Der Klinikarzt 2010; 39(1): 49
DOI: 10.1055/s-0030-1248741
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Metastasiertes kolorektales Karzinom - Individualisierte Therapie passt sich einzelnen Patienten an

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01 February 2010 (online)

 
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Welcher Parameter für den Therapieerfolg beim metastasierten kolorektalen Karzinom der wichtigste ist, wird aus Patientensicht häufig anders definiert als durch die "harten" Endpunkte klinischer Studien. "Aus Patientensicht ist die Überlebensverlängerung das wichtigste Ziel", betont Dr. Dirk Arnold aus Halle-Wittenberg. Ebenfalls wichtig sei es, Symptome zu behandeln oder zu verhindern, Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu steigern "und schließlich die Hoffnung, einer der Patienten zu sein, die geheilt werden können", fasst Arnold zusammen. Surrogatparameter, wie die RECIST-Ansprechrate und Biomarker (z. B. KRAS-Status) können zwar einen Therapieerfolg anzeigen, jedoch stelle diese Veränderung für den Patienten noch keinen erkennbaren Nutzen dar. Die Erfolgsbeurteilung von Zulassungsbehörden und Kostenträgern differieren häufig von den klinischen Zielen: Für erstere ist die Nutzen-Risiken-Relation relevant, für die Kostenträger die Kosten-Nutzen-Relation. "Die Erfolgsbeurteilung beim metastasierten kolorektalen Karzinom ist daher heutzutage nur multidimensional, unter Einbeziehung verschiedenster Parameter abbildbar", erläutert Arnold.

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AGIG MAX-Studie: Individualisierte Therapie mit Bevacizumab

Für den Einsatz von Bevacizumab beim metastasierten kolorektalen Karzinom liegen prädiktive Biomarker trotz intensiver Forschungsaktivitäten bislang nicht vor, berichtet Priv.-Doz. Ralf-Dieter Hofheinz aus Mannheim. Derzeit erfolgt die Individualisierung der Bevacizumab-Therapie primär über die in Kombination eingesetzte Chemotherapie.

Für Bevacizumab haben sich die Anwendungsmöglichkeiten mit den auf dem diesjährigen ESMO vorgestellten Ergebnissen der AGIG MAX-Studie erneut erweitert. Die internationale dreiarmige Phase-III-Studie untersuchte die Kombination von Capecitabin vs. Capecitabin + Bevacizumab vs. Capecitabin + Bevacizumab + Mitomycin C für Patienten, die nicht für eine Oxaliplatin- oder Irinotecan-basierte Therapie infrage kommen [1]. In der Studie waren 471 Patienten mit einem medianen Alter von 67-69 Jahren eingeschlossen, "damit waren die Patienten älter als in den meisten anderen Studien", hob Hofheinz hervor. Davon sprachen 30 % auf Capecitabin, 30 % auf Capecitabin + Bevacizumab und 46 % auf die Kombination mit Mitomycin C an (C vs. CBM p = 0,006). Das progressionsfreie Überleben war in beiden Bevacizumab-Armen signifikant höher als unter der Capecitabin-Monotherapie (5,7 vs. 8,5 vs. 8,4 Monate; C vs. CB: HR = 0,63, p < 0,001; C vs. CBM: HR = 0,59, p < 0,001) (Abb. [1]). "Nach 2-3 Monaten trat für Studienarme mit Bevacizumab ein Benefit ein", betonte Hofheinz. Das Gesamtüberleben in den 3 Behandlungsarmen unterschied sich nicht signifikant (18,9 vs. 18,9 vs. 16,4 Monate). Die Lebensqualität war nach 3 und 6 Wochen vergleichbar. Jedoch traten in den Studienarmen mit Bevacizumab als Nebenwirkungen lediglich das Hand-Fuß-Syndrom (Grad 3-5: 16 vs. 26 vs. 28 %) und eine arterielle Thromboembolie (Grad 3-5: 0,00 vs. 2,5 vs. 3,8 %) signifikant häufiger auf.

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Abb. 1 AGITG MAX-Studie: Progressionsfreies Überleben.

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Vielversprechend auch für ältere Patienten

"Damit hat sich mit Capecitabin plus Bevacizumab ein weiteres aktives, niedrig toxisches Regime, das auch vielversprechend für ältere Patienten ist, als Therapieoption für Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom bewährt", folgert Hofheinz. Durch die Wahl des in der jeweiligen klinischen Situation am besten geeigneten Kombinationspartners lässt sich die Behandlungsintensität dem jeweiligen Therapieziel anpassen. "Auf diese Weise profitieren sowohl Patienten von dem Angiogenese-Hemmer, für die eine weniger aktive Therapie indiziert ist, als auch solche, die die effektivste jeweils verfügbare systemische Kombinationstherapie erhalten sollen", betont Hof-heinz.

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Ansprechen bei initial nicht resektablen Lebermetastasen

Neue Evidenz für den Nutzen einer Bevacizumab-haltigen Therapie bei Patienten mit primär irresektablen Lebermetastasen lieferte die prospektive single-arm BOXER-Studie [2]. In dieser Phase-II-Studie wurden 45 Patienten mit nicht resektablen oder zeitgleich mit dem Primärtumor diagnostizierten Lebermetastasen neoadjuvant mit Bevacizumab + CAPOX behandelt. 78 % der Patienten sprachen auf die Therapie an (CR = 9 0 %; PR = 69 %; SD = 16 %). Zur Zeit der Auswertung konnten 33 % der Patienten einer Leberresektion zugeführt werden (R0 56 %; R1 31 %; R2 13 %). Die Resektabilität wurde alle 4 Zyklen überprüft. Bevacizumab wurde im Median 10,8 Wochen vor der Operation abgesetzt. Das Regime wurde gut vertragen, es traten keine unerwarteten Nebenwirkungen auf und es wurden keine perioperativen Komplikationen beobachtet. Die Ergebnisse stärken damit die Evidenz für den sicheren Einsatz von Bevacizumab bei Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom und primär irresektablen Lebermetastasen sowie dem Ziel der sekundären Metastasenresektion.

stta

Quelle: Pressegespräch "Avastin® first line beim mCRC: mehr Leben! Eine Bewertung der Therapieergebnisse und ihrer Bedeutung für den Patienten", 2. Oktober 2009 in Mannheim. Veranstalter: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.

Die Autorin ist Redakteurin im Georg Thieme Verlag KG.

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Literatur

  • 01 Tebutt N , et al . Eur J Cancer Supplements. 2009;  7 321, Abstract 6001
  • 02 Cutsem E Van , et al . Eur J Cancer Supplements. 2009;  7 348, Abstract 6088
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Literatur

  • 01 Tebutt N , et al . Eur J Cancer Supplements. 2009;  7 321, Abstract 6001
  • 02 Cutsem E Van , et al . Eur J Cancer Supplements. 2009;  7 348, Abstract 6088
 
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Abb. 1 AGITG MAX-Studie: Progressionsfreies Überleben.