Zusammenfassung
Die Geschichte des Tumornekrosefaktors (TNF) läßt sich bis zum Jahre 1906 zurückverfolgen.
Damals beschrieb der New Yorker Chirurg William Coley (9) die Regression und hämorrhagische
Nekrose eines Sarkoms bei einem Patienten mit protrahierter Streptokokkensepsis. Ausgehend
von dieser Beobachtung begann er mit der Herstellung eines Extraktes aus Streptotococcus
pyogenes und Serratia marcescens, des sogenannten Coley-Toxins, um hiermit Patienten
mit fortgeschrittenem Krebsleiden zu behandeln. Das Fehlen eines reproduzierbaren
Therapieeffektes ließ jedoch diesen therapeutischen Ansatz in Vergessenheit geraten.
Erst 1931 griffen Gratia und Linz (18) dieses Prinzip wieder auf und zeigten am Mausmodell,
daß die systemische Gabe von Endotoxin eine hämorrhagische Nekrose transplantierter
Sarkome zu induzieren vermochte. Shear (40) wies wenige Jahre später darauf hin, daß
nicht ein bakterielles Endotoxin die beobachtete Tumorregression verursachte, sondern
ein sekundär vom tumortragenden Organismus selbst freigesetzter, löslicher Mediator.
1975 schließlich konnten Carswell und Mitarbeiter (8) diesen induzierbaren körpereigenen
Mediator funktionell abgrenzen. Da diese Substanz im Meth-A-Sarkom-Balb/c-Mausmodell
hämorrhagische Nekrosen verursachte, prägten sie den Begriff «Tumor necrosis factor».