Der Klinikarzt 2009; 38(1): 10
DOI: 10.1055/s-0029-1202495
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Kreislaufstillstand aufgrund einer Lungenembolie – Bessere Chancen auf Wiederbelebung durch Lysetherapie?

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Publication Date:
30 January 2009 (online)

Quelle: Böttiger BW, Arntz HR, Chamberlain DA et al. Thrombolysis during resuscitation for out–of–hospital cardiac arrest. N Engl J Med 2008; 359: 2651–2662

Thema: Trotz Reanimation und dem Einsatz eines Defibrillators überlebt bisher nur etwa jeder 10. Patient mit einem plötzlichen Herzstillstand. Möglicherweise könnten solche Patienten von einer Lysetherapie profitieren, dies zumindest legen frühere kleinere Untersuchungen und die Beobachtung von Einzelfällen nahe. Als pathophysiologischer Hintergrund dieser Behandlungsoption wird diskutiert, dass ein Herz–Kreislauf–Stillstand die Blutgerinnung aktiviert und daher die Gefahr besteht, dass sich im ganzen Körper kleine Blutgerinnsel bilden.

Projekt: In einer der bislang größten Studien zu dem Thema, der TROICA[1]–Studie, wurde jetzt der Einsatz eines Thrombolytikums zur Auflösung dieser Blutgerinnsel bei Patienten mit plötzlichem Herzstillstand nach einem Herzinfarkt oder einer Lungenembolie europaweit getestet. Jeweils 525 Patienten aus 70 Studienzentren erhielten entweder Tenecteplase oder Placebo, nachdem alle erforderlichen Standardmaßnahmen der Wiederbelebung durchgeführt worden waren.

Ergebnis: Insgesamt brachte die Lysetherapie jedoch keine Überlebensvorteile. So betrug die 30–Tages–Überlebensrate unter Tenecteplase 14,7 %, in der Kontrollgruppe lag sie bei 17,0 % (p = 0,36). Ähnliches gilt auch für die sekundären Endpunkte der Studie – angefangen bei der Hospitalisierungssrate (53,5 versus 55,0 %; p = 0,067) über die Rückkehr einer spontanen Zirkulation (55,0 versus 54,6 %; p = 0,96) bis hin zum Überleben der Patienten bis zur Entlassung aus der Klinik (15,1 versus 17,5 %; p = 0,96). Interessant war jedoch eine Subanalyse der Daten der Patienten mit Lungenembolie. In dieser – allerdings nur sehr kleinen Patientengruppe – überlebten den Kreislaufstillstand nur diejenigen, bei denen die Lysetherapie zum Einsatz kam (Lyse: 2 von 15 Patienten; Placebo: 0 von 22 Patienten).

Fazit: Die Studienergebnisse unterstützen demnach ganz klar die Empfehlungen der aktuellen Leitlinien zur Reanimation, die einen routinemäßigen Einsatz eines Thrombolytikums bei Patienten mit Kreislaufstillstand nicht empfehlen. Nach Meinung von Prof. Bernd Böttiger, dem Studienleiter der TROICA–Studie, unterstreicht sie aber auch die mögliche Bedeutung der Lysetherapie bei Patienten mit Kreislaufstillstand aufgrund einer Lungenembolie. Ob sich dies allerdings bewahrheitet, müssen jetzt weitere Studien zeigen.

Schlüsselwörter: Herz–Kreislauf–Stillstand – Myokardinfarkt – Lungenembolie – Lysetherapie – Überlebensraten

  • 1 . 

1 ThROmbolysis In Cardiac Arrest

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