Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69(5): 416-418
DOI: 10.1055/s-0029-1185634
Fallbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schenkelhalsfraktur durch eklamptischen Anfall bei HELLP-Syndrom – ein Fallbericht

Femoral Neck Fracture Due to Eclamptic Seizure and HELLP Syndrome – a Case ReportI. Zaiss1 , A. Claus2 , M. Sütterlin1 , J. Siemer1
  • 1Frauenklinik, Universitätsmedizin Mannheim
  • 2Orthopädische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim
Further Information

Publication History

eingereicht 30.10.2008

akzeptiert 2.3.2009

Publication Date:
28 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Während die Präeklampsie und das HELLP-Syndrom in 5–7 % aller Schwangerschaften vorkommen und somit ein relativ häufiges Ereignis sind, kommt es selten zu eklamptischen Anfällen (0,05 % aller Entbindungen in Europa). In der Literatur gibt es einzelne Fallberichte über Frakturen an unterschiedlichen Lokalisationen nach Eklampsie. Dabei spielt eine vorbestehende Veränderung der Knochenstruktur möglicherweise eine wichtige Rolle. Dieser Fall beschreibt eine Schenkelhalsfraktur durch eklamptischen Anfall bei schwangerschaftsinduzierter Osteoporose ohne zusätzliches Trauma. Eine 43-jährige Patientin wurde in der 40. Schwangerschaftswoche mit Präeklampsie aufgenommen. Nach Geburtseinleitung kam es zum unkomplizierten Spontanpartus. Postpartal entwickelte die Patientin ein HELLP-Syndrom. Trotz medikamentöser Krampfprophylaxe kam es zum eklamptischen Anfall. Danach traten Leistenschmerzen rechts auf. Es wurde eine dislozierte mediale Schenkelhalsfraktur rechts diagnostiziert. Die Röntgenbilder zeigten eine erhöhte ossäre Strahlentransparenz, die auf eine vorbestehende Osteoporose zurückgeführt wurde. Die Patientin erhielt eine Totalendoprothese der rechten Hüfte. Als Ursache für die Schenkelhalsfraktur wird ein multifaktorielles Geschehen angenommen. Auf dem Boden der radiologisch diagnostizierten schwangerschaftsbedingten Osteoporose, die mit einer erhöhten Knochenbrüchigkeit einhergeht, führte der eklamptische Anfall durch den starken Muskelzug während der Eklampsie zur Fraktur. Verschiedene Ursachen können zu einer Osteoporose in der Schwangerschaft führen. Auf deren Boden ist die Entstehung einer Fraktur ohne massives Trauma möglich. Bei unklaren Schmerzen im Hüft- und Beinbereich ist insbesondere nach Eklampsie neben thrombotischen Ereignissen und Infektionen an mögliche Frakturen zu denken und eine entsprechende Diagnostik einzuleiten.

Abstract

While preeclampsia and HELLP syndrome occur in 5–7 % of all pregnancies and are therefore quite a frequent event, eclamptic seizures are rare (0.05 % of all deliveries in Europe). Some case reports on fractures in different localizations after eclampsia can be found in the literature. A change in bone structure may play an important role in their pathogenesis. This report describes a femoral neck fracture after an eclamptic seizure in a woman with pregnancy-induced osteoporosis without additional trauma. A 43-year-old patient was admitted to our hospital because of preeclampsia in the 40th week of gestation. After inducing labour she had a vaginal delivery without complications. Post partum, she developed HELLP syndrome. In spite of intravenous prophylaxis against convulsion she suffered an eclamptic seizure. Thereafter, she complained of pain in the right inguinal region. A right-sided femoral neck fracture was diagnosed. The X-ray showed increased bone transparency reflecting a pre-existing pregnancy-induced osteoporosis. Total right-sided hip replacement was necessary. The cause of this femoral neck fracture was presumably multifactorial. On the basis of the radiologically diagnosed pregnancy-induced osteoporosis leading to increased bone fragility, the eclamptic seizure resulted in a fracture due to strong traction by the muscles. Various causes can lead to osteoporosis in pregnancy. In patients with osteoporosis, a fracture even without a gross traumatic event is possible. In cases of unexplained hip or leg pain, especially after eclampsia, in addition to thrombosis and infections it is also necessary to exclude possible fractures.

Literatur

Dr. med. Inka Zaiss

Universitätsfrauenklinik

Theodor-Kutzer-Ufer 1–3

68167 Mannheim

Email: inka.zaiss@umm.de

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