Rofo 2010; 182(11): 1011-1013
DOI: 10.1055/s-0029-1245716
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung eines Patienten mit einem Ereignisrekorder im MRT

T. Nitschke, K. Schürmann, H. Heuer
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eingereicht: 20.6.2010

angenommen: 23.8.2010

Publication Date:
04 October 2010 (online)

Einführung

Patienten mit implantiertem Schrittmacher oder Defibrillator dürfen generell nicht im Magnetresonanztomografen untersucht werden. Dabei wird die Funktionsfähigkeit der Implantate durch drei Arten elektromagnetischer Felder beeinflusst. Einerseits durch das statische Magnetfeld, welches immer aktiv ist, anderseits durch die Gradienten-Magnetfelder sowie durch das Hochfrequenzfeld, die nur während einer Abtastung vorhanden sind. Das statische Magnetfeld erzeugt mechanische Kräfte, die auf die ferromagnetischen Komponenten einwirken. Es kann zur unvorhersehbaren Aktivierung des magnetischen Sensors und zum Schluss des Reedschalters sowie zu Veränderungen des EKG kommen. Durch das Gradienten-Magnetfeld kann durch induzierte Spannungen an den Sonden Over- und Undersensing auftreten oder lebensbedrohliche Arrhythmien induziert werden. Das Hochfrequenzfeld kann durch Erhitzung der Sonde das Myokard an der Implantationsstelle schädigen, ebenfalls Over- und Undersensing oder lebensbedrohliche Arrhythmien induzieren oder zum Reset oder Umprogrammierung führen. Kombinierte Feldeffekte können durch elektromechanische Interferenzen zur Veränderung der Gerätefunktion oder Schädigungen des Schrittmachers/ICD und oder der Sonden führen (Schwitter J et al., Europace 2008; 10: 336 – 346).

Seit 2009 wurden 2 Schrittmachersysteme (ADVISA MRI und EnRhythm MRI von der Firma Medtronic Inc.) entwickelt, die für die Diagnostik im Magnetresonanztomografen zugelassen sind. Diese Systeme können im 1,5 Tesla MR-Gerät bei weniger als 200 T/m/s Gradienten Slew Rate und einem SAR von weniger als 2 Watt pro Kilogramm untersucht werden (MRT conditional/[Tab. 1]). Es erfolgte eine Veränderungen der Hardware mit Reduktion der ferromagnetischen Komponenten, Anpassung der Elektronik und Schaltkreise, Veränderung der Kapazität des Eingangsfilters, Entwicklung einer speziellen Software und Modifikation der Elektrodenkörpergeometrie. Spezielle radiopake Marker kennzeichnen diese Modelle (Innovation zur Verbesserung des Lebens, Medtronic. Veröffentlichung auf der 33. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der 20. Jahrestagung der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie/[Abb. 1]).

Tab. 1 Klassifikation der MR task group of the American Society for Testing and Materials (ASTM). MR-Safe Das Implantat darf im MRT untersucht werden. MR-Conditional Unter bestimmten Bedingungen darf das Implantat im MRT untersucht werden. MR-Unsafe Das Implantat darf nicht im MRT untersucht werden.

Abb. 1 Radiopaker Marker, die Welle oberhalb der Kennung bedeutet MR-Conditional.

Bei einem Ereignisrekorder (auch Loop Recorder genannt) handelt es sich um ein medizinisches Implantat, welches linksparasternal präkardial implantiert wird, um den Herzrhythmus in einer Endlosschleife aufzuzeichnen ([Abb. 2]). Ereignisrekorder dienen insbesondere der Abklärung von Synkopen. Die Untersuchung eines Patienten mit einem implantierten Ereignisrekorder Reveal DX und Reveal XT der Firma Medtronic Inc. ist prinzipiell möglich, die Geräte werden als MR-Conditional klassifiziert. Ereignisrekorder anderer Firmen sind laut Herstellerangaben nicht für Untersuchungen im MRT zugelassen. Im Gegensatz zu Schrittmachern oder Defibrillatoren besitzen Ereignisrekorder keine Sonden, sondern zeichnen den Herzrhythmus über Elektroden im Gehäuse auf. Durch diese Bauweise treten Wechselwirkungen nur in geringem Umfang auf und sind klinisch nicht relevant. Druck, Schwingungen und Hebelwirkungen können durch die Magnetfelder ausgelöst werden, der Anteil von ferromagnetischen Bauteilen ist jedoch reduziert, um die Effekte gering zu halten. Eine Erwärmung kann theoretisch durch das Gradienten-Magnetfeld und das Hochfrequenzfeld induziert werden, in In-Vitro-Versuchen zeigte sich eine nur geringe Erwärmung. Mikrobewegungen oder eine Erwärmung des Geräts wurden jedoch nur selten von den Patienten wahrgenommen. Durch das Gradienten-Magnetfeld und das modulierte HF-Feld können Spannungen in die Wahrnehmungselektronik induziert werden. Dadurch kann es zur Beeinträchtigung der gespeicherten Daten oder zur artifiziellen Registrierung von Herzrhythmusstörungen kommen. Durch das Implantat werden Bildfehler in der Umgebung des Gerätes verursacht. Dieses muss bei der Bildakquisition und Auswertung berücksichtigt werden (de Cook CC et al., Pacing Clin Electrophysiol 2000; 23: 1516 – 1518; Gimbel JR et al., Ann Noninvasive Electrocardiol 2005; 10: 404 – 408).

Abb. 2 Bild eines Ereignisrekorders.

Bei der Untersuchung werden spezielle Anforderungen an die MRT-Anlage und die MRT-Untersuchung gestellt. Es muss sich um einen Magnetresonanztomografen mit einem statischen Magnetfeld von 1,5 T oder 3,0 T mit einer geschlossenen Bohrung und zylindrischer Magnetsysteme handeln. Die Slew Rate der Ganzkörper-Gradientensysteme sollte 200 T/m/s oder weniger betragen. Bei der Untersuchung muss das von der MRT-Anlage gemeldete Ganzkörper-SAR kleiner gleich 2,0 Watt/kg und das Kopf-SAR kleiner gleich 3,2 Watt sein. Lokale Spulen oder Oberflächenspulen in der Nähe des Thorax, des Rumpfes und der Schulterregion dürfen nur als reine Empfangsspulen fungieren. Die Scanzeit im thorakalen Bereich sollte auf 30 min begrenzt und bei längerer Scanzeit eine Pause von 10 min abgewartet werden. Für Untersuchungen außerhalb des Thoraxbereichs gelten keine zeitlichen Beschränkungen.

Vor der Untersuchung sollte sichergestellt werden, dass der Ereignisrekorder mindestens seit 6 Wochen implantiert ist. Nach abgeschlossener Wundheilung werden Effekte durch Mikrobewegungen dadurch minimiert. Notwendig ist der Ausschluss vom Vorliegen weiterer medizinischer Implantate oder Schrittmachersonden. Vor der Untersuchung sollten die Daten durch eine Abfrage gesichert werden, da der Speicher gelöscht oder beeinträchtigt werden kann. Der Zeitpunkt der Untersuchung sollte ebenfalls vermerkt werden. Nach der Untersuchung sollte eine erneute Abfrage des Geräts erfolgen, da Herzrhythmusstörungen imitiert und falsch aufgezeichnet werden können (http://www.medtronic.com/for-healthcare-professionals/products-therapies/cardiac-rhythm/cardiac-monitors-insert/mri-safety-for-implantable-cardiac-devices/mr-conditional/index.htm)

Thorsten Nitschke

St. Johannes-Hospital

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