Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(2): 56
DOI: 10.1055/s-0030-1253126
Pflege

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Publication Date:
25 March 2010 (online)

 

Martina Kern, Rubrikenherausgeberin

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

1989 machte ich meine ersten praktischen Erfahrungen mit Palliative Care in einem Hospiz in England. Während ich im Dienst war, bekam eine Bewohnerin plötzlich eine Luftnotattacke. Ich suchte nach einem Sauerstoffanschluss in der Wand, um sie, wie ich es in solchen Notsituationen reflexartig gewohnt war, mit Sauerstoff zu versorgen. Während ich noch hektisch unterwegs war, kam eine Krankenschwester, die eine große Ruhe ausstrahlte und mit wenigen Worten und Taten die Bewohnerin so beruhigen konnte, dass sie wieder ausreichend Luft bekam. "Wie hast Du das gemacht?" fragte ich. Ich selbst war ganz atemlos geworden. Sie erklärte mir ruhig und sachlich, dass sich Atemnot schnell vom Patienten auf uns überträgt, wir unbewusst den schnellen Atemrhythmus übernehmen und damit auch die Gefühle von Beklemmung und Stress. Und sie machte mir deutlich, dass auch ich Angst hatte, dass die Patientin qualvoll ersticken könnte. Dies war aufgrund der Erkrankung aber gar nicht wahrscheinlich.

In dieser Situation habe ich gelernt, wie wesentlich es ist, unser Handeln rational zu durchdringen. Mir hat es geholfen, Fantasien von tatsächlichen Gefahren unterscheiden zu lernen und Übertragbarkeiten zu vermeiden, in dem ich bewusst und ruhig meinen eigenen Atemrhythmus beibehalte.

Inzwischen gibt es Literatur und einige Forschungsergebnisse zum Umgang mit Dyspnoe. Wir haben dieses Thema zum Schwerpunkt dieser Ausgabe gemacht, um Ihnen einen Überblick über Ursachen, Therapiemöglichkeiten und die Rolle der Behandler in der Begleitung von Patienten mit Luftnot zu geben.

Ihre

Martina Kern

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