Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2013; 57(4): 218-219
DOI: 10.1055/s-0030-1248354
Wissen − Kommentar
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Reflexion zum Beitrag Homöopathie und Medizintheorie

Wischner M. Homöopathie und Medizintheorie. ZKH 2011; 55 (4): 172−182
Rissel Roger
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Publication Date:
18 December 2013 (online)

Matthias Wischner greift in seinem vor 2 Jahren publizierten Artikel die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Medizin und der Homöopathie auf. Er reagiert damit auf die in den Medien zunehmend geführte Diskussion über die Homöopathie und die Aussage, dass diese unwissenschaftlich sei. In seinem Artikel kommt Wischner zu dem Ergebnis, dass Medizin keine (angewandte) Naturwissenschaft sei, und fordert deshalb eine Auseinandersetzung auf Grundlage der Medizintheorie.

Als Reaktion auf den Artikel sind zwei Leserbriefe in der ZKH abgedruckt, einer von Gerhardus Lang[ 1 ] und einer von Jochen Rohwer[ 2 ]. Wer daraus schließen möchte, dass eine lebhafte Diskussion entstanden sei, irrt. Gerhardus Lang kritisiert Wischner wegen der Aussage, die „geistartige Wirkung“ von Hochpotenzen sei aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht „plausibel“. Jochen Rohwer bezweifelt, dass Hahnemanns Schriften hinterfragt werden müssten und dass ein „irgendwie geartetes Wissen a priori der angewandten Medizin nicht eigen“ sei. Die Leserbriefautoren gehen auf kleine Teilaspekte des Beitrags ein, die von untergeordneter Bedeutung für die Gesamtaussage sind. Die Art und Weise, wie die Kritik an Wischners Auffassung vorgetragen wird, lässt die gebotene Sachlichkeit vermissen. Rohwer erwartet „‚anstelle von wohlmeinend-kritischer Auseinandersetzung‘ ein uneingeschränktes Engagement für die klassische/genuine/reine Homöopathie“. Macht dies nicht offenbar, dass eine sachliche, ergebnisoffene Diskussion über die Homöopathie unter Homöopathen auf unglaubliche Schwierigkeiten stößt?

Sind die beiden Leserbriefe und der Hinweis auf diesen Artikel von Michael Teut in der AHZ[ 3 ] alles, was an Reaktionen erfolgt? Wenn dem so wäre, würde es den Vorwurf der Kritiker befördern, es mangle den Homöopathen an Wissenschaftlichkeit. Denn Auseinandersetzung und Diskussion, d. h. ein sachlicher Diskurs, sind wesentliche Merkmale der Wissenschaft und treiben diese voran. Mit der zunehmenden Etablierung[ 4 ] der Homöopathie sind Herausforderungen verbunden, denen sich alle Homöopathen stellen sollten. Die von Wischner unterbreiteten Vorschläge (siehe unten unter „Ergebnisse und Forderungen des Artikels in Zusammenfassung“) sind deshalb relevant. Eine Diskussion ist notwendig und wünschenswert. Diese Reflexion soll Anstoß sein, die bisher nicht stattfindende sachliche Auseinandersetzung zu Wischners Aussagen zu befördern.