Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(11/12): 748-756
DOI: 10.1055/s-0029-1242126
Fachwissen
Topthema: Anästhesie bei neuromuskulären Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Besonderheiten im prä– und perioperativen Management

Perioperative management of patients with neuromuscular disordersStephan Johannsen, Peter Kranke, Karlheinz Reiners, Frank Schuster
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Publikationsdatum:
16. November 2009 (online)

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Zusammenfassung

Die Anästhesieführung bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen ist aufgrund der krankheitsbedingten Einschränkungen und der möglichen Beteiligung weiterer Organsysteme mit vielfältigen Risiken verbunden. Der Artikel gibt einen Überblick über die erforderliche präoperative Vorbereitung und das anästhesiologische Management bei Patienten mit diesen Erkrankungen.

Abstract:

Patients with neuromuscular disorders undergoing anaesthesia are at risk of various complications due to muscular weakness and the involvement of other organ systems. This article reviews the anaesthetic approach with regard to preoperative considerations and perioperative management in this heterogeneous group of patients.

Kernaussagen:

  • NME sind im klinischen Alltag selten, weisen jedoch eine hohe Rate perioperativer Komplikationen auf.

  • Bei angeborenen Myopathien sollten Kohlenhydratmangel und vor allem Auskühlung vermieden werden.

  • Die Unterteilung der NME in präjunktional, junktional und postjunktional ist für das Verständnis der Pathophysiologie und die Auswahl geeigneter Anästhetika sinnvoll.

  • Pulmonale und kardiale Beteiligung können Komplikationen bei der Anästhesie betroffener Patienten hervorrufen.

  • Succinylcholin ist bei NME aufgrund der Gefahr einer exzessiven Kaliumfreisetzung kontraindiziert. Bei junktionalen Störungen (MG, LES) ist die individuelle Wirksamkeit schwer absehbar.

  • Bei Patienten mit Myopathien können Succinylcholin und volatile Anästhetika eine Rhabdomyolyse auslösen.

  • Der Einsatz von Succinylcholin bei Kindern unter 6 Jahren birgt grundsätzlich Risiken wegen der Möglichkeit einer Myopathie im präsymptomatischen Intervall und ist nur in Notfallsituationen zu rechtfertigen.

  • Aufgrund der zum Teil verlängerten Wirkung nicht depolarisierender Muskelrelaxanzien ist ein neuromuskuläres Monitoring obligat.

  • Postoperativ sollte die frühzeitige Extubation angestrebt werden.

  • Kapazitäten für eine verlängerte postoperative Überwachung, falls notwendig für eine intensivmedizinische Therapie, müssen vorgehalten werden.

  • Empfehlungen zur Narkoseführung bei einzelnen NME beruhen zum Teil auf wenigen Kasuistiken. Für evidenzbasierte Aussagen sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Literaturverzeichnis

Dr. med. Stephan Johannsen
Prof. Dr. med. Peter Kranke
Prof. Dr. med. Karlheinz Reiners
Dr. med. Frank Schuster

eMail: johannsen_s@klinik.uni-wuerzburg.de

eMail: peter.kranke@mail.uni-wuerburg.de

eMail: k.reiners@uni-wuerzburg.de

eMail: schuster_f@klinik.uni-wuerzburg.de