Die Neuropathie ist eine typische Begleiterkrankung des Diabetes mellitus. Doch hinter
schmerzhaften Beinen können sich auch bei Diabetikern andere Krankheitsbilder verbergen.
Abklärung tut Not.
Klagen Diabetiker über schmerzhafte Beine, liegt der Verdacht auf eine diabetische
Neuropathie nahe. Es müssen aber auch andere Ursachen ins Kalkül gezogen werden, etwa
Immunneuropathien, toxische oder erbliche Neuropathien, eine Radikulo-Neuropathie
bei Borreliose oder auch eine Radikulopathie infolge Entzündung oder Kompression,
selten ein Burning-Feet- oder ein Restless-Legs-Syndrom. Aber auch vaskuläre oder
arthrotische Beschwerden kommen in Frage. "Nicht jeder Beinschmerz beim Diabetiker
ist neuropathisch. Nicht jede Neuropathie ist diabetisch", brachte Prof. Karlheinz
Reiners, Würzburg, die Problematik auf den Punkt. Vorsicht sei vor allem geboten,
wenn der Schweregrad von Diabetes und Neuropathie diskrepant ist, ein asymmetrisches
Verteilungsmuster oder ein radikulitisches Beschwerdebild vorliegt oder der Patient
neurotoxische Medikamente, wie Chloroquin oder Amiodaron, einnimmt. Wenn andere Langzeitkomplikationen
wie eine Retinopathie oder Nephropathie, fehlen, oder eine positive Familienanamnese
für eine Neuropathie vorliegt, spricht dies eher für eine nicht-diabetische Ursache
der Nervenschmerzen. Berücksichtigt werden muss zudem die Möglichkeit von "Kombinations-Ursachen",
so Reiners, etwa eine gleichzeitige diabetogene und toxische Nervenschädigung. Voraussetzung
für eine zielgerichtete, effektive Therapie ist deshalb eine genaue Differenzialdiagnose.
Neuropathische Schmerzkomponente aufspüren
Zu den etablierten Screening-Tools für neuropathischen Schmerz, nicht nur bei Diabetikern,
gehört der painDETECT® Schmerzfragebogen. Er ist validiert, hat eine hohe Sensitivität
und Spezifität von 85 beziehungsweise 80%. Die Vorhersagegenauigkeit liegt bei 83%.
Und er kommt ohne klinische Untersuchung aus, betonte Prof. Dan Ziegler, Düsseldorf:
"Der Patient kann alles selber ausfüllen". Dafür benötigt er lediglich 5 Minuten.
Ähnlich wichtig wie das Screening auf neuropathischen Schmerz ist laut Ziegler die
Abklärung der Neuropathie mit Negativ-Symptomatik.
Dr. Beate Fessler, München
Quelle: Symposium "Die schmerzhafte diabetische Neuropathie", April 2008 in München.
Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe