Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(21): 1247
DOI: 10.1055/a-2679-7842
Editorial

Prävention von Lebererkrankungen

Prevention of liver disease

Authors

  • Dominik Bettinger

  • Robert Thimme

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Lebererkrankungen weisen weltweit eine steigende Prävalenz auf. Aufgrund der schwerwiegenden Komplikationen einer fortgeschrittenen Lebererkrankung rücken Prävention, Früherkennung sowie innovative Therapiestrategien mehr denn je in den klinischen und wissenschaftlichen Fokus. Eine Leberschädigung kann über längere Zeit durch inflammatorische Prozesse zu einem fibrotischen Umbau bis hin zu einem zirrhotischen Umbau des Leberparenchyms führen. Dabei stellt die Leberzirrhose ein stark prokarzinogenes Milieu dar, welches das Risiko für die Entstehung von hepatozellulären Karzinomen stark erhöht. Dieser klassische Weg einer Lebererkrankung bietet auf verschiedenen Ebenen Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen. In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen praxisrelevante Präventionsmaßnahmen bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen an die Hand geben.

Die metabolische Dysfunktions-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der Hauptursachen für eine Leberzirrhose und für die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) entwickelt. Der Beitrag von Frau Dr. Röhlen und Kollegen verdeutlicht, dass die erfolgreiche Prävention und Behandlung von MASLD nur im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen gelingt. Integrative Konzepte, die lebensstilmodifizierende Ansätze, medikamentöse Therapien, psychosoziale Interventionen und eine enge Kooperation zwischen Hepatologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin sowie Kardiologie verknüpfen, sind hierbei essenziell.

In den letzten Jahren gab es zwar deutliche Fortschritte auf dem Gebiet der Virushepatitis, insbesondere in der Therapie der chronischen Hepatitis-C-Virusinfektion, dennoch weisen Frau Dr. Sandmann und Herr Prof. Cornberg eindrucksvoll hin, dass trotz dieser Erfolge weiterhin zu viele chronische Hepatitis-B- und -C-Virusnfektionen unentdeckt und somit unbehandelt bleiben. Sie beschreiben, wie ein modernes, risikoadaptiertes Screening und gesellschaftlich breit angelegte Aufklärungskampagnen dazu beitragen können, diese Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und im Fall der Hepatitis C letztendlich auch zu eradizieren.

Bei Patienten mit einer Leberzirrhose hat es seit der letzten Baveno-VII-Konferenz einen deutlichen Paradigmenwechsel weg von einer reinen Therapie der Dekompensation hin zu einer Prävention von Dekompensationsereignissen gegeben. Hierbei ist die portale Hypertension der Hauptangriffspunkt für eine gezielte Prävention. Frau Dr. Reincke und Kollegen zeigen, wie eine portale Hypertension frühzeitig diagnostiziert werden kann und wie im Rahmen von primär-und sekundärpräventiven Maßnahmen die Prognose von Patienten mit einer Leberzirrhose verbessert werden kann.

Das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) stellt das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung dar und zählt zu den Tumoren mit der höchsten Mortalität. Durch die zunehmende Inzidenz der MASLD steigt die Inzidenz des HCC deutlich an. Frau Hölzen, Frau Priv.-Doz. Dr. Zimpel und Prof. Marquardt zeigen in ihrem Beitrag, wie strukturierte Früherkennungsprogramme sowie evidenzbasierte, personalisierte Therapieansätze das Management von Patienten mit einem HCC verbessern können.

Die verschiedenen Beiträge in diesem Heft verdeutlichen, dass die Prävention von Lebererkrankungen einen wichtigen Stellenwert in der klinischen Praxis einnimmt und die Morbidität und Mortalität der Patienten nachhaltig beeinflussen kann.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser für Ihre Arbeit in Praxis und Klinik sicherlich relevanten Beiträge.



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Article published online:
10 October 2025

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