Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(7): 529
DOI: 10.1055/s-0029-1245575
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektiven der Ophthalmoonkologie

Perspectives in Ocular OncologyN. Bornfeld1 , N. E. Bechrakis1
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 July 2010 (online)

Der Themenkomplex der Onkologie und Pathologie innerhalb der Augenheilkunde beschäftigt sich mit einem Bereich unseres Faches, bei dem es nicht nur um das Sehvermögen, sondern auch um das Überleben der betroffenen Patienten geht. Parallel zu den Entwicklungen in der allgemeinen Onkologie sind in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse zur Pathogenese und Therapie intraokularer Tumoren und Tumoren der okulären Adnexe erarbeitet worden. Das Retinoblastom war der erste Tumor, bei dem das an der Entstehung beteiligte Rb1-Gen sequenziert wurde. Bei malignen Melanomen der Uvea haben wir heute wie bei keinem anderen soliden Tumor des Erwachsenenalters die Möglichkeit, die Entstehung von Metastasen lange vor ihrer klinischen Nachweismöglichkeit vorherzusagen, auch wenn dies noch nicht zu einer Verbesserung der tumorbezogenen Mortalität bei malignen Melanomen der Uvea geführt hat. Intraokulare Lymphome und Lymphome der okulären Adnexe lassen sich heute sehr viel effektiver diagnostizieren und behandeln als früher. Virale und bakterielle Erreger spielen in der Pathogenese orbitaler Tumoren und bei Tumoren der okulären Adnexe eine sehr viel größere Rolle als bisher vermutet, ähnlich wie dies für die Entstehung des Zervix-Karzinoms nachgewiesen wurde. Auw-Hädrich und Koautoren haben in einer umfassenden Übersichtsarbeit diesen Aspekt und die daraus entstehenden Konsequenzen für die Klinik konjunktivaler und orbitaler Tumoren dargestellt.

Die Behandlung orbitaler Lymphome ist eine multidisziplinäre Herausforderung, in der neben der adäquaten systemischen Abklärung die Wahl der adäquaten Therapie von zentraler Bedeutung ist. Manousaridis und Kollegen haben in ihrer Serie von orbitaler Lymphomen zeigen können, dass die perkutane Strahlentherapie eine hohe lokale Tumorkontrollrate und nicht selten auch die komplette Remission primär in der Orbita lokalisierter Lymphome erreichen kann.

Pathogenese, moderne Diagnostik und adäquate, möglichst lebensverlängernde Therapie intraokularer Tumoren stehen daneben unverändert im Zentrum des Interesses vieler Arbeitsgruppen. Schwerpunkte des nächsten Themenhefts werden deshalb nicht nur die Verbesserung der bulbuserhaltenden Therapiemethoden intraokularer Tumoren sein, sondern auch die klinischen und insbesondere die ethischen Aspekte moderner molekulargenetischer Untersuchungsmethoden, die z.Zt. überlieferte Therapiekonzepte in der Ophthalmoonkologie infrage stellen. Die Ophthalmoonkologie bleibt ein innovatives Feld, das den davon betroffenen Patienten hoffentlich neue Perspektiven eröffnet, die bis vor wenigen Jahren undenkbar waren.

Prof. Dr. Norbert Bornfeld

Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum

Hufelandstr. 55

45122 Essen

Phone: ++ 49/2 01/7 23 35 69

Fax: ++ 49/2 01/7 23 57 48

Email: Norbert.Bornfeld@uni-duisburg-essen.de

Prof. Dr. Nikolaos E. Bechrakis

Direktor der Augenklinik, Medizinische Universität Innsbruck

Anichstraße 35

6020 Innsbruck

Österreich

Phone: ++ 43/512/50423720

Fax: ++ 43/512/50423722

Email: nikolaos.bechrakis@i-med.ac.at

    >