Radiopraxis 2010; 3(1): 23-38
DOI: 10.1055/s-0030-1251887
CRTE – Continuing Radiological Technologist Education

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Steriles Arbeiten in der Angiografie – Gefahr für den Patienten durch Umgehung der natürlichen Abwehrschwelle

A. Brunner
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Publication Date:
05 May 2010 (online)

In Deutschland infizieren sich ca. 500 000 – 800 000 Menschen während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus zusätzlich zu ihrer Grunderkrankung. Nosokomiale Infektionen belasten den Patienten durch damit verbundene Schmerzen und Beschwerden, zudem verlängern und erschweren sie auch den Krankheitsverlauf. In manchen Fällen führen sie sogar zum Tod. Belegt durch Untersuchungen in Berlin und Freiburg und Studien der Deutschen Krankenhausgesellschaft erkranken 6,3–6,9 % der Patienten im Krankenhaus zusätzlich an einer solchen Infektion. Der häufigste Übertragungsweg sind die Hände. Nach Expertenmeinung ließen sich mindestens 20–30 % dieser Infektionen durch konsequente Hygiene vermeiden. In der Angiografie bekommt die Hygiene vor diesem Hintergrund einen immer größeren Stellenwert. Die Zunahme an Interventionen und gefäßchirurgischen Eingriffen in diesem Bereich gibt den durchzuführenden Maßnahmen eine zusätzliche Bedeutung.

Kernaussagen

  • Durch die Angiografie ergibt sich ein Infektionsrisiko, besonders bei Interventionen. Die natürliche Abwehrschwelle der Haut wird umgangen und dadurch kann es zu vermehrten Komplikationen kommen.

  • Sowohl die Verpackung, als auch das Sterilisationsverfahren und die anschließende Lagerung müssen dem Material angepasst sein.

  • Personen, die in der Angiografie tätig sind sollten sich den Hygienerichtlinien entsprechend kleiden und verhalten.

  • Die Händehygiene ist eine wesentliche Maßnahme, um eine Übertragung von Mikroorganismen zu vermeiden.

  • Grundlage zur Verhinderung von Kontaminationen ist das richtige Anziehen der sterilen Handschuhe.

  • Das Richten des sterilen Tisches erfordert Konzentration und vorausschauendes Planen und Handeln.

  • Wird er Hochdruckinjektor korrekt aufgebaut und verwendet, wird er nicht zum Infektionsrisiko für den Patienten.

  • Der Patient muss gut auf die Untersuchung vorbereitet werden. Dazu zählen u.a.:

    • Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen des Kontrastmittels

    • richtige und schonende Lagerung

    • Vorbereitung der Punktionsstelle durch Rasur und Desinfektion

    • korrekte Patientenabdeckung

  • Die Patientennachsorge mit Druckverband, Verhaltensregeln und Dokumentation im Nachsorgeprotokoll minimiert Komplikationen durch z.B. Ein- oder Nachblutungen.

  • Im Bereich des sterilen Arbeitens in der Angiografie unterstützt das Aushängen eines Reinigungs- und Desinfektionsplans die erforderlichen Maßnahmen und hält sie auf einem aktuellen Stand.

Literatur

Radiobonus

Wie dieser Artikel wieder einmal deutlich zeigt, ist steriles Arbeiten zur weitesgehenden Vermeidung nosokomialer Infektionen wichtig und auch möglich. In ihrem Buch „Nosokomiale Infektionen, Prävention - Labordiagnostik - Antimikrobielle Therapie“ vertieft Ines Kappstein das Thema dieses Artikels. Sie vermittelt die notwendigen Grundlagen und gibt klare Handlungsanweisungen für Prävention, Diagnostik und Antibiotikatherapie. 3 Exemplare dieses Buches verlosen wir unter den Lesern, die die CRTE-Fragen zu diesem Fortbildungsartikel bis zum 31. Mai 2010 beantworten.

Korrespondenzadresse

Astrid Brunner

TRA-Schule am Klinikum Nürnberg

Prof.-Ernst-Nathan-Str.1

D-90419 Nürnberg

Phone: +49(0)911 /3983702

Email: a.brunner@klinikum-nuernberg.de

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