Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6(2): 64-65
DOI: 10.1055/s-0029-1235785
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Mammakarzinom - Die Psyche spielt mit

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Publication Date:
21 July 2009 (online)

 

Diskutiert wird, ob schwierige Lebensereignisse und psychologischer Stress eine Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs spielen könnten. Belege für einen solchen Zusammenhang fanden R. Peled et al. BMC Cancer 2008; 8: 245

Eine Fallkontrollstudie untersuchte 255 Mammakarzinompatientinnen im Alter von 25–45 Jahren und 367 gesunde, bis auf die Krebserkrankung mit den Fällen vergleichbare Frauen als Kontrollgruppe. Psychische Belastungen wurden mithilfe von validierten Fragebögen erfasst, dem Brief Symptom Inventory (MSI) und dem Life-Event-Questionnaire. Schwerwiegende Lebensereignisse waren u. a. der Verlust eines Elternteils oder die Scheidung der Eltern vor dem 20. Lebensjahr, der Tod eines nahen Verwandten oder des Lebensgefährten. Als mäßig schwerwiegende Ereignisse wurden u. a. erfasst: Trennung von einem Lebensgefährten, Verlust des Arbeitsplatzes, wirtschaftliche Probleme, eine schwere Erkrankung eines nahen Verwandten oder eine eigene schwere Erkrankung.

Psychisches Ungleichgewicht kann das Risiko, Brustkrebs zu bekommen, erhöhen (Bild: PhotoDisc, Symbolbild).

Die Mammakarzinompatientinnen litten schon vor ihrer Krebserkrankung signifikant stärker an depressiven Symptomen als die Kontrollpersonen. Gleichzeitig gaben sie an, bereits vor der Brustkrebsdiagnose weniger glücklich und optimistisch gewesen zu sein als die gesunden Frauen. Die Krebspatientinnen berichteten auch signifikant häufiger über 2 oder mehr schwerwiegende oder mäßig problematische Lebensereignisse als die Frauen der Kontrollgruppe. Das führte in der multivariaten Analyse zu einer signifikanten Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch mehr als ein solches Ereignis im Leben um 62 % (Odds Ratio [OR] 1,62; 95 %iges Konfidenzintervall [KI] 1,09–2,40). Demgegenüber ergab sich ein verringertes Brustkrebsrisiko für diejenigen, die sich generell eher glücklich und optimistisch fühlten (OR 0,75, 95 %iges KI 0,64–0,86).

Da die Auswahl der Patientinnen nicht repräsentativ war (nur 25 % der angeschriebenen Brustkrebspatientinnen nahmen teil) und auch die Kontrollgruppe nicht zufällig ausgewählt wurde, müssen die Ergebnisse nach Meinung der Autoren allerdings vorsichtig interpretiert werden.

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