Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2009; 4(6): 367-394
DOI: 10.1055/s-0029-1215295
Wirbelsäule

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verletzungen des Rückenmarks

J.  Vastmans1 , M.  Vogel1 , F.  Högel1 , V.  Bühren1
  • 1Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
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Publication Date:
11 December 2009 (online)

Verletzungen der Wirbelsäule gehen in ca. 20 % der Fälle mit Schädigungen des Myelons einher, wobei dies gehäuft bei Verletzungen der unteren HWS sowie der oberen bis mittleren BWS auftritt. Zumeist liegen traumatische Ursachen durch indirektes Trauma zugrunde, wobei Verkehrsunfälle weiterhin den größten Anteil daran ausmachen. An Begleitverletzungen sind das SHT bei HWS-Verletzungen, Thoraxtraumen bei Schädigungen der BWS und stumpfe Abdominalverletzungen bei LWS-Frakturen am häufigsten zu verzeichnen.

Die Diagnostik erfolgt primär durch die klinische und neurologische Diagnostik und wird durch CT- und MRT-Diagnostik zur besseren OP-Planung und Bestimmung der Prognostik ergänzt. Die Klassifikationen der Wirbelsäulenverletzungen erfolgen in der Regel nach der AO-Klassifikation und die Klassifikation der Rückenmarksläsion wird nach der ASIA-Einteilung vorgenommen.

Durch eine zeitnahe operative Versorgung von Wirbelsäulenverletzungen innerhalb der 6- Stunden-Grenze ist eine mögliche neurologische Erholung größer. Die hochdosierte Kortisongabe ist zunehmend umstritten. Während HWS-Verletzungen von ventral zu stabilisieren sind, sollten thorakale und lumbale Wirbelsäulenverletzungen initial von dorsal stabilisiert werden.

Komplikationen können durch Verlagerungen von traumatisiertem Gewebe in den Spinalkanal, Schraubenfehllage oder Durchblutungsstörungen verursacht werden.

Ein gleichzeitiges Durchführen von Akuttherapie und Rehabilitation in einem Querschnittszentrum hat sich in den letzten Jahren als vorteilshaft erwiesen. Für die weitere Perspektive ist eine Minimierung der das Myelon schädigenden Sekundärprozesse durch neuro- und gliaprotektive Substanzen wichtig. Auch die Verbesserung der Reizleitung durch neurorestaurative Substanzen sowie eine Unterstützung der neuronalen Regeneration ist von Bedeutung.

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Dr. Jan Vastmans

Leitender Oberarzt
Abt. Wirbelsäulen- u. Rückenmarkverletzte
BG Unfallklinik Murnau

Prof.-Küntscher-Str. 8
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