Rofo 2010; 182(4): 310
DOI: 10.1055/s-0030-1249439
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Diffusionsgewichtete MRT - Keine graduelle Einstufung der Leberfibrose möglich

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Publication Date:
14 April 2010 (online)

 

Die Stadiendiagnostik der Leberfibrose wird derzeit histopathologisch durchgeführt. Leberbiopsien weisen als invasives Verfahren eine gewisse Komplikationsrate auf und bei der Punktion sind nur Aussagen über das punktierte Areal möglich. Bei fibrotischen Veränderungen der Leber liegt aber häufig ein heterogenes Verteilungsmuster vor. Daher besteht ein Interesse daran, Biopsien durch ein bildgebendes Verfahren zu ersetzen. AJR Am J Roentgenol 2009; 193: 1556-1560

Sandrasegaran et al. untersuchten retrospektiv eine Kohorte von 78 Patienten mit verschiedenen Stadien der Leberfibrose. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 53 Jahren, 55 Patienten waren männlich, 23 weiblich. Als Ursache des Leberschadens lag bei 13 Patienten ein erhöhter Alkoholkonsum vor, bei 11 Patienten eine nicht alkoholische Steatohepatitis, bei 35 Patienten eine Hepatitis C, bei 8 Patienten eine Hepatitis B, bei 6 Patienten eine Autoimmunhepatitis und bei 5 Patienten verschiedene andere Erkrankungen. Bei allen Patienten war zwischen Oktober 2006 und März 2007 eine diffusionsgewichtete MRT der Leber mit einem 1,5-T-Gerät durchgeführt worden.

Mit einem mittleren Abstand von 2,4 Monaten zur MRT-Untersuchung wurden jeweils Leberbiopsien vorgenommen und die Biopsate wurden nach der Stadieneinteilung METAVIR beurteilt: F0 = keine Fibrose, F1 = portale Fibrose, F2 = Beteiligung von Septen, F3 = brückenbildende Fibrose ohne Zirrhose, F4 = Zirrhose. In der diffusionsgewichteten MRT wurde jeweils der ADC-Wert (ADC = Apparent Diffusion Coefficient) bestimmt.

Leberzirrhose. T1w GE-Aufnahme nach Kontrastmittelgaben zeigt grobknotige Veränderungen der Leberoberfläche und eine Einengung der Gefäße (a). In der T1w DE-Aufnahme nativ (b) sind hypointense Septen bei Leberzirrhose zu sehen, die einen Tumorbefall vortäuschen können (Bild: Rummeny E/Reimer P/Heindel W (Hrsg.). RRR - Ganzkörper MR-Tomographie. Thieme 2006).

Vorausgegangene Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen hatten gezeigt, dass der ADC-Wert in einer zirrhotischen Leber signifikant niedriger lag als in einer gesunden Leber. Ein Erklärungsansatz besteht darin, dass bei fibrotischen Leberveränderungen extrazellulär Kollagen, Glykosaminoglykane und Proteoglykane akkumulieren und damit möglicherweise die Diffusion von Wasser beeinträchtigen.

Beim Vergleich der histopathologischen Ergebnisse und der ADC-Werte zeigte sich, dass eine Diskriminierung zwischen dem Stadium F0 und dem Stadium F4 präzise möglich war: Hier lag die Sensitivität bei 96,3 % und die Spezifität bei 81,8 %. Eine Abgrenzung benachbarter Stadien war jedoch nicht möglich. Es fanden sich hinsichtlich des ADC-Werts auch keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit viraler Hepatitis vs. Patienten mit einer anderen Lebererkrankung.

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