Diabetes aktuell 2009; 7(1): 3
DOI: 10.1055/s-0029-1208366
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetes zwischen Wissenschaft, Praxis und Fortbildung

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
18 February 2009 (online)

Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) wird immer mehr zur Volkskrankheit Nummer 1 in Deutschland. Berücksichtigt man neben den behandelten Fällen die vermutete Dunkelziffer, so dürften bereits jetzt ca. 14  % der Bevölkerung in Deutschland, insgesamt ungefähr 13,5 Millionen Menschen, an Diabetes leiden, so die Bestandsaufnahme der Deutschen Diabetes–Union im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2008.

Politiker und Experten sind sich angesichts dieser Daten einig, dass eine Trendwende erreicht werden muss. Es besteht dringender Handlungsbedarf, sowohl im Bereich der Behandlung und Prävention als auch der Forschung. So initiierte beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Aufbau krankheitsbezogener national angelegter Kompetenznetzwerke zu den Themen Diabetes mellitus und Adipositas. Durch die Vernetzung herausragender Akteure soll die Effizienz und Interdisziplinarität der klinischen Forschung gefördert werden. Einrichtungen der Forschung und Versorgung sollen unter Beteiligung von Partnern aus der Wirtschaft ihre Kompetenz und Infrastruktur in die Netze einbringen mit dem Ziel, exzellente Forschungsansätze zusammenzuführen. Einige der Highlights, die für die klinische Praxis Chancen bieten, aber auch kontrovers diskutiert werden, wollen wir Ihnen in diesem Heft vorstellen.

Das Erkrankungsrisiko für Kinder von Typ–2–Diabetikern liegt zwischen 25 und 50  %. Genetische Veränderungen, die Einfluss auf die Insulinsekretion oder die Betazellmasse haben, sind für Diabetes pathogenetisch bedeutsam. Durch Identifikation dieser genetischen Risikogruppe könnten Risikopersonen vor Beginn der Erkrankung erkannt werden und Therapie– und Präventionskonzepte angepasst werden. Ein Artikel versucht die Kontroverse zwischen den Chancen, die die genetische Diagnostik in Zukunft bieten könnte und den Diskussionen ob ihres Einsatzes in der klinischen Praxis zu thematisieren.

Infolge der verbesserten Ergebnisse humaner Inseltransplantation durch die Einführung des Edmonton–Protokolls haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Zentren ein Inseltransplantationsprogramm etabliert, und bis 2007 wurden weltweit etwa 600 Typ–1–Diabetiker behandelt. Mit diesem Thema und den Chancen der Inselzelltransplantation beschäftigt sich ein Artikel.

Für die Praxis bedeutsam ist, dass trotz großer Fortschritte in der Therapie, immer noch bei einem großen Teil der Typ–2–Diabetiker der Blutzucker nur unzureichend eingestellt ist. Über neue Therapieoptionen, zu denen Inkretinmimetika, GLP–1–Analoga und DPP–4–Hemmer zählen, informiert Sie ein Artikel.

Auch Diabetiker reisen gerne. Welche Besonderheiten Sie bei Impfungen und Infektionsprophylaxe bei diesen Patienten berücksichtigen müssen, wird in einem Artikel dargelegt.

PD Dr. med. habil. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz

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