sectionally. The questionnaire included the mSCOFF as a screening instrument for eating disorders. The mSCOFF values were correlated with metabolic, social, and demographic data.

Results

Overall, 18.2% of the examined C&A unexpectedly showed an abnormal mSCOFF value, with more female (67.5%) than male subjects as expected. There was no significant difference (OR: 1.53; p=0.284) in the presence of an eating disorder between C&A with I&dD (N=83; 37.9%) and native C&A (N=136; 62.1%). 22.9% of C&A with I&dD and T1D had an abnormal mSCOFF. Regardless of immigration status, C&A with an abnormal mSCOFF value had higher HbA1c values (8.6% currently and 7.8% three months earlier) compared to subjects with a normal mSCOFF value (p=0.010). In the linear regression model, the duration of diabetes (p=0.040), the abnormal mSCOFF value (p=0.038), and the presence of an immigration history (p=0.024) increased the HbA1c value from three months earlier. However, factors such as age, gender, or the use of a pump had no influence.

Conclusion

It was confirmed that C&A with manifest T1D have an increased risk of developing an eating disorder. The question of whether immigrant C&A have a higher risk compared to native C&A could not be answered due to the sample size. However, there was a correlation between the risk of an eating disorder (mSCOFF value) and an increased HbA1c, both in native and immigrant C&A.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 30. August 2024

Angenommen nach Revision: 21. Mai 2025

Artikel online veröffentlicht:
17. Juli 2025

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