Mit Agomelatin liegt ein neuer Wirkstoff vor, der neben einer antidepressiven Wirkung
auch den circadianen Rhythmus einschließlich des Schlaf-Wach-Rhythmus normalisiert
und auf diese Weise die Erfolgsquote einer antidepressiven Therapie erhöht.
Synchronisation circadianer Rhythmen
Agomelatin wirkt als Agonist an melatonergen MT1- und MT2-Rezeptoren des Nucleus suprachiasmaticus, dem Sitz der Inneren Uhr, und als Antagonist
an serotonergen 5-HT2c-Rezeptoren. Dadurch wirkt die Substanz antidepressiv und führt zu einer Resynchronisation
der gestörten endogenen Rhythmen sowie zu einer Verbesserung des Schlafs, ohne jedoch
zu sedieren.
In klinischen Studien zeigte Agomelatin (25-50 mg/d) eine gegenüber Placebo signifikant
überlegenen und einen gegenüber den Standardantidepressiva schnelleren Eintritt der
antidepressiven Wirkung, berichtete Prof. Philip Gorwood, Paris. Signifikante Effekt
seien bereits nach einer Woche belegt. Nach sechswöchiger Behandlung betrug der Unterschied
auf der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) zwischen Agomelatin und Sertralin 1,68 Punkte
(p = 0,031). Auch gegenüber Venlafaxin (75-150 mg/d) konnte sich Agomelatin behaupten.
Nach einer 6-monatigen Behandlung betrug der Unterschied im CGI-I (Clinical Global
Impression) 0,32 (p = 0,025). Der antidepressive Effekt bleibt langfristig erhalten,
betonte Gorwood. Nach 6 Monaten kam es bei 21,7 % der Patienten unter Agomelatin und
bei 46,6 % der Placebopatienten zu einem Rezidiv (p = 0,0001). Nach 12 Monaten betrugen
die Rezidivraten in den beiden Gruppen 23,9 vs. 49,9 % (p = 0,0001). Anders als bei
vielen anderen Antidepressiva komme es unter Agomelatin weder zu einer Reduktion der
sexuellen Funktionen noch zu einer Gewichtszunahme. Zudem wurden nach Behandlungsabbruch
keine Absetzungssymptome beobachtet.
Zusatznutzen: Besserer Schlaf
Schlafstörungen sind ein sehr häufiges Begleitphänomen depressiver Verstimmungen.
Beides - die Störung des Affekts und des Schlafs - haben eine gemeinsame Ursache,
die auf Veränderungen in der circadianen Rhythmik zurückzuführen ist. Prof. Göran
Hajak, Regensburg, wies darauf hin, dass sich eine Behandlung mit dem melatonergen
Antidepressivum auch auf das Schlafverhalten positiv auswirke, ohne dass es zu einer
Sedierung am Tage komme.
Abdol A. Ameri, Weidenstetten
Quelle: Satellitensymposium "The melatonergic approach: a breakthrough in the management
of depressed patients" am 13. Juli 2008 im Rahmen des XXVI. Kongresses des CINP in
München, veranstaltet von Servier Deutschland GmbH, München