Rofo 2008; 180(10): 870
DOI: 10.1055/s-0028-1085553
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Lungenembolie - Kann auf Kompressionsultraschall verzichtet werden?

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Publication Date:
02 October 2008 (online)

 

Bei negativer Multidetektorcomputertomografie (MSCT) ist eine Lungenembolie sehr unwahrscheinlich. Vor allem in Kombination mit der Bestimmung der D-Dimere hat sich die Methode bewährt. In vielen Zentren gehört aber nach wie vor der Kompressionsultraschall (US) der Beine fest zum diagnostischen Prozedere. Ist dies überflüssig? Lancet 2008; 371: 1343–1352

In einer früheren Untersuchung wiesen Righini et al. nur bei 0,9 % ihrer Patienten mit unauffälliger MSCT im Kompressionsultraschall eine tiefe Beinvenenthrombose nach. Sie verglichen nun in einer randomisierten, prospektiven Multicenter-Studie folgende diagnostische Strategien: Bei Patienten mit dem klinischen Verdacht auf eine Lungenembolie (geringe oder intermediäre Wahrscheinlichkeit nach dem Genf-Score) erfolgte die Bestimmung der D-Dimere in Kombination mit der MSCT oder mit zusätzlich zwischengeschaltetem Kompressionsultraschall. Bei negativem Befund in US/MSCT wurde auf eine Antikoagulation verzichtet. Nur bei klinisch hoher Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie erfolgte bei negativen Befunden eine Pulmonalisangiografie. Die primäre Zielvariable war der Anteil thromboembolischer Ereignisse in der Nachbeobachtungszeit von 3 Monaten. Zusätzlich wurden die Kosten für die jeweilige Vorgehensweise berechnet.

Daten von 838 Patienten mit D-Dimer-Test und MSCT sowie von 855 mit zusätzlichem Kompressionsultraschall der Beinvenen waren auswertbar. Die Gesamtprävalenz für eine Lungenarterienembolie betrug 20,6 % und unterschied sich für die Gruppen nicht. Bei den Patienten, die aufgrund der Ausgangsbefunde nicht antikoaguliert worden waren, traten im Beobachtungszeitraum selten thromboembolische Ereignisse auf. Jeweils 2 Patienten jeder Gruppe (0,3 %) waren betroffen. Somit unterschied sich das 3-Monats-Risiko für die beiden Strategien nicht. In der Gruppe mit Ultraschall war dieser bei 9 % positiv, sodass auf die MSCT verzichtet werden konnte. In der Kostenanalyse waren die Aufwendungen in der Gruppe ohne Ultraschall um 24 % geringer.

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