psychoneuro 2008; 34(9): 394
DOI: 10.1055/s-0028-1091306
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Alzheimer-Demenz - Dämpfer für Amyloid-Hypothese?

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Publication Date:
19 November 2008 (online)

 
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Eine neue klinische Studie lässt Zweifel an der Hypothese aufkommen, dass die Amyloidklumpen tatsächlich die Ursache für den geistigen Abbau bei Alzheimer sind.

In der Post-mortem-Analyse wurden die Gehirne von 8 Patienten untersucht, die mit dem Impfstoff AN1792 gegen ß-Amyloid immunisiert worden waren und etwa 5 Jahre später an Alzheimer starben [1]. (Eine große Studie mit dem Impfstoff war 2002 gestoppt worden, nachdem einige der Patienten eine aseptische Meningoenzephalitis entwickelt hatten. Insgesamt hatte die Immunisierung nach einem Jahr keinen signifikanten Einfluss auf die Kognition, wenngleich sich bei einigen Patienten mit sehr hohen Antikörpertitern die geistigen Fähigkeiten etwas stabilisiert hatten.) Die Forscher konnten in ihrer Analyse jetzt feststellen, dass der mangelnde Erfolg nicht auf ein Scheitern der Immunisierung zurückzuführen ist: Der ß-Amyloidgehalt in den Gehirnen der Geimpften war deutlich niedriger als bei ungeimpften Alzheimerkranken (2,1 vs. 5,1 %), und er war am niedrigsten bei den beiden Patienten mit den höchsten Antikörpertitern gegen ß-Amyloid. Hier lag der Amyloidgehalt nur noch bei 0,35 und 0,12 %. Auf den klinischen Verlauf hatte das zumindest bei diesen beiden Patienten keinen Einfluss: Sie hatten genau so schnell eine schwere Demenz entwickelt wie ungeimpfte Alzheimerkranke und waren auch genau so schnell an Alzheimer gestorben.

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Abb. 1 Beta-Amyloid (rot), das im Gehirn von einem grün markierten Astrozyten abgebaut wird. Foto: Jens Husemann, Columbia-University, New York

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Rolle der Amyloide weiterhin unklar

Die Rolle der Amyloide und ist offenbar komplizierter als bisher angenommen. Allein durch den Amyloid-Abbau lässt sich der Krankheitsprozess offenbar nicht aufhalten. Möglicherweise kommt die Immunisierung zu spät. Einmal durch Amyloid in Gang gesetzt, läuft der Prozess möglicherweise auch ohne das Protein weiter - dann müsste man früher impfen, spekuliert Holmes. Vielleicht ist aber auch nicht das verklumpte ß-Amyloid das Problem, sondern das lösliche. Die Verklumpung wäre dann vielleicht sogar eine Schutzreaktion und die Impfung gegen Amyloidklumpen mitunter schädlich. Allerdings müssten für stichhaltige Aussage noch weitere Gehirne analysiert werden. Daran dürfte es künftig nicht mangeln: Studien mit neuen Amyloid-Impfstoffen sind geplant oder laufen bereits.

Quelle: Ärzte Zeitung online, Artikel vom 5. August 2008

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Literatur

  • 01 Holmes C . et al . Long-term effects of Abeta42 immunisation in Alzheimer's disease: follow-up of a randomised, placebo-controlled phase I trial.  Lancet. 2008;  372 216-223
  • 02 Relkin NR . Testing the mettle of PBT2 for Alzheimer's disease.  Lancet Neurol. 2008;  7 762-763
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Literatur

  • 01 Holmes C . et al . Long-term effects of Abeta42 immunisation in Alzheimer's disease: follow-up of a randomised, placebo-controlled phase I trial.  Lancet. 2008;  372 216-223
  • 02 Relkin NR . Testing the mettle of PBT2 for Alzheimer's disease.  Lancet Neurol. 2008;  7 762-763
 
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Abb. 1 Beta-Amyloid (rot), das im Gehirn von einem grün markierten Astrozyten abgebaut wird. Foto: Jens Husemann, Columbia-University, New York