manuelletherapie 2009; 13(1): 40-41
DOI: 10.1055/s-0028-1109134
Erfahrungsbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internationale Weiterbildung in Orthopädischer Manueller Therapie (OMT) in der DGOMT e. V.

H. Baumgarten
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Publication Date:
06 February 2009 (online)

Dieser Erfahrungsbericht soll zum einen Einblick in die Weiterbildung nach den Richtlinien der Orthopädischen Manuellen Therapie (OMT) in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Manuelle Therapie e. V. (DGOMT) geben, um wie vorangegangene Erfahrungsberichte diese Möglichkeit der Spezialisierung in der Manuellen Therapie bekannter zu machen. Zum anderen soll er bei der Entscheidung helfen, eine OMT-Weiterbildung im Allgemeinen und im Speziellen bei der DGOMT zu beginnen.

Die OMT-Weiterbildung führt zu einer fachlichen Qualifikation auf höchstmöglichem Niveau und entspricht internationalen Standards. Sie ist daher durch die International Federation of Orthopaedic Manipulative Therapy (IFOMT) anerkannt.

Zugangsvoraussetzung bei der DGOMT ist ein Zertifikat in Manueller Therapie nach dem Kaltenborn-Evjenth-Konzept oder eine vergleichbare, durch die Kostenträger anerkannte Weiterbildung. Neben der Ausbildung in Kreischa bietet die DGOMT noch eine OMT-Weiterbildung im süddeutschen Raum unter der Leitung von Rainer Schwarz an.

Start unserer OMT-Gruppe war an einem Wochenende im Januar 2006. Natürlich kam die überwiegende Mehrzahl der 17 Physiotherapeuten aus dem Kaltenborn-Evjenth-Konzept. Aus dem Maitland-Konzept nahmen 2 und aus dem nach Sachse 1 Teilnehmer die Herausforderung an, sich in 2,5 Jahren die Besonderheiten des Kaltenborn-Evjenth-Konzepts anzueignen. Diese bunt zusammengewürfelte Gruppe mit ihren unterschiedlichen und am Ende liebenswerten Charakteren wurde gleich am 1. Kurswochenende kräftig durchgerüttelt: Auf dem Plan stand Clinical Reasoning Teil 1. Da wurden die Kollegen, die sich unter OMT die rein technische qualitative und quantitative Verbesserung von Techniken erhofft hatten, genauso wie diejenigen verwirrt, die seit Jahren im Beruf und der Praxis stehen, sich plötzlich englischsprachiger Literatur gegenüber sahen und ihre guten alten Sprachkenntnisse wieder neu aktivieren mussten. Spätestens jetzt war jedem klar, dass die kommende Zeit sehr lern- und arbeitsintensiv sein würde.

Bis zur OMT-I-Prüfung sollten noch 18 Monate vergehen, die mit Kurswochenenden wie Wissenschaftliches Arbeiten Teil 1 und 2, Physiologie des Schmerzes und Bindegewebe, Clinical Reasoning Teil 1 und 2, Anatomie und Pathologie am Bewegungsapparat (am Präparat) und Röntgen Teil 1 gefüllt waren. Diese hörten sich zwar sehr theoretisch an, wechselten sich jedoch mit Kursthemen wie Differenzialdiagnostik obere und untere Extremität, normale Bewegung, Biomechanik und Trainingslehre, Untersuchungskurse für HWS/BWS/LWS, praktische Kurse obere Extremität und HWS sowie untere Extremität und LWS, kraniomandibuläre Dysfunktionen oder Kurse mit Patienten ab.

Die 1. große Hürde der verbliebenden 13 Teilnehmer stellten die schriftliche Prüfung im Mai und die praktische Prüfung im Juli 2007 dar. Die 1,5 Jahre hatten die Gruppe zusammengeschweißt und nach der bestandenen OMT-I-Prüfung freuten wir uns alle auf die überwiegend praktischen Kurse der nächsten 12 Monate.

Gerade dieses Jahr bis zur OMT-II-Prüfung ließ uns als Therapeuten reifen, sicher auch aufgrund des guten Feedbacks der 1. Prüfung. Von den verbleibenden 10 Kursen waren 2 mit Röntgen Teil II sowie Anatomie und Pathologie des Nervensystems (am Präparat) rein theoretisch, die anderen 8 umfassten Technik- bzw. klinische Kurse mit Patienten. Somit war das letzte Jahr geprägt vom praktischen Üben, auch außerhalb der Kurswochenenden. Um die neu erworbenen Techniken zu üben, traf man sich in Kleingruppen.

Zeit ist relativ, das mussten wir im Mai 2008 zur schriftlichen OMT-II-Prüfung auch erfahren. Die 2,5 Jahre waren doch relativ schnell vergangen – für viele so kurz vor der Prüfung zu schnell. Vor der letztendlich ersehnten Abschlussprüfung in Form einer praktischen Prüfung am Patienten mussten 160 Stunden Supervision (80 Stunden zur OMT-I-Prüfung), 1 Ordner mit mindestens 50 klinischen Mustern und eine Abschlussarbeit (Literaturstudie) vorgelegt werden.

Es muss wohl nicht betont werden, dass die Prüfung und vor allem die Minuten/Stunden/Tage/Wochen vor der Prüfung für den Einzelnen alles andere als entspannt war. Jedoch möchte ich die gelöste Atmosphäre seitens der Prüfer während der Prüfung doch besonders erwähnen.

Am 28.06.08 war es dann soweit: Alle 13 Prüflinge hatten die OMT-Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen ([Abb. 1]).

Abb. 1 Teilnehmer der OMT-Weiterbildung.

Rückblickend waren die 2,5 Jahre anstrengend, zeitaufwendig, nervig und stressig, aber wir möchten die Zeit und vor allem das Wissen nicht mehr missen. Die Kurse von Ulrike Tautenhahn (Clinical Reasoning), die am Anfang für einige so anstrengend, weil so theoretisch und so „neu“’ waren, stellten sich bei der Arbeit mit den Patienten als sehr hilfreich heraus. Die Entscheidung zur OMT-Weiterbildung hat sich definitiv gelohnt!!

Als einer der betroffenen „Fremdkonzeptler“ möchte ich bemerken, dass es Vor- und Nachteile gibt, das Konzept für die OMT-Weiterbildung zu wechseln. Außer Frage steht jedoch, dass die OMT-Weiterbildung unabhängig vom Konzept eine Bereicherung für einen selbst und die Arbeit am Patienten darstellt.

Wir möchten uns bei allen unseren Lehrern bedanken (Reihenfolge des ersten Auftretens): Ulrike Tautenhahn, Thilo Kromer, Dr. Jan Kromer, Heidi Sinz, Jochen Schomacher, Rainer Schwarz, Dr. med. Sauerbrey, Til Sauerbrey, Ralf Kusch, Christian Gloeck, Dr. med. Dieter Heinold, Sepp Heßlinger, Regine Pietsch, Angie Jakob, Matthias Zöller und Lasse Thue.

Ein besonderer Dank geht an den Leiter unserer OMT-Weiterbildung, Rainer Schwarz. Bei so vielen Jahren als Lehrer in der Manuellen Therapie und noch mehr Jahren Arbeit am Patienten hat er seine enthusiastische Art beim Erklären der einzelnen Techniken nicht verloren und uns trotz oder gerade auch aufgrund unserer Schwächen stets motiviert – dafür vielen Dank!!

Horst Baumgarten

Physiotherapiepraxis Adler

Romanstr. 11

95444 Bayreuth

Email: horstlee@hotmail.com

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