Zusammenfassung
Hintergrund: An der Chirurgischen Klinik und Poliklinik Großhadern erfolgt seit 2005 eine systematische
Erfassung aller Komplikationen, die zur Unterstützung des Qualitätsmanagements eingesetzt
wird. Angesichts der fortdauernden Problematik defizitärer DRG-Erlöse in Kliniken
der Maximalversorgung lag es nahe, die Querbeziehung von viszeral- und thoraxchirurgischen
Fällen mit schweren Komplikationen zur mangelnden Kostendeckung zu untersuchen. Material und Methode: Von den 16 762 stationären Behandlungsfällen der Jahre 2005 bis 2007 unterteilten
wir anhand der DRG und OPS-Codes 6707 viszeralchirurgische Patienten in die 4 Gruppen
hepatobiliäre, Darm-, minimalinvasive und sonstige Viszeralchirurgie; bei 1469 thoraxchirurgischen
Fällen erfolgte keine weitere Differenzierung. Die Kostendaten nach INEK und die Erlösdaten
nach interdisziplinärer Erlösverteilung aller Patienten wurden jeweils in 2 Gruppen
betrachtet: Fälle mit behandlungsbedürftigen Komplikation sowie die übrigen Fälle.
In gleicher Weise untersuchten wir die folgenden Untergruppen: Beatmungsfälle (DRG
der Partition A), Extremkostenfälle mit hohem Verlust (kalkulatorischer Verlust größer
als 10 000 EUR) sowie die Schnittmenge dieser beiden Untergruppen. Ergebnisse: Jeweils 10–15 % der Fälle eines Bereichs wiesen Komplikationen der Schweregrade II
oder höher nach Clavien auf (lediglich die minimalinvasive Chirurgie stellte mit
unter 3 % Komplikationen eine Ausnahme dar). Das kalkulatorische Defizit dieser Komplikationsfälle
lag für das Jahr 2007 zwischen 159 % (Thoraxchirurgie) und 102 % (sonstige Viszeralchirurgie)
des Gesamtverlusts; dies entspricht einer Unterdeckung zwischen ca. 700 000 EUR (sonstige
Viszeralchirurgie) und 265 000 EUR (Thoraxchirurgie). 113 sogenannte Kostenausreißer
oder Extremkostenfälle mit Beatmungs-DRG, die etwa 1,0–1,5 % aller Fälle ausmachen,
sind zwischen 80 % und annähernd 100 % für die Unterdeckung verantwortlich, wobei
85 von 113 dieser Patienten komplikationsbehaftet sind. Schlussfolgerung: Fälle mit behandlungsbedürftigen Komplikationen stellen in der Viszeral- und Thoraxchirurgie
eine wirtschaftlich unterscheidbare Entität – mit dramatisch abweichender Erlös- / Kostenrelation
– dar. Die ganz erhebliche Überschneidung von Komplikationsfällen und Extremkostenfällen
mit hohem Verlust bietet u. U. eine Handhabe für die weiterführende Analyse von Extremkostenfällen
– im Sinne einer verbesserten Vergütung bei Fällen mit hohem Verlust. Darüber hinaus
unterstreicht sie die Wichtigkeit eines kontinuierlichen Qualitätsmanagements auch
für das ökonomische Ergebnis einer chirurgischen Klinik.
Abstract
Background: The Surgical Department of the University Hospital Großhadern has been making a systematic
record of complications since 2005. With respect to the ongoing problem of underfinancing
from DRG reimbursements, an analysis of the relationship between surgical cases with
severe complications and insufficient reimbursement warranted a detailed analysis.
Material and Methods: Out of 16 762 in-house patients during 2005–2007 we assigned 6707 cases into four
divisions – hepato-pancreato-biliary, colorectal, minimal invasive and general abdominal
surgery – as well as 1469 cases of thoracic surgery, for costs and reimbursement.
In all groups patients with mandatory treament of complications were compared to
the remaining cases without complications. Within these, further subgroups were analysed:
patients with a need for artificial ventilation (partition A of the G-DRG system),
cases with excessive loss (underfunding above 10 000 Euro) and their intersections.
Results: With the exception of minimal invasive surgery, each division featured 10–15 % of
serious complications. Losses for these cases ranged from 159 % (thoracic surgery)
to 102 % (other abdominal surgery) of the overall loss in each division. Cases with
excessive losses, representing 1.5 % of all patients, caused 80 % to 100 % of this
deficit. Complicated cases alloted to DRGs for artificial ventilation still represented
50 % of the underfunding. Conclusion: Cases with mandatory complication treatment can be discerned as separate economic
entities. They are considerably overlapping cases with excessive underfunding, so
further analysis might lead to an improved reimbursement policy. In addition, the
connection between quality management and economic efficiency is highlighted.
Schlüsselwörter
Komplikationen - Kosten und Erstattung - DRG
Key words
complications - costs and reimbursement - DRG
Literatur
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Löhe F, Hornung H M, Jauch K-W et al.
Viszeral- und thoraxchirurgische Eingriffe bei über 80-Jährigen – Bewertung der Kostendeckung.
Der Chirurg.
2009;
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Prof. K.-W. Jauch
Klinikum der Universität München · Chirurgische Klinik und Poliklinik – Großhadern
· Viszeralchirurgie
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