Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(3): 106
DOI: 10.1055/s-0029-1241774
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Tagungsformen - 400 Zuhörer hinter der Einwegscheibe

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Publication Date:
12 October 2009 (online)

 

"Mehr Praxis!" ist ein drängender, aber im Rahmen wissenschaftlicher Großveranstaltungen auch der am schwierigsten zu bedienende Wunsch vieler Sprachtherapeuten. Deshalb wagte der Deutsche Bundesverband der akademischen Sprachtherapeuten (dbs) auf seiner Jubiläumsveranstaltung ein bemerkenswertes Experiment. 10. Wissenschaftliches Symposium des dbs, 23./24.1.2009,Hannover

Nach dem ersten Symposiumstag, der dem klassischen Schema einer Vortragsreihe mit Diskussion folgte, wurden am nächsten Tag Therapieverläufe im Vortragssaal präsentiert und live kommentiert.

Marc Schmidt, Sonderschullehrer, Logopädisches Zentrum Luxemburg, zeigte Ausschnitte seiner Arbeit für eine 10-wöchige randomisierte Therapiestudie mit insgesamt 80 Kindern. Per Vortrag, Power-Point und Video konnten die Symposiumsteilnehmer verfolgen, wie er das Therapieziel "Verbzweitstellungsregel und Subjekt-Verb-Kontroll-Regel" in einer Gruppe von 6-8 Vorschulkindern mit Methoden der kontextoptimierten Frühtherapie erarbeitet. Danach hinterfragte Prof. Hans-Joachim Motsch, Lehrstuhl für Sprachbehindertenpädagogik, Universität zu Köln, die zuvor präsentierte therapeutische Arbeit. Auf offener Bühne erörterten die beiden noch einmal die besonderen Wirkfaktoren der Kontextoptimierung.

Carmen Herzog-Meinecke, Patholinguistin und Dozentin an der EWS Akademie für Medizin und Therapie, Rostock, präsentierte den systematischen Diagnostik- und Therapieprozess bei semantisch-lexikalischen Störungen im Kindesalter am Beispiel eines 3;11-jährigen Mädchens, und die Mitautorin des Buchs "Patholinguistischen Diagnostik und Therapie" Prof. Christina Kauschke, Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, Universität Marburg, analysierte, wie der 5-stufige Prozess der evidenzbasierten Entscheidungsfindung als Qualitätsmerkmal therapeutischer Maßnahmen dabei praktisch umgesetzt wurde.

Dr. Susanne Voigt-Zimmermann, Dozentin für Sprechwissenschaften und Sprecherziehung an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, kommentierte die Praxisbeispiele von Regine Werner, Sprechwissenschaftlerin und Germanistin mit eigener Praxis in Halle. Im supervisorischen Sprecher-Wechsel, illustriert durch Videos, zeigten die beiden - u. a. am Beispiel der kraniomandibulären Dysfunktion - wie Stimmtherapie erfolgreich sein kann: durch die zielgerichtete Kombination direkter und indirekter Behandlungsansätze, sowie die Berücksichtigung objektiv messbarer Methoden und individueller Zielvereinbarungen.

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