Psychother Psychosom Med Psychol 2010; 60(6): 227-236
DOI: 10.1055/s-0030-1248479
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Somatoforme Störungen

Somatoform DisordersClaas  Lahmann, Peter  Henningsen, Michael  Noll-Hussong, Andreas  Dinkel
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Publikationsdatum:
01. Juni 2010 (online)

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Einleitung

Somatoforme Störungen zeichnen sich durch anhaltende oder häufig wiederkehrende, subjektiv als beeinträchtigend erlebte Körperbeschwerden aus, für die auch nach angemessener somatischer Diagnostik keine ausreichende organmedizinische Erklärung im Sinne einer kausalen Organpathologie gefunden werden kann. Somatoforme Störungen sind ein weltweit verbreitetes Phänomen; sie stellen in fast allen Bereichen der Medizin eine klinische Herausforderung dar [1] [2] [3]. Die geklagten Beschwerden können meist einer von 3 Hauptgruppen zugeordnet werden [1]:

Schmerzen unterschiedlichster Lokalisation Funktionelle Störungen in verschiedenen Organsystemen wie Palpitationen, Schwindel, Obstipation oder Empfindungsstörungen Beschwerden aus dem Formenkreis von Müdigkeit und chronischer Erschöpfung

Die betroffenen Patienten sind typischerweise von einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden überzeugt und stehen einer integrierten psychosomatischen Betrachtung der Beschwerden häufig ablehnend gegenüber. Diese Ursachenzuschreibung erschwert den Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patienten-Beziehung und führt häufig zu langwierigen Krankheitsverläufen mit zahlreichen somatisch ausgerichteten Therapieversuchen. Die damit einhergehende, repetitiv erlebte Enttäuschung über die Beschwerdepersistenz trotz anfänglicher Hoffnung in den jeweils nächsten Therapieversuch führt nicht selten zu einer Unzufriedenheit mit dem aktuellen Behandler und zu konsekutiven Therapieabbrüchen und Arztwechseln – ein Phänomen, das auch unter den Begriffen „Doctor-Hopping” oder „Doctor-Shopping” bekannt ist. Das Krankheitsbild bedingt eine überproportionale, dysfunktionale und vor allem kostenintensive Inanspruchnahme des Gesundheitssystems. Diese erhöhte Inanspruchnahme besteht unabhängig von psychiatrischer und medizinischer Komorbidität [4] [5]. Bei den betroffenen Patienten bedingen diese Störungen eine starke Beeinträchtigung der Alltagsfunktion [6], und insbesondere bei schweren oder chronischen Verläufen gehen sie mit einer Häufung von depressiven und Angststörungen einher [7].

Literatur

PD Dr. med. Claas Lahmann

Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar
TU München

Langerstraße 3

81675 München

eMail: lahmann@tum.de