Zusammenfassung
Hintergrund: Nachdem in 3 vorangegangenen Artikeln bereits 5 mögliche Bezugswissenschaften der
Physiotherapie (Philosophie, Medizin, Sportwissenschaft, Pädagogik und Psychologie)
vorgestellt wurden, behandelt der vorliegende und letzte die Soziologie und Gesundheitswissenschaften/Public
Health. Während die Philosophie aufgrund ihrer fundamentalen Bedeutung für alle Wissenschaften
den Anfang machte, folgte im 2. Beitrag die Vorstellung der Medizin und Sportwissenschaft,
die sich beide sowohl durch eine historisch bedingte als auch starke inhaltliche Nähe
zur Physiotherapie auszeichnen. Im 3. Artikel wurden die Pädagogik und Psychologie
in ihrer Relevanz für die Physiotherapie untersucht –, 2 Disziplinen, die mit ihren
zentralen Themen der Erziehung, Bildung und dem menschlichem Verhalten ihren Blickwinkel
tendenziell auf individuelle Prozesse und Strukturen legen. Die nun vorzustellenden
Disziplinen Soziologie und Gesundheitswissenschaften/Public Health zeichnen sich hingegen
durch ihre gesellschaftliche Perspektive aus.
Ziel/Methode: Wie bereits in den vorangegangenen Beiträgen werden die Disziplinen in einem 1. Schritt
von jeweils einem Experten hinsichtlich ihrer Entstehung als Disziplin und ihrer mit
der Zeit herausgebildeten Teildisziplinen, ihrem jeweiligen zentralen Gegenstand und
nicht zuletzt ihren aktuellen Herausforderungen vorgestellt. Im Anschluss zeigen 2
weitere Experten anhand von Beispielen das mögliche Transferpotenzial für die Physiotherapiewissenschaft
auf.
Ergebnisse: Nicht nur vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen, steigenden Wettbewerbs und zunehmender
Angebotspluralität im Gesundheitssektor wird es für die Physiotherapie zunehmend notwendig,
sich nicht nur innerhalb der Berufsgruppe zu professionalisieren und weiterzuentwickeln.
Vielmehr ist sie darüber hinausgehend dazu aufgerufen, sich in der Gesellschaft und
im Gesundheitswesen zu verorten und ihre physiotherapeutische Kompetenz hinsichtlich
der neuen Herausforderungen aktiv einzubringen. Sowohl die Soziologie als auch die
Gesundheitswissenschaften stellen der Physiotherapie hierzu nutzbringende Perspektiven,
Theorien, Methoden und Verfahren zur Verfügung.
Schlussfolgerungen: Aus allen in dieser Artikelreihe vorgestellten 7 Disziplinen kann eine angehende
Physiotherapiewissenschaft für ihre weitere Entwicklung und Konstituierung wertvolle
Impulse nutzen. Neben der Auseinandersetzung mit den vorgestellten Disziplinen gilt
es, weitere Bezugswissenschaften zu erschließen und kritisch auf ihr Potenzial für
die Physiotherapie zu überprüfen. Bedeutsam für alle Anleihen aus anderen Disziplinen
ist dabei, dass ein angemessener Transfer der Perspektiven und Inhalte in physiotherapeutische
Fragestellungen vollzogen und den jeweiligen Erkenntnissen nicht unreflektiert und
eklektisch per se eine Bedeutsamkeit für den physiotherapeutischen Kontext zugeschrieben
wird.
Abstract
Background: Since in three preceeding articles already five possible reference sciences of physiotherapy
(philosophy, medicine, sports sciences, pedagogics and psychology) were portrayed
this last one outlines sociology and health sciences/public health. While philosophy
made the start due to its fundamental importance for all sciences the second article
illustrated medicine and sports sciences which both are characterised by a historical
and content closeness to physiotherapy. The third article investigated the relevance
of pedagogics and psychology for physiotherapy, two disciplines which tend to focus
on individual processes and structures. The two disciplines to be outlined in this
article sociology and health sciences/public health, however, are characterised by
their social perspective.
Objective/method: Like in the preceeding articles the disciplines are first outlined by an expert in
view of their historical development as a discipline and their over the years emerging
subsets, their central purpose and last but not least their current challenges. Following
on from this two further experts substantiate exemplary the possible transfer potential
for physiotherapy.
Results: Not only with the background of limited resources, growing competition and rising
health products plurality in the health sector, it is becoming increasingly important
for physiotherapy to professionalise and develop not only in its occupational group.
It is rather called upon to position itself in society and its health-care system
as well as to actively involve its physiotherapeutic competence in view of new challenges.
Both sociology and health sciences offer physiotherapy useful perspectives, theories,
methods and techniques.
Conclusions: A prospective physiotherapy science can use valuable impulses out of all seven disciplines
portrayed in this article series for its further development and constitution. Apart
from dealing with highlighted disciplines it is necessary to develop supplemental
reference sciences and to critically investigate their potential for physiotherapy.
In this process it is important for all loans from other disciplines to perform an
appropriate objective and content transfer into physiotherapeutic questions and not
attach great importance to the physiotherapeutic context per se without evaluation.
Schlüsselwörter
Physiotherapie - Bezugswissenschaften - Soziologie - Gesundheitswissenschaften
Key words
physiotherapy - reference sciences - sociology - health sciences